zurück 6.3.1889, Aschermittwoch ID: 188903065

Brief Franz Schalks an Josef Schalk:
    Freut sich über Bruckners Triumph [am 24.2.1889]. Will sich ab 1890 in Graz für Bruckner einsetzen. Begrüßt, daß zu Goldschmidt, mit dem Bruckner und Wolf doch etwas gemeinsam hätten, wieder engere Kontakte bestehen (*).

Artikel Göllerichs (**a) im Deutschen Volksblatt  Nr. 62 auf S. 1f: 
"Ein Fest musikalischen Fortschrittes.
                 II.

     "[... über Bruckners Verhältnis zur akademischen Jugend und seine Ehrenmitgliedschaft beim Wiener Akademischen Gesangverein ...] Alle haben zu preisen den Namen Anton Bruckner's, jenes schlichten Mannes mit dem kindlichen Wesen und der seltenen Schöpferkraft, welcher seit Beethoven und Schubert der erste ist, der Wien den stolzen Rang einer Musikstadt wieder erobert hat, die beneidenswerth den größten lebenden Meister der Tonkunst ihren Bürger nennen darf.
     [... über die Begeisterung der Jugend, der Studenten ... Zitate aus einem früheren Artikel (1884) über Bruckner und Wagner ...] Bruckner erst hat uns wieder mit wirklichen Symphonien beschenkt und man prüfe diese, um sich ganz zum Bewußtsein zu bringen, welcher Fortschritt in ihnen liegt. Sie sind Wunderwerke der Musik und die Zeit ihrer Anerkennung muß und wird kommen [... über die "traditionellen" Vorbehalte der Mitwelt gegenüber Genies ...]
          (Schluß folgt)
[Signatur beim letzten Teil, am 7.3.1889] August Göllerich." (**b).

Im Deutschen Volksblatt wird auf Seite 5 Bruckner auch in einer Buchrezension "Mendelssohn - Moscheles" erwähnt:
   "[... antisemitische Äußerungen über die "Kritik-Meute" ...] Ein von altersher geübter Brauch, welcher auch heute noch volle Geltung hat, wo gewisse Symphonisten als von der Presse erkoren und gepriesen für unbedeutende Werke 25.000 Mark Verleger=Honorar erhalten, während ein Bruckner für Erzeugnisse höchster Genialität keinen Verleger findet oder, wenn er ab und zu gedruckt wird, (von seinen acht Meister=Symphonien sind erst zwei im Drucke erschienen!) hiefür noch besondere Gebühr zu erlegen hat, ohne jemals selbst auch nur den geringsten materiellen Lohn zu erzielen, der seinen bescheidenen Bedürfnissen doch so zu gönnen wäre!" [keine Signatur] (***).

Über die Aufführung der 7. Symphonie am 24.2.1889 berichtet das Neuigkeitsweltblatt auf S. 7, signiert "Alpha.":
          "Konzerte und Oper.
[...]
     Am letzten Sonntag bot die große Musikaufführung des Akademischen Wagner=Vereines wieder einmal Gelegenheit, Anton Bruckner's Siebente Symphonie (F-dur) [sic] hören zu können. Das gewaltige, an hehrsten Schönheiten überreiche Tongemälde übte einen nicht zu beschreibenden Eindruck auf das begeisterte Auditorium aus. Es war eine weihevolle, von wahrer Kunstliebe erfüllte Stunde, und wenn es noch Zweifler geben sollte, welchen die Bedeutung unseres heimischen Tondichters nicht vollklar erscheinen möchte, so dürfen wir dieselben ohne jede weitere Bemerkung auf den Erfolg vom Sonntag verweisen, ein Erfolg, den übrigens das Ausland schon längst ratifizirt hat. Die Künstler des Hofopernorchesters unter Richter's Leitung, leisteten wie immer Grandioses und glänzten souverain in der vollendeten Wiedergabe des großartig instrumentirten "Marsches der heiligen Drei=Könige" aus dem Christus=Oratorium von Liszt und Wagner's "Venusberg=Szene" nach der Pariser Bearbeitung des "Tannhäuser" von 1861 mit der hinreißenden originellen Balletmusik. Frau Materna und der Wagner=Sänger Herr Jäger interpretirten die Szene zwischen Venus und Tannhäuser in vortrefflicher Weise. [... über die Hofoper und eine zu junge Debutantin in der "Nachtwandlerin" ...] Die junge Dame hat noch nach jeder Richtung zu lernen; thut sie dies, so mag ihr eine schöne Zukunft wohl in Aussicht stehen.           Alpha." (°).

