zurück 1.8.1886, Sonntag ID: 188608015

Die Gelegenheit, Liszt auf dem Sterbebett zu sehen, nimmt Wilhelm Kienzl wahr [und ziemlich sicher auch Bruckner] (*).
Göllerich ist beim Abnehmen der Totenmaske dabei (**).
(Dritte »Tristan«-Aufführung (***)).
Humperdinck notiert in seinem Tagebuch: "1. 8. An Liszts Leiche; sanfter Ausdruck im Gesicht. 4 Uhr dritte Aufführung von 'Tristan und Isolde' (Gudehus, Sucher, Planck, Wiegand)." (°).

Bericht über die Aufführung zweier Sätze der e-Moll-Messe in Leipzig [3.7.1886] Im Konzert des Riedel-Vereins durch Albert Tottmann in den Wiener Signalen Nr. 14/15 auf S. 109:
      »Correspondenz.
Leipzig, Mitte Juli. 
   Am 3. Juli veranstaltete der Riedel'sche Verein seine diesjährige dritte Aufführung in der hiesigen Peterskirche. Dieselbe gestaltete sich in der Hauptsache zu einem Vocal=Concerte mit folgendem Programm: [... Frescobaldi, Palestrina, Vittoria, Eccard, M. Frank, Händel, Liszt ...] 8. Anton Bruckner: Gloria und Credo aus der "C-dur"=Messe mit Orgelbegleitung (ursprünglich mit Begleitung von Blasinstrumenten); [... Hans Huber, Hiller, Beethoven, J. S. Bach ... Altsolo Frl. Helene Wegener aus Berlin, Orgelsoli Paul Homeyer ... hervorragend geschulter und vielseitiger Chor ... nur bei Bach] zeigten sich die Soprane bei einzelnen Stellen etwas ermattet. Es war aber auch kein Wunder nach den vorangegangenen Leistungen, von denen namentlich die Vorführung der beiden Messensätze von Bruckner ein gut Theil Stimmenkraft absorbirte. Es hat uns große Freude gemacht, in diesen beiden Sätzen wenigstens einen Theil jener C-dur=Messe, welcher dieselben angehören, kennen gelernt zu haben. Beide Sätze stellen sich als tüchtig gearbeitete, geistreiche und stylvolle Musikstücke von gewandter contrapunktischer Factur dar, in denen wir das Crucifixus", sowie das kräftige, schwungvolle "Et resurexit" [sic] als die Höhepunkte bezeichnen möchten, und welche wir wohl einmal mit der originellen Blasinstrumenten=Begleitung zu hören wünschten. Die Messe muß in der Mannigfaltigkeit und glänzenden Farbengebung ihrer Originalgestalt einen ähnlichen Eindruck machen, wie das reichgestickte Meßgewand des Priesters, respective des katholischen Rituals selbst, nämlich einen prangenden und festlichen.
Albert Tottmann.« (°°).

Im dritten Teil des Berichts vom Sondershausener Musikfest in der "Lyra" Nr. 21 auf S. 1 erwähnt Heinrich Schulz-Beuthen auch Bruckners Streichquintett [6.6.1886] und 4. Symphonie [4.6.1886]:
      "Die 23. Tonkünstler=Versammlung des Allg. Deutschen Musikvereins in Sondershausen.
                      III.
     Von neuerer Kammermusik hörten wir ein ganz vollendet ausgearbeitetes, recht liebenswürdig und natürlich empfundenes, sowie formell gelungenes Streichquartett von R. Metzdorff, ferner ein gleichwerthiges Quintett des erst seit kürzerer Zeit bekannt gewordenen Wiener komponisten Anton Bruckner, dessen zu Gehör gelangte zwei Sätze aus der 4. Symphonie durchaus ein begabtes und technisch völlig ausgereiftes Talent bekunden, welches Wiener Kollegen nur allzulange daran hinderten, an das Tageslicht zu treten.
     [... über Gesangskompositionen, die Solovorträge und eine technische Verbesserung des Bassetthorns ...]
Dresden, im Juli 1886.            Hein. Schulz=Beuthen." (°°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188608015, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188608015
letzte Änderung: Feb 18, 2023, 23:23