Selbstmord des Kronprinzen Rudolf. Dieses Ereignis weckt Bruckners »brennendes Interesse« [vgl. 1.3.1889] (*).
In einer Konzertkritik in der Wiener Allgemeinen Zeitung Nr. 3202 auf S. 5 (signiert "Bggn." [= Berggruen]) wird beanstandet, daß Bruckner in den Philharmonischen Konzerten vernachlässigt werde:
"Philharmonisches Concert.
Wohl keinem einzigen Zuhörer bereitete die Novität des letzten philharmonischen Concertes Vergnügen. [... Ouvertüre von Mackenzie ...] Der Mißerfolg dieser Novität kann sich nicht schärfer äußern, als durch den im tiefsten Schweigen verhallenden Applaus, den einige Landsleute des Componisten versuchten. Für vaterländische Componisten von dem Range Bruckner's erübrigen die Philharmoniker keine Zeit zum Studium und keinen Raum in ihren Programmen; aber fremde Machwerke, wie das besprochene, werden unbedenklich mit großem Aufwand an Arbeit zum Mißfallen des Stammpublicums in die Oeffentlichkeit gebracht. Wir sind am wenigsten geneigt, einer geistigen Continentalsperre das Wort zu reden, und das Gute in der Kunst ist uns hoch willkommen, von wo immer es stammen mag; doch müssen wir uns gegen die consequente Nichtbeachtung einheimischer Meister zu Gunsten uninteressanter ausländischer Componisten entschieden aussprechen. [... Mozart ... Berlioz' "Harold in Italien" mit Rosé als Solisten ...] und fast Niemand verließ den Saal, ehe Harold dem Gelage der Räuber entronnen war.
Bggn."(**).
Die Wiener Zeitung Nr. 25 meldet auf S. 3, daß Bruckner am 22.1.1889 zum Ehrenmitglied des Wiener Akademischen Gesangvereins ernannt wurde:
»Bei der am 22. d. M. abgehaltenen Vollversammlung des Wiener Akademischen Gesangvereines wurde Herr Professor Hermann Grädener zum Chormeister einstimmig wiedergewählt und Herr Anton Bruckner, Professor am Conservatorium, mit Stimmeneinhelligkeit zum Ehrenmitgliede ernannt.« (***).
Etwas ausführlicher berichtet "Die Presse" Nr. 30 auf S. 11:
»[Wiener akademischer Gesangverein.] Bei der am 22. d. abgehaltenen Vollversammlung wurde Professor Hermann Grädener zum Chormeister einstimmig wiedergewählt. In die Leitung des Vereins wurden berufen: Als Vorstand Ignaz Hofmann, Magistratsbeamter; als Vorstandstellvertreter stud. jur. Karl Lorenz. Professor Anton Bruckner wurde zum Ehrenmitgliede ernannt. [... am 26.2.1889 Damenabend geplant ...]« (°).
Das Deutsche Volksblatt Nr. 28 meldet auf S. 3 des Abendblatts dasselbe mit einem kleinen Fehler:
"[Wiener akademischer Wagnerverein.] [... über die Generalversammlung am 26.1.1889 ...] - Bei der am 22. d. M. abgehaltenen Vollversammlung des Wiener akademischen Wagnervereines [sic] wurde Herr Prof. Hermann Grädener einstimmig zum Chormeister wiedergewählt. In die Leitung des Vereines wurden berufen: als Vorstand Ignaz Hofmann, Magistratsbeamter; als Vorstand=Stellvertreter Carl Lorenz, stud. jur.; als Ausschüsse die Herren: [...]. Gleichzeitig wurde Herr Anton Bruckner, Professor am Conservatorium, einstimmig zum Ehrenmitgliede ernannt. [... am 26.2.1889 Damenabend geplant ...]" (°°).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188901305, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188901305letzte Änderung: Nov 15, 2024, 11:11