Mehrere Zeitungen weisen auf Hellmesbergers Konzert am 14.3.1889 (mit dem Quintett) hin:

Deutsches Volksblatt Nr. 62 auf S. 5 [nahezu identisch mit (°b)] (°a),

Die Presse Nr. 65 auf S. 11:
     "(Concert=Nachrichten.) In dem Donnerstag den 14. d., Abends halb 8 Uhr, im kleinen Musikvereinssaale stattfindenden fünften Hellmesberger=Quartett gelangen folgende Werke zur Aufführung: Bruckner, Quintatt F-dur; [...]" (°b),

das Neue Wiener Tagblatt Nr. 65 auf S.7 [nahezu identisch mit (°b)] (°c),

Deutsche Zeitung Nr. 6173 auf S. 5 der Beilage (°°),

Illustriertes Wiener Extrablatt Nr. 65 auf S. 5 (°°°),

Neue Freie Presse Nr. 8812 auf S. 7:
     " - Das Donnerstag den 14. d. M., Abends halb 8 Uhr, im kleinen Musikvereinssaale stattfindende fünfte Hellmesberger=Quartett bringt folgende Werke zur Aufführung: Bruckner, Quintett F-dur; [...]" (#),

Das Vaterland Nr. 64 auf S. 6 [nahezu identisch mit (°b)] (##)

und das Wiener Tagblatt Nr. 65 [auf S. 6?]:
     " * In dem Donnerstag, den 14. d. M., Abends halb 8 Uhr im kleinen Musikvereinssaale stattfindenden fünften Hellmesberger=Quartett gelangen folgende Werke zur Aufführung: Bruckner, Quintett F-dur; [... Prinz Reuß, Beethoven op. 132 ...]. - Der Kartenverkauf erfolgt in Gutmann's Hofmusikalienhandlung." (###).

Die Neue Freie Presse (#) meldet zusätzlich, ebenfalls auf S. 7:
    " - Wie man uns aus Klagenfurt schreibt, hat dort jüngst Herr Cyrill Hynais, ein Schüler des Componisten und Wiener Hoforganisten Bruckner, ein Concert veranstaltet, in welchem mehrere Compositionen des jungen Künstlers zur Aufführung gelangten und großen Beifall fanden. Das lebhafteste Interesse des Auditoriums erweckte das Trio für Clavier, Violine und Violoncell, welches zu schönen Hoffnungen für die Zukunft dieses strebsamen Componisten berechtigt." (a).

Auch das Linzer Volksblatt Nr. 54 informiert über das Konzert am 24.2.1889:
               "Anton Bruckner.
     Der Musik=Referent des "Vaterland" [3.3.1889] schreibt anlässlich der Aufführung von Bruckner's VII. Symphonie in Wien u. A. folgendes:
     Mit der "Musik=Aufführung", welche der Wiener Wagner=Verein am verflossenen Sonntag im großen Musikvereins=Saale veranstaltete, sollte wohl ein Theil jener Ehrenschuld abgetragen werden, welche die Wiener Concert=Institute in dieser Saison zu einer bedenklichen Höhe erwachsen ließen, eine Ehrenschuld gegenüber einem vaterländischen Componisten, dessen Haupt mit einer sehr dornigen Lorbeerkrone geschmückt ist. [... Bruckners Bedeutung, Stilistik, Würdigung im Ausland ... über die einzelnen Sätze ...]
     Von dem begeisterten Erfolg, den das Werk errang, von dem stürmischen Beifall, welcher den anwesenden Componisten nach jedem Satze aufs Podium rief, lässt sich schwer eine Beschreibung geben. Aber dieser herzliche ungekünstelte Erfolg war zugleich ein lebhafter Protest gegen die Zurücksetzung, welche Bruckner zu Gunsten minder Begabter erfahren mußte." (b).

(Vortragsübung am Wiener Konservatorium (c)).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188903065, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188903065
letzte Änderung: Mär 30, 2023, 13:13