zurück 24.1.1886, Sonntag ID: 188601245

Hinweis auf die heutige Kirchenmusik
in der Deutschen Zeitung Nr. 5050 auf S. 6 (*)
und in der »Presse« Nr. 24 auf S. 13 (Kalendarium im Local-Anzeiger) (**).

Bruckner wirkt als Organist beim Gottesdienst um 11 Uhr in der Augustinerkirche mit, bei dem unter Eders Leitung Werke von Führer (Messe), Seyler (Graduale) und Kempter (Offertorium) aufgeführt werden (***).

(°) Kritik über das »Te deum« [10.1.1886] und das Quintett [7.1.1886] in Kastner's Wiener Musikalischer Zeitung 1 (1885/86), Nr. 17 S. 292f:
           »Wiener Concertbericht.
    Wenn wir uns nunmehr anschicken, über das letzte Concert der Gesellschaft der Musikfreunde zu berichten, so fühlen wir uns unwillkürlich gedrungen, zumeist über die Novität des Concertes, Bruckner's "Te Deum" zu sprechen [... kurz über die anderen Werke ...] Das Wiener Concertpublicum hatte eine alte Ehrenschuld an den unfraglich hochbegabtesten aller heute lebenden österreichischen Componisten abzutragen, und Keiner, der am Sonntag die Aufführung des Werkes mit angehört, wird wieder vergessen, welche Fülle überzeugendster Wirkungen von dieser originalen Erscheinung ausstrahlen kann. [... durch die Bindung an einen Text diesmal konzise Form ... ausführliche Schilderung des Werkverlaufes ... wie Beethoven sprenge Bruckner den Rahmen des Kirchlichen, unterwerfe sich nicht "den archaistischen Anforderungen einer dort postirten Polizei" ... Bruckner habe mehr Geist und übertreffe Berlioz, der nur mehr »esprit« habe] als Bruckner, ein Element, welches die Kirchenmusik weniger als die profane duldet.
    Quartett Hellmesberger. Der letzte Productionsabend des genannten Quartetts brachte Anton Bruckner's Quintett in F-dur, dessen vorjähriger durchgreifender Erfolg sich wiederholte. [... verborgene Schönheiten, aber] die Unmittelbarkeit der thematischen Erfindung und ihr heimatlicher Charakter nehmen den Hörer sogleich gefangen. [... im Adagio unvergesslicher Ausdruck ... eher Anklänge an Schubert als an Wagner ...] Es ist die sich aufdrängende Empfindung des Ursprungs aus demselben Boden, ein landsmannschaftlicher Zug der Thematik. [... über die anderen Programmnummern ...] Eine entzückende Aufführung von Schubert's C-dur Quintett, mit welcher Hellmesberger begeisterte Anerkennung erntete, schloss den Abend. [Signatur:] pi« [als griechischer Buchstabe] (°).
    Auf S. 295 wird das Kölner Konzert mit der 7. Symphonie [7.1.1886] besprochen:
»Köln. (Orig.-Corr.) VI. grosses Gürzenich-Concert unter der Leitung von Prof. Dr. Franz Wüllner. [...] Hätte der grössere Theil des Publicums der Haupt- und Generalprobe der Bruckner'schen Symphonie beiwohnen können und wäre so mit dem Werke vertrauter geworden, wir hätten ganz gewiss einen anderen Erfolg zu melden. [... mehrmaliges Hören von Vorteil ... hervorragende Begabung ... zuviele Modulationen ... Unvermitteltes und Gewaltsames ... Adagio der wertvollste Satz, Scherzo wirkungsvoll, Trio weniger ...] An Erfindung und fesselnder Durcharbeitung steht der vierte Satz allen anderen nach. Glänzend und farbenreich ist die Instrumentation und zeigt uns in Allem den auf der Höhe der Jetztzeit stehenden Musiker. Es ist ein Werk, das unser grösstes Interesse herausfordert. Die Aufführung war ganz vorzüglich.« [... kurz über die anderen Werke ... Signatur:] A. L.«] (°°).
    Die »Zeitschriften-Revue« auf S. 303 verzeichnet die Artikelreihe über Bruckner im Musikalischen Wochenblatt Nr. 3 [z.B: 14.1.1886, 21.1.1886] (»[...] Anton Bruckner (Forts.). [...]«) und Hanslicks Besprechung des »Te deum« in der Neuen Freien Presse vom 19.1.1886 (»[...] Tedeum von Bruckner [...]«) (°°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188601245, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188601245
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11