zurück 7.11.1875, Sonntag ID: 187511075

Bei der von J. B. Krall organisierten Feier des 50jährigen Bestehens des Kirchenmusikvereins bei St. Karl wird Beethovens C-Dur-Messe unter Hellmesbergers Leitung aufgeführt, Chordirektor ist Herr Rupprecht. Solisten: Frau Leeder, Frl. Marschall, Herren Adams und Mayerhofer; Bruckner wirkt als Organist mit. Die Festpredigt hält Pater Hermann Schubert, ein Bruder Franz Schuberts. (*).

1. Philharmonisches Konzert - das erste unter Hans Richters Leitung - mit Werken Wagners (war anwesend), Bachs und Beethovens (3. Sinfonie) (**).

Bruckner beendet die Partitur[skizze?] des Finales der 5. Symphonie (***).

In einem Bericht des Grazer Volksblatts Nr. 255 [auf S. 5] über die neue Orgel in St. Florian wird Josef Seiberl mit Bruckner verglichen:
          "Die größte Orgel Oesterreich's.
     Dieselbe befindet sich in dem Stifte St. Florian in Oberösterreich. [... der Autor hatte Seiberl besucht ... Beschreibung der Orgel und ihrer Register ... Seiberl spielte Fuge über BACH ...]
     Herr Seiberl besitzt nicht nur eine große technische Fertigkeit, mit welcher er das kolossale Instrument zu behandeln versteht, sondern er spielt, was noch weit mehr zu schätzen ist, mit tiefem Gefühle. Fachkenner behaupten, daß Seiberl dem berühmten Hoforganisten Bruckner in Wien würdig zur Seite stehe.
     Wir glauben nur einer Pflicht zu genügen, wenn wir auf Mauracher's Riesen=Orgel, dieses wahre Kunstwerk durch heimische Kraft geschaffen, welches noch nicht, wie es dasselbe verdient, genugsam bekannt ist, und auf jenen Mann, der es so meisterhaft zu behandeln versteht, unsere geehrten Leser aufmerksam machen.
       Prof. Dr. Eugen Retoliczka." (°).

Von der Orgeleinweihung am 18.10.1875 berichtet auch die Grazer Vorstadt-Zeitung Nr. 121 auf S. 1f, signiert "F. N.":
Die große Orgel in der Stiftskirche St. Florian nächst Linz.
     Wer hätte nicht früher schon gehört von der großen Orgel in der Stiftskirche St. Florian, und wer sie gehört, nicht ergriffen worden sein von der mächtigen Fülle der Töne dieses großen Werkes; [... über die Geschichte und den Neubau der Orgel, den Jodok Stülz kurz vor seinem Tod veranlasst habe ...]
     Diese Orgel wurde am Vorabende des Namensfestes des besonders wegen seiner Menschenfreundlichkeit allgemein hochgeachteten hochw. Hrn. Prälaten Moser, zum ersten Male in seiner [sic] ganzen Vollendung, von dem weltberühmt gewordenen Hoforganisten und Professor Bruckner, sowie seines Nacheiferers [sic] dem tüchtigen Stiftsorganisten und Tenoristen Seiberl, in Gegenwart mehrerer kirchlichen [sic] Würdenträger, und einem ausgewählten Publikum [sic] aller Stände von Nah und Ferne gespielt.
     Was nun die künstlerischen Hände dieser beiden Organisten abwechslungsweise auf dem neugeschaffenen kolossalen Werke des großen Meisters Mauracher geleistet haben, war wahrhaft großartig.
     [... Lob für den Klang der Orgel ...] - Dieses ausgezeichnete Tonwerk steht nun da als Zierde und Kunstwerk des Stiftes St. Florian und des Landes Oberösterreich. Wolle es jederzeit seine Meister loben.         F. N." (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187511075, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187511075
letzte Änderung: Apr 05, 2024, 19:19