zurück 20.11.1923, Dienstag ID: 192311205

Brief von Max Auer an Richard Heller:
 
"                       Vöcklabruck 20. XI.923
 
Hochverehrter Herr Regierungsrat!
 
Vielen herzlichen Dank für Ihr wertes Schreiben [15.11.1923] und die hochinteressanten authentischen Mitteilungen über des Meisters Krankheit.
Selbstverständlich werde ich dieselben bei Neuauflage meines Buches verwenden, denn mir liegt ja einzig daran alles der Wahrheit gemäß darzustellen. Leider lagen mir hauptsächlich die Wiener Zeitungsberichte vor, die aber nur Schrötter, Sorger (wie es dort heißt) und Dr. Weißmayr (der den Tod konstatiert haben soll, erwähnen.
Ich zweifle aber nicht im Geringsten an der Richtigkeit Ihrer Darstellung; im Gegenteil erscheint mir die Geschichte mit dem Bilde sehr verdächtig, als wollte man Ihre Person absichtlich beiseite schieben.
Das Bild erhielt ich von Bruckners Bruder Ignaz, der es von Schrötter erhalten hatte u. zwar so wie es in meinem Buche reproduziert ist.
Ich bin sehr erstaunt darüber, daß man Ihr Bild weg retouchiert hat. Ich werde mir übrigens erlauben Herrn Regierungsrat einmal aufzusuchen und Sie um weitere Einzelheiten zu fragen. So bin ich mir z. B. über ‚Meißner’ nicht recht klar.
Ihr dem Meister ausgestelltes Zeugnis habe ich hier in 2 gleichlautenden Exemplaren von Ihrer Hand geschrieben. Ich konnte die Unterschrift nie recht entziffern, da mir Ihr Name Name eben in Verbindung mit Bruckner nie untergekom[m]en war. Ich dachte an Graf Huin [Huyn], weil ich Dr Heller als Feldzeugmeister Huin las. Durch Ihre freundl Schreiben war ich aber selbst schon dahinter gekom[m]en, daß Sie der Schreiber sind u. wollte gelegentlich darüber anfragen. Auch die Brief-Auszuge (an Ihre Frau) bezügl Ihrer Besuche bei Bruckner habe ich unter dem Material gefunden. Ihr ausführlicher Bericht ist mir nun besonders wertvoll. Da vorderhand gar keine Aussicht besteht, daß Göllerich's Werk fortgesetzt wird (in Deutschland kann weder gedruckt noch gekauft werden) so werde ich wohl in einer Neuauflage meines Buches zunächst die Sache richtig stellen. Aber das deutsche Elend verzögert auch das. Fürböck will ich nun selbst wegen Ihrer wertvollen Reliquie angehen.
Es empfiehlt sich Ihnen, hochverehrter Herr Regierungsrat in ausgezeichneter Hochachtung    Ihr ergebenster
                        Max Auer.
[am rechten Rand senkrecht eingefügt:]
"Auch das Bild [IKO 83a] muß dann im Original gebracht werden."


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 192311205, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-192311205
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11