zurück 25.2.1889, Montag ID: 188902255

Eintragung Bruckners in den Gebetsaufzeichnungen:
    »25. Febr. 889. Fr Kathi 7 fl pro März gezalt.« (*).

Datierung im 2. Satz der 3. Symphonie bei Takt 189-201 (**).

Die Aufführung der 7. Symphonie am 24.2.1889 wird in folgenden Zeitungen besprochen:

Extrapost Nr. 372 auf S. 3, signiert "Rbt." [Text folgt unten] (***),

Illustriertes Wiener Extrablatt Nr. 56 auf S. 5, signiert »k. st.« [Königstein] (°)

und Wiener Sonn- und Montags-Zeitung Nr. 8 auf S. 4, signiert »h. w.« [Hans Woerz] [Text folgt unten] (°°).

(***) Text der Extrapost (= Wiener Montags-Journal):
    "[Concert.] Der Wiener akademische Wagner=Verein veranstaltete gestern eine Musik=Aufführung, welche ein sehr zahlreiches Auditorium im großen Musikvereinssaale versammelte. [... über Liszt ...] Darauf folgte die E-dur Symphonie (Nr. 7) von Anton Bruckner. Das von verzückten Missionären [sic] geradezu als eine Offenbarung verhimmelte Werk hat uns diesmal noch deutlicher als bei seiner vor drei Jahren stattgehabten Erstaufführung im philharmonischen Concert gezeigt, daß es im eigentlichen Sinne des Wortes componirt, das heißt, zusammengesetzt worden ist, daß es aus musivisch aneinander gereihten, statt organisch entwickelten Einfällen besteht. [... über die Wagner-Stücke, Lob für die Interpreten ...] Das anwesende, fast durchwegs aus enragirten Wagnerianern bestehende Publicum leistete selbstverständlich im Beifalls=Fanatismus Unglaubliches.
   Rbt." (***).

(°) Text des Illustrirten Wiener Extrablatts:
   "Das große Concert des akademischen Wagner=Vereines,
welches gestern Mittags im großen Musikvereins=Saale stattfand, brachte in vortrefflicher Aufführung unter Hanns Richter's Leitung den Marsch „Die heiligen drei Könige” aus dem Oratorium „Christus” von Liszt [...]; ferner die vor drei Jahren zum ersten Male in einem philharmonischen Concerte aufgeführte VII. Symphonie von Bruckner in E-dur, welche damals eine getheilte Aufnahme fand, diesmal aber von dem Publicum mit stürmischen Ovationen für den Componisten, der wiederholt nach jedem Satze erscheinen mußte, aufgenommen wurde. Erfreulich haben auch diesmal nur der zweite und dritte Satz auf uns gewirkt, obzwar ein Schalk - mit dem Taufnamen heißt er Joseph - auch uns, wie dem gesammten Publicum in einem gedruckten Panegyrikus der Symphonie für dieselbe zu begeistern versuchte. [... kurz über "Tannhäuser" ...]    k st" (°).

(°°) Text der Wiener Sonn- und Montagszeitung:
     "(Das gestrige Concert des Wagnervereines) brachte natürlich solche Werke zum Vortrage, deren Autoren in naher Beziehung zum Vereine stehen: [... Wagner, Liszt ...]; von A. Bruckner die Symphonie in E-dur. Wir haben diese Symphonie, als sie vor drei Jahren in einem philharmonischen Concerte zum ersten Male vor dem Wiener Publicum erschien, in diesen Blättern so eingehend und so unparteiisch besprochen, daß wir uns - trotz unserer Abneigung gegen Autocitate - heute nur auf das berufen können, was wir damals zu Ehren Bruckner's und unserer noch besseren Freundin der Wahrheit, gesagt haben. Das Publicum von gestern war freilich nicht das Publicum der Philharmoniker, sondern jenes des Wagnervereines, und es blieb daher der äußere Erfolg der Symphonie diesmal selbstverständlich nach jeder Richtung hin unbestritten. Endloser Jubel! Einem solchen Publicum gegenüber war die Beigabe einer von Josef Schalk verfaßten Gebrauchsanweisung, welche an der Saalthüre vertheilt wurde, ein vollkommen entbehrliches Mittel zur Erzeugung des Enthusiasmus; wir Anderen machen einem [sic] Symphoniker ohnehin für das verantwortlich, was er selbst, d. h. was seine Symphonie uns sagt. - Der Drei-Könige=Marsch schließt den 1. Theil des Liszt'schen "Christus", das sogenannte "Weihnachtsoratorium" ab, das seit 1872 in Wien leider nicht mehr zur Aufführung kam, obwohl gerade dieses einer wiederholten Aufführung würdiger wäre als irgend eine andere größere Tondichtung Liszt's. - Im Tannhäuser-Fragmente, das heute wohl keiner Bemerkungen mehr bedarf, wirkten Frau Materna und Herr Ferd. Jäger mit.
                    h. w." (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188902255, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188902255
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11