zurück 4.2.1888, Samstag ID: 188802045

Artikel in der Deutschen Kunst- und Musikzeitung Nr. 5, S. 34, signiert »v. D.«, über Bruckner und die Scheu der Philharmoniker, seine Werke zu spielen. Kritik zum Konzert vom 22.1.1888 (mit 4. Symphonie und »Te deum«):
»Concerte.
[Bruckner=Concert] Es ist in Wien ein öffentliches Geheimniß, daß sich die Philharmoniker vor einem Jemand scheuten, Bruckner's Compositionen in eigener Regie zu pflegen. Die Gründe sind Niemand einleuchtend. [... erfolgreiches Konzert, riesiger Beifall, Kronprinzessin Stefanie, über die einzelnen Sätze ...] Der vierte Satz ist der schwerverständlichste, hier ist mehr der denkende Componist als der sinnende und fühlende Mensch in den Vordergrund getreten. Der Gesammteindruck, den uns die Symphonie gemacht hat, ist der Uebergang aus dem Geistesleben des Jünglings in das Geistesleben des Mannes, nicht unbeeinflußt von der kindlichen Naivität des Autors. [... Lob für die Mitwirkenden ...] Die Ausführung der Symphonie war ganz anständig. Was das Tedeum anlangt, hätten wir beim Chore mehr Exactheit gewünscht. In den Soli glänzten Frl. Forster und Hr. Winkelmann, während Fr. Papier und Hr. Schwegler nur durch karg bemessene Solopartien in den Vordergrund treten konnten. Die ganze Besetzung des Tedeums scheint uns zu massenhaft gewesen, es drängte sich uns die Ansicht auf, daß die einfache Kirchenbesetzung besser gewesen wäre. - Bruckner können wir zu seinem auch in Wien durchschlagenden Erfolg gratuliren.
v. D.«.


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188802045, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188802045
letzte Änderung: Mai 13, 2024, 21:21