Bericht über das Konzert vom 15.5.1870 [»Mitternacht« WAB 80] in der Linzer Tages-Post Nr. 113 auf S. 2:
»Das fünfundzwanzigjährige Jubiläum der Liedertafel "Frohsinn" in Linz. | II. | Einen imposanteren Abschluß hätte das Liedertafelfest kaum finden können, als durch das am 15.. d. M. Abends in der Volksfesthalle abgehaltene Festkonzert. [...] Das fast zu reichhaltige Programm [...] enthielt in der ersten Abtheilung noch Chöre von Schubert, F. Mair, Herbeck, Bruckner, Engelsberg und Hanns Schläger. Die Chöre: »Um Mitternacht« von Bruckner und »An die Muse des Gesanges« von Schläger wurden von den Komponisten, welche Ehrenmitglieder der Liedertafel sind, dem Vereine zum Jubelfeste gewidmet. [/] [...] Bruckner hat mit seinem neuen Chore abermals bewiesen, daß seine eigenliche Domäne die »Tonmalerei« ist; er war daher diesmal mit der Wahl des Textes (von J. Mendelssohn) ungewöhnlich glücklich; denn derselbe gab ihm überreiche Gelegenheit, »Das Glüh'n der Blumen im Mondenlicht«, »Den Sternenglanz«, »Das Kosen der Blumen mit der Blätter Pracht im süßen Zauber der Mitternacht« und andere süße Mondscheingefühle musikalisch auszudrücken. Bruckner ist ganz gewiß ein bedeutendes musikalisches Talent, nur scheint es uns, daß ihn seine hochfliegende Fantasie und ein gewisser Hang zum Pizarren [sic] nicht immer das richtige Maß in der Behandlung des Stoffes finden lassen. Dieser Gefahr ist er diesmal entgangen. Dichter und Kompositeur haben sich verstanden.«
[... erwähnt werden noch die anderen aufgeführten Werke, das Orchester (Mitglieder von Musikkapellen), Chormeister Wilhelm Gericke, Dr. Habison und Karl Kerschbaum. Keine Signatur]
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187005195, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187005195letzte Änderung: Okt 16, 2024, 8:08