Schreiben (Postkarte) von Josef Venantius von Wöss an Amalie Löwe:
Über Ferdinand Löwes Verdienste um Bruckner (*).
Die Reichspost Nr. 188 berichtet auf S. 8f vom Konzert am 18.6.1932 (mit dem 22. Psalm), signiert "- l":
„ – Eine Bruckner-Uraufführung in Wien. Vor einigen Tagen fand im Festsaal des Technischen Museums ein Haydn-Beethoven-Bruckner-Festkonzert der Bundeserziehungsanstalt Wien XIII. unter Leitung der Professoren Dr. W. Lehner und L. Daxsperger statt. Der Abend – zur Aufführung gelangten zwei Sätze der Oxfordsinfonie von Haydn, ferner Teile aus der „Schöpfung" und den „Jahreszeiten", das Klavierkonzert in C-Dur von Beethoven, endlich der 23. Psalm, ein Jugendwerk A. Bruckners für gemischten Chor und Begleitung, die Professor Daxsperger für großes Orchester instrumentiert hatte – brachte den Veranstaltern einen ganz ungewöhnlichen künstlerischen Erfolg, der auch gemessen an den sonst gewohnt hohen Leistungen der Bundeserziehungsanstalten außerordentlich genannt werden muß. Imponierend vor allem war die ebenso wuchtige als fein differenzierte Klangfülle der Chöre, überraschend die Leistung des Orchesters, der auf weite Strecken nichts Schülerhaftes anzumerken war und das sich sowohl im Zusammenklang mit dem Chor als auch solistisch. besonders im Scherzo der Sinfonie als auch in der Begleitung, subtilsten Anforderungen voll gewachsen zeigte. Den Höhepunkt der Aufführung bedeutete die wunderbare Wiedergabe des 23. Brucknerpsalms. der bisher in Wien noch nicht zu hören war. Besonders zu loben sind die Leistungen der Solisten, des Herrn Professors Gindra-Vady,der Frau M. Widl, der Zöglinge Dworak und Dalavilla, deren schöne Knabenstimmen Aufsehen erregten, sowie auch des vortrefflichen Pianisten, des Zöglings R. Keßler, der in dem Beethovenklavierkonzert überraschend reifes Einfühlungsvermögen auswies. Alles in allem war es ein Abend, der für den mit den hohen künstlerischen Leistungen des Heimes der Bundeserziehungsanstalt XIII. nicht Vertrauten ein unerwartet künstlerisches Erlebnis werden mußte. – l“ (**).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 193207075, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-193207075letzte Änderung: Feb 05, 2025, 9:09