zurück 24.4.1886, Samstag (Karsamstag) ID: 188604245

Brief Bruckners an den Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen (Ausfüllung eines Vordrucks, in St. Florian geschrieben):
     Auf der Fahrt nach München am 5.4.1886 abends könnte ein Leutnant, der in Wels (6.4. ca. 1/2 3 Uhr) ausstieg, Bruckners Reisekappe mitgenommen haben. Bittet um Nachforschung (*).

Artikel Paul Marsops »Das Te Deum des Verkannten« in »Die Gegenwart«, Bd. 29 (1886), Nr. 17, S. 264f:
»[...] Wie tief muß nicht die Überzeugung von der himmlischen Liebe und Barmherzigkeit in der Seele eines Solchen festgewurzelt sein, wie rein und keusch nicht ein Herz empfinden, welches sich auch in den schwersten Prüfungen ein festes, freudiges Gottvertrauen bewahrt hat! Herr, erbarme Dich unser - so hätte ein Anderer aufgeschrieen in seiner Noth! Anton Bruckner, der Künstler mit dem gläubigen Kindergemüth, componierte ein stolzes und sieghaftes "Te Deum laudamus" [...]« (S. 264) und
»[...] Wer sich dem lieben Gott gegenüber "dramatisch" geberdet, der spielt eben mit ihm - Komödie. Manche thun dies auch. Aber Anton Bruckner gehört nicht zu Diesen. Er ist zu schlicht, zu wahrhaftig, zu - uncultivirt dazu. Es gibt keinen tiefer greifenden Unterschied als den zwischen den schöngeistig parfümirten Palestrinaden eines Liszt und der keuschen, weder von Zweifeln noch von devoter Coketterie angekränkelten Kirchlichkeit Bruckners [...]« (S. 265) (**).

Von der Brucknerfeier des »Frohsinn« am 15.4.1886 berichten die Innviertler Volkszeitung Nr. 17 auf S. 2 [den Artikel vom 20.4.1886 übernehmend]:
»Bruckner in Linz.
   Unserem großen Componisten Bruckner zu Ehren hielt die Liedertafel "Frohsinn" am 15. d. in Linz einen Festcommers ab, der glänzend verlief. [... Ansprache Milbecks ... »Salamander-Reiben« mit Prof. Commenda ... Rede Bruckners ...] Alle meine lieben Freunde und Gönner, meine Heimat leben hoch, hoch, hoch!) Stürmischer, nicht endenwollender Beifall.« [keine Signatur] (***)
und die »Warte am Inn« Nr. 17:
»Brucknerfeier. Aus Linz schreibt man: Am 15. d. M. veranstaltete die hiesige Liedertafel "Frohsinn" eine solenne Brucknerfeier, die zugleich als 41. Gründungsfest galt. Unser genialer Landsmann wohnte dem Fest persönlich an, das dadurch ungemein an seiner Verherrlichung gewann. Bruckner, Ehrenmitglied unserer Liedertafel, dankte mit gerührtem Herzen für die ehrenden Beweise seiner Künstlerschaft, wenngleich wir noch hinzusetzen möchten, daß es sonderbar klingt daß erst ein heimischer künstler [sic] zum Greise werden muß, um so recht gefeiert zu werden. Ja, wir glauben, als säße in dieser Hinsicht eine gewisse neidische Beschränktheit in unserem Lande, daß man hier seine eigenen Leute nicht aufkommen lassen will und erst dann zur Vernunft kommt, wenn man durch den ausländischen Enthusiasmus ordentlich moralisch dazu getrieben wird.« (°).

Der Welser Anzeiger kündigt die Klavieraufführung des Adagios des Quintetts am 29.4.1886 an:
»Donnerstag den 29. April, 8 Uhr Abends, findet ein interner Abend des Zweig=Vereines Wels des allgemeinen Richard Wagner=Vereines im Gasthofe zur "Stadt Triest," Traungasse, mit folgendem Programm statt: 1. Liszt: "Excelsior!" ("Aufwärts!") (Frauen=Chor.) 2. Bruckner: "Adagio" aus dem "Streichquintett" (Klavier) 3. Wagner: [... die übrigen Programmnummern ...] Beitritts=Erklärungen werden bei Herrn Franz Holter, Eisenhändler, entgegengenommen.« (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188604245, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188604245
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11