zurück 18.12.1877, Dienstag ID: 187712185

Kritiken zur 3. Symphonie:

Signiert »h.« (Hanslick) in der »Neuen Freien Presse« Nr. 4782 auf S. 6f:
          »Concerte.
      h. Das zweite Abonnements=Concert der Gesellschaft der Musikfreunde war von keiner glücklichen Hand zusammengestellt. [...] Den Beschluß machte eine neue Symphonie (Nr. 2 [sic!], D-moll) von Anton Bruckner, k. k. Hoforganist und Professor am Conservatorium. Wir möchten dem als Mensch und Künstler von uns aufrichtig geachteten Componisten, der es mit der Kunst ehrlich meint, so seltsam er auch mit ihr umgeht, nicht gerne wehthun. Darum setzen wir an die Stelle einer Kritik lieber das bescheidene Geständniß, daß wir seine gigantische Symphonie nicht verstanden haben. Weder seine poetischen Intentionen wurden uns klar - vielleicht eine Vision, wie Beethoven's "Neunte" mit Wagner's "Walküren" Freundschaft schließt und endlich unter die Hufe ihrer Pferde geräth - noch den rein musikalischen Zusammenhang vermochten wir zu fassen. Der persönlich dirigirende Componist wurde mit Beifall begrüßt und am Schlusse von einer bis zu Ende ausdauernden Fraction des Publicums für die Flucht der Uebrigen durch lebhaften Applaus getröstet. [... über andere Konzerte (u. a. Rudolf Weinwurms). Keine Schlußsignatur]« (*).

Eduard Schelle in der »Presse« Nr. 347 auf S. 8, signiert »E. S.«:
      »(Gesellschafts=Concert.) Das zweite Gesellschafts=Concert der Musikfreunde am Sonntag Mittags war, wie wir vernehmen, das letzte, in welchem wir Hellmesberger am Dirigentenpulte sahen. [... zur Programmfolge ... Lob für Schuch-Proska ... »kleine bleiche Stimme« ... »Silberklang ihres Staccato« ... Grün, der »geschmackvoll und sogar rein vortrug« ...] Die "Symphonie" von Bruckner lieferte abermals einen Beweis von der schöpferischen Kraft des Componisten. Sie enthält einen Fonds von Gedanken, aber leider tritt ihrer Wirkung die unendlich zerfahrene und in die Breite gezerrte Form des Satzbaues hinderlich entgegen. Herr Bruckner erhielt indeß von mehreren Seiten ermunternde Zeichen anerkennender Theilnahme. E. S.« (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187712185, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187712185
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11