zurück 27.3.1886, Samstag ID: 188603275

Besprechung der 7. Symphonie durch Dr. Hans Paumgartner [vgl. Anm.!] in der Wiener Abendpost (Beilage zur Wiener Zeitung) Nr. 70 auf S. 1 - 3:
           »Feuilleton.
                Musik.

Die siebente Symphonie (E-dur) für großes Orchester von Anton Bruckner. In Wien zum ersten Male aufgeführt im siebenten philharmonischen Concerte am 21. März 1886.
    Die Philharmoniker haben verflossenen Sonntag eine künstlerische Ehrenschuld mit Glanz eingelöst durch die ausgezeichnete Aufführung der siebenten Bruckner'schen Symphonie. [... Erfolge im Ausland ...]
[Text ab hier wortgetreu bei 37/451ff, mit folgenden Abweichungen: giebt ... seine vorzeitige ... Störrige ... Tonarten kursiv ] [... in Wien aber Tendenz zum Modepublikum, eine Art Promenade mit Musik ...]
Die letzte Programmnummer ist stets das traurige Opfer der Sehnsucht nach der Garderobe und der warmen Mittagssuppe
[... auch bei Beethoven ... mit Beziehung auf einen Brahms-Freund (Hanslick): Berufspflicht des Kritikers sei es, alles anzuhören ... diese Kritiker hätten ihre erzieherische Aufgabe vergessen ...]
Doch kann man ja wohl mit vollster Ueberzeugung Brahms, diesen bedeutenden Künstler, hoch in Ehren halten und doch dabei für eine Symphonie von Bruckner sich begeistern. [... Gegensätze in der Kunst sind das Werk] verwerflicher Unduldsamkeit.
    Doch wenden wir uns mit erleichtertem Gemüthe ganz und voll dem Bruckner'schen Meisterwerke wieder zu:
    Wie bei allen Bruckner'schen Werken, so ist auch bei der siebenten Symphonie [... Text bei 37/451ff, bis:] Gedanken gestaltet hat. Gleich der erste Satz seiner »Siebenten« [... ausführliche Besprechung des Werkes ... das Finale, nicht sofort eingängig, werde bald »ein Lieblingsstück jedes Musikers« ... Bruckner werde sich nun durchsetzen ...] Ein günstiges Geschick lasse den Meister der Symphonie unserer Zeit seinen Ruhm noch voll und ganz erleben und genießen.
                dr. h. p.« (*).

(**) Artikel Deublers (datiert 23.3.1886) über die Aufführung am 21.3.1886 im Linzer Volksblatt Nr. 70 auf S. 1:
»Anton Bruckner's VII. Symphonie.
     St. Florian, 23.März. Am verflossenen Sonntag führten die "Philharmoniker", (d. h. die Mitglieder des k. k. Hofopern=Orchesters) im großen Musikvereins=Saale in Wien Anton Bruckner's VII. Symphonie in E-dur auf, in welcher der Componist, wie er selbst versichert, das Andenken des dahingeschiedenen Tonmeisters Richard Wagner feiert, während Bruckner's III. Symphonie, gewöhnlich "Wagner=Symphonie" betitelt, demselben Meister noch bei dessen Lebzeiten gewidmet und von ihm auch sehr hochgeschätzt wurde.
    Dem Berichterstatter war es gegönnt, dieser Aufführung beizuwohnen und Zeuge des großartigen Erfolges zu sein, den unser geliebter Landsmann Bruckner errang. [...]
     Großartigkeit der Conception und Tiefe der Gedanken, vollendete Formengewandtheit [... spezielles Lob für das Adagio ...] und als er [der Berichterstatter] nach dem Concerte das Glück hatte, den Componisten selbst hierüber zu befragen, bezeichnete er diese Interpretation seines Werkes als die vollkommen richtige und von ihm selbst intendierte. [... glänzende Aufführung, großartiger Beifall, dennoch seien negative Urteile, Ausfälle und Spötteleien über Bruckner zu erwarten,] hatten wir ja doch schon während des Concertes Gelegenheit, das unqualificirbare Benehmen und den feinen Anstand (?) einiger Söhne und Töchter Israels in nächster Nähe zu beobachten. [... zunehmende Anerkennung sei sicher, auch bei den Philharmonikern ...] und werden nach des Dirigenten Hans Richter Versicherung - wir waren Ohrenzeugen - künftighin neue Werke Bruckner's nicht mehr zuerst im Auslande aufgeführt werden.
    Nach dem Finale wurde unserem Tonmeister Bruckner, der nach jedem Satze wiederholt gerufen wurde, vom Präsidium des Wagner=Vereines in Wien ein riesiger Lorbeerkranz mit rother Seidenschleife überreicht, was im Publicum einen enthusiastischen Beifallsturm hervorrief. Der bescheidene Bruckner aber wollte alle Ehre, alles Verdienst nicht sich, sondern dem (freilich hochverdienten) Dirigenten und seinem unübertrefflichen Orchester zuerkannt wissen.
           Bernhard Deubler.« (**). [siehe die Anmerkung]

Ein Inserat in der Österreichischen Buchhändler=Correspondenz Nr. 13 auf S. 14 informiert, dass der "Germanenzug" nun bei einem anderen Verlag zu beziehen ist:
     "Nachstehend verzeichnete sechs Preis-Massen-Chöre vom ersten oberösterreichischen Sängerfeste gingen aus dem Verlage von J. Kränzl-Ried in unseren Besitz über; wir bitten hievon gefl. Kenntniss nehmen und bei Bedarf gütigst von uns verlangen zu wollen:
Bruckner Anton, Germanenzug. (A. Silberstein) vollst. Partitur fl. 3.-, Chorstimmen fl. -.72
Mayrberger, C., [... Neeb, Santner, Rudolf Weinwurm, S. A. Zimmermann ...]
     WIEN.
          Rebay & Robitschek.
     Specialität: Chorgesangs-Musik." (***).

(Brief von Joh. Bap. Katschthaler (Salzburg) an Bernhard Deubler:
     Dankt für die Rezension einer seiner Schriften. Ob er sich bei einem kirchenmusikalischen Fortbildungskurs in Salzburg (26.7.1886 bis 2.8.1886) mit einigen Vorträgen beteiligen könne? (°)).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188603275, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188603275
letzte Änderung: Jun 10, 2024, 7:07