zurück 13.1.1886, Mittwoch ID: 188601135

Kritik des »Te deum« [10.1.1886] von Theodor Helm in der Deutschen Zeitung Nr. 5039 auf S. 1f:
      »Bruckner's Te Deum.
(Zum erstenmal mit Orchester im dritten Gesellschafts=Concert aufgeführt am 10. Januar 1886.)
    Das musikalische Ereigniß des Tages ist der glänzende Erfolg von Bruckner's Te Deum im dritten Gesellschafts=Concert. Es war ein ganzer, voller Erfolg nicht nur vor einigen enthusiastischen Anhängern unseres genialen Landsmannes, sondern vor der Masse des Publicums. Wir haben Leute stürmisch applaudiren gesehen, welche sonst für Bruckner's kühne Muse nur Hohn und Spott oder ein vornehmes Stillschweigen in Bereitschaft hatten; ein durch seine entschiedene Gegnerschaft sattsam bekannter Conservatoriums=Professor sprach das geflügelte Wort: „Das ist der deutsche Berlioz, nur daß ihm (Bruckner) immer auch musikalisch etwas einfällt, wo der französische Berlioz oft vergebens nach Gedanken ringt.” [... ausführliche Besprechung des Werkes ... Ausführung mit Mängeln: Blechbläser zu brutal, Chor »gerieth öfter ins Schwanken« ...] geradezu ungenügend war, mit einziger Ausnahme des Tenoristen Herrn Erxleben, das Solo=Quartett. [... Lob für das Engagement des Akademischen Wagner-Vereins ...] Theodor Helm.« (*).

Bericht über dasselbe Konzert und das vom 7.1.1886 (mit dem Quintett) im Neuen Wiener Tagblatt Nr. 13 auf S. 5, signiert »W. Fr.« [Wilhelm Frey]:
    »Konzerte. Das Programm des am vergangenen Sonntag stattgehabten dritten Gesellschaftskonzertes war in seiner Totalfärbung etwas monoton, befand sich seinem sehr ernsten Inhalte nach zu der herrschenden Faschingsstimmung auch in einigem Gegensatz - es bot aber außer „Mirjam's Siegesgesang” von Schubert, noch zwei höchst interessante und anregende Stücke und das wirkte versöhnend. [... über Schütz ...] Den Schluß bildete Anton Bruckner's „Te deum” für Soli, Chor und Orchester. [...] ein stetes Ringen nach festen und geschlossenen Formen, nach einem einheitlichen großen Styl und man muß es sagen, daß dieses Ringen seine hohen Ziele in vielen Stellen erreicht. [...] da wirkt dieses Te deum mit voller Kraft und das Publikum wurde nicht müde, den Autor immer und immer wieder stürmisch auf das Podium zu rufen. - [... über Gustav Walters Liederabend, Hellmesbergers Quartettabend, ohne Bruckners Quintett zu erwähnen, und einen Liederabend Rappoldi/Joachim im Bösendorfersaal ...] leider war aber die musikalische Soirée nicht sehr stark besucht. Die Leistungsfähigkeit unseres in dieser Saison besonders schwer geprüften Konzertspublikums [sic] hat eben auch ihre Grenzen.     W. Fr.« (**).

[schon am 10.1.1886 geschrieben?] Brief Rudolf Weinwurms an Bruckner:
    Über den grandiosen Eindruck des aufgeführten »Te deum« (***).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188601135, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188601135
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11