zurück 14.4.1886, Mittwoch ID: 188604145

Brief Fiedlers an Hildebrand:
     Über eine musikalische Matinée, die er zu Ehren Bruckners in München [6. bis 8.4.1886] veranstaltet hatte.

     »[...] Meine Mutter blieb bis Sonnabend und dazwischen war Bruckner hier zur Aufführung eines Tedeums von ihm; ihm zu Ehren hatten wir eine musikalische matinée bei uns [...]« (*).

Bruckner und Klose fahren abends nach Linz ab (**). Sie treffen in der Nacht des 15.4.1886 ein, planmäßige Ankunft um 1:26 Uhr (**a).
Bruckner erinnert sich während der Fahrt stirnrunzelnd an die gestern erzählte Anekdote über den frivolen Scherz anläßlich der Stimmtonkonferenz [16.11.1885?] und Liszts Verhalten (***).
Bruckner wohnt im Gasthaus »Kanone« (**).

Aufführung des »Te deum« (mit Klavier, ohne Orchester (°) im 3. Konzert des Philharmonischen Vereins unter Mottl in Karlsruhe. Mitwirkende: Frl. Fritsch, Frl. Friedlein, die Herren Rosenberg und Deycks. Aufgeführt werden außerdem ein Chor aus der Kantate "Bleib bei uns" von J. S. Bach, "Mirjam's Siegesgesang" von Franz Schubert und Gesangsoli von Gluck, Beethoven und Schubert (°°).

Die Linzer Zeitung berichtet auf S. 399 vom Konzert am 11.4.1886 [siehe auch die Anmerkung]:
      »Gründungsconcert des "Gutenbergbund". [...] Sehr hübsch wurden "Amaranths Waldeslieder" von Anton Bruckner, für Sopransolo (Fräul. Reiter), Soloquartett und Frauenchor eingerichtet, vorgetragen. Diese Waldeslieder, von Bruckner Ende der Fünfziger=Jahre für eine Sopranstimme mit Clavierbegleitung componirt, haben durch das vom Chormeister Herrn Reiter besorgte Arrangement nur gewonnen; jedenfalls weist schon die reiche, oft orgelmäßige Figuration in der Clavierbegleitung darauf hin, die Melodie einem Chore anzuvertrauen. [... über die anderen Programm-Nummern, die Mitwirkenden und die Prominenz im Publikum ...] [Signatur:] K.« (°°°)

und meldet auf S. 398, daß Bruckner beim morgigen Konzert anwesend sein wird:
      » * (Liedertafel "Frohsinn".) Wir haben die gewiß für jeden Besucher des Gründungsfestes erfreuliche Mittheilung zu machen, daß Meister Bruckner dem Concerte anwohnen werde und dürfte dies gewiß für die Mitwirkenden der höchste Sporn sein, ihr Bestes zu leisten.« (#).

Eine entsprechende Notiz erscheint auch in der Linzer Tagespost Nr. 85 auf S. 4:
      » § Liedertafel "Frohsinn". Wir haben die gewiß für jeden Besucher des Gründungsfestes erfreuliche Mittheilung zu machen, daß Meister Bruckner dem Concerte anwohnen werde. Es wird dies für die Mitwirkenden gewiß der höchste Sporn sein, ihr Bestes zu leisten. [... Hinweise zum Vorverkauf ...]« (##)

und im Linzer Volksblatt Nr. 85 auf S. 2:
     » - Liedertafel "Frohsinn". Wir haben die gewiss für jeden Besucher des Gründungsfestes erfreuliche Mittheilung zu machen, daß Meister Bruckner dem Concerte anwohnen werde. Es wird dies für die Mitwirkenden gewiss der höchste Sporn sein, ihr Bestes zu leisten. [... über den Kartenvorverkauf ...]« (###).
 
Die Linzer Tages-Post erwähnt Bruckner außer auf S. 4 (siehe ##) auf S. 1 auch in der Besprechung der Aufführung des "Te deum" am 7.4.1886 in München, signiert "J. Sch-r.":
               "Aus dem Reiche.
     Das Tagesgespräch in der bairischen Haupt= und "Residenz"=Stadt [... König Ludwig II. residiere sehr selten in München ... derzeit ist Kaiser Franz Joseph in München ...]
     Aber wenden wir uns von diesem Bilde krachend zusammenstürzender, phantastischer Königsburgen einem freundlicheren Bilde zu. Ein Beifallssturm durchrauscht den Concertsaal; auf dem Podium erscheint wiederholt der Componist, freudig, aber in der ihm eigenen schlichten und bescheidenen Weise den schönsten Lohn des Künstlers erntend, den begeisterten Beifall eines durch seine Schöpfung hingerissenen Auditoriums. Es ist eine wohlbekannte Gestalt, es sind vertraute Züge, die Gestalt, die Züge eines Mannes, den Oberösterreich mit Stolz den Seinen nennt und mit erhöhtem Stolze, seit dem Künstler - leider erst an der Schwelle des Greisenalters - auch der Ruhm zutheil geworden, der ihm solange versagt geblieben, es ist Meister Anton Bruckner, dessen Tedeum für Chor, Soli, Orchester und Orgel vergangenen Mittwoch unter Leitung des Hofkapellmeisters Levi in der musikalischen Akademie zur ersten Aufführung gelangte, wobei die Soli von Mitgliedern der Hofoper, die Chöre von der kgl. Vocalkapelle und dem Hoftheaterchor gesungen wurden. Die Aufnahme der herrlichen Schöpfung, welche den Geist wahrer Größe und Erhabenheit athmet und in welcher sich Bruckner den Meistern des oratorischen Stils an die Seite stellt, war, wie schon angedeutet, eine enthusiastische; auch die Kritik hat nur begeisterungsvolle Worte des Lobes für diese wundervolle Tondichtung. "Mit dem in Rede stehenden Tedeum", schreibt unter anderem ein hiesiges Blatt, "ist eine Tonschöpfung hervorgetreten, der kein bloß ephemeres Dasein beschieden ist, sondern die auch noch künftigen Geschlechtern davon Kunde geben wird, wie inmitten eines Zeitalters, in welchem der "Kampf um das Dasein" alle Ideale zu ersticken drohte, doch noch Persönlichkeiten gewirkt haben, die, unbeirrt durch den Lärm des Tages, ihr Auge dem Ewigen zugewandt hielten." [... über Franz Defregger ...]
     München, Mitte April.           J. Sch-r." (a).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188604145, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188604145
letzte Änderung: Jun 22, 2023, 22:22