zurück 19.4.1886, Montag ID: 188604195

Kalendernotiz Bruckners (bei den Gebetsaufzeichnungen, nach dem 21.4.1886):
»Montag 19. April H Klose 11 Uhr 12.« (*).

Die Wiener Sonn- und Montags-Zeitung Nr. 16 bringt auf S. 3 eine Kritik des Konzerts vom 11.4.1886 (mit »Trösterin Musik«), signiert »Florestan« [Woerz]:
             »Concerte
     Das vierte Gesellschafts=Concert brachte uns eine Haydn'sche Symphonie in Es [... über dieses und andere Konzerte ...]
     Zum guten Schlusse sei noch des gelungenen Concertes gedacht, welches vom Academischen Gesangvereine unter Weinwurm's Direction am 11. d. M. im großen Musikvereinssaale zum Besten der Studentenconvicte veranstaltet wurde und vier Novitäten zur Aufführung brachte. Die erste derselben, A. Bruckner's Chor "Trösterin Musik" (mit Orgelbegleitung), bereitete den Freunden des Componisten freilich eine Enttäuschung, aber schon die 300jährige Musik des "Landsknecht=Ständchen" von Orlando Lasso hat uns mit ihrer Kraft und kunstvollen Einfachheit wirklich getröstet. [... über die weiteren Programmnummern ...]
               Florestan.« (**),

[?? siehe die Anmerkung] und erwähnt auf S. 9 Bruckner in einer vom selben Autor verfassten Buchrezension:
     »(Von W. Langhans' Musikgeschichte) ist nunmehr die 15. Lieferung erschienen [... über die Romantiker. Aber Liszt als noch lebender Komponist sei noch kein Gegenstand der Kunstgeschichte ...] Wenn Langhans so fortfährt, so wird er mit gleichem Rechte auch Brahms, Bruckner, Goldmark und alle zeitgenössischen Componisten in den Tempel seiner »Geschichte« aufnehmen und dabei keinen anderen Fehler begehen als den, in welchen er mit seiner 15. Lieferung theilweise schon verfallen ist, indem er die Musikgeschichte mit einem biographischen Lexicon verwechselt. [... die letzte Lieferung werde sich wohl mit - dem bereits verstorbenen - Wagner beschäftigen müssen ...] Florestan.« (***).

Die Montags-Revue aus Böhmen Nr. 16 berichtet auf S. 9 vom Konzert am 18.4.1886 mit dem Scherzo der 3. Symphonie (signiert "B."):
     "B. Juristenfreitisch=Concert. Die Juristen müssen immer etwas Apartes haben; [...] Das gestrige Jahresconcert des Unterstützungsfondes für dürftige deutsche Rechtshörer, welches neben dem Theaterorchester nicht wenige denn vier hervorragende Solokräfte zur Mitwirkung herangezogen hatte [... Mozart g-Moll-Sinfonie, Frl. Renard, Hr. Halir, Frl. Frank, Herr Elmblad ... Matinée ... über die Werke ... Violinkonzert von Raff ...] Die Streichmusiker trugen hierauf das bekannte sylphenhafte Menuett von Boccherini, sodann das volle Orchester das Scherzo aus der D-dur Symphonie von Bruckner vor [.] Anton Bruckner, an Jahren ein Sechziger, ist jetzt gerade in Wien, wo die Philharmoniker jüngst seine 7. Symphonie in E-dur aufführten, eine vielumstrittene Persönlichkeit, von den Einen als hervorragendes Genie gepriesen, von den Anden als schrullenhafter Originalitätshascher verlacht. Das vorerwähnte Scherzo, das natürlich keinerlei abschließendes Urtheil ermöglicht, machte durch die gefällige, von Uebertreibungen freie Führung und hübsche Thematik einen durchaus angenehmen Eindruck. [... nach weiteren Werken, darunter Liedern von Gustav Mahler] schloß der große Kaisermarsch von Wagner das Concert nach etwa dreistündiger Dauer effectvoll ab. [... Lob für die Mitwirkenden...] Von Hrn. Mahler ist zu erwähnen, daß er Mozart, Bruckner und Wagner auswendig dirigirte. Der Besuch und Erfolg des Concertes war wie sein Programm: vornehm und überreich." [keine Signatur] (°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188604195, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188604195
letzte Änderung: Sep 18, 2024, 6:06