zurück 7.3.1889, Donnerstag ID: 188903075

Kritik Speidels zur 7. Symphonie (am 24.2.1889) im Fremdenblatt Nr. 66 auf S. 6 (signiert "L. Sp."):
    "[...] Aus der Fülle von Stoff, die sich uns zudrängt, greifen wir für heute noch die Musikaufführung heraus, die der Wiener Akademische Wagner=Verein, natürlich unter Hans Richter's Leitung, veranstaltet hat. Den Mittelpunkt der Aufführung bildete die siebente Symphonie (E-dur) von Anton Bruckner. Können wir auch dem Komponisten nicht in die letzten Konsequenzen seines Werkes folgen, so sind wir doch gezwungen, die Genialität anzuerkennen, die in seiner Erfindung und in seinen mächtigen Kombinationen waltet. Man steht doch staunend vor diesem Adagio, in welchem, bei aller Erinnerung an fremdes Gut, so viel Eigenes singt und klingt, und das sich zu Steigerungen emporgipfelt, welche durch die unbedenkliche Anwendung äußerer Mittel in ihrer Bedeutung bei weitem nicht erklärt sind. Seit Bruckner's Symphonie zum erstenmal aufgeführt worden, sind ihr viele Freunde zugewachsen. Alles junge Volk jubelt ihm ohnehin zu. Der Spott ist verstummt. Bruckner hat sich durchgesetzt. So viel uns an dieser Erscheinung auch fremdartig anmuthen will, es ist unmöglich, sie nicht zu ehren.      L. Sp." (*).

[Nicht anläßlich einer Lortzing-Feier (**)] Besprechung desselben Konzerts durch Göllerich [letzter Teil, nicht "2. Teil" (***)] im Deutschen Volksblatt  Nr. 63 auf S. 1f mit einem Aufruf, Bruckner besser zu unterstützen:
    "Ein Fest musikalischen Fortschrittes.
                    (Schluß.)
    Bruckner's VII. Symphonie, Ludwig II., dem unglücklichen Künstler am Throne gewidmet, ist ein vollkommenes Meisterwerk, welches Jahrhunderte überdauern, den Namen und die Geistesgröße seines Schöpfers fernen Geschlechtern unverganglich [sic] übermitteln wird. [... über die einzelnen Sätze, die Aufführung des Adagios in Karlsruhe ("der unbegrenzte Enthusiasmus [...] wird mir unvergeßlich bleiben.") ...] Der colossalste Satz jedoch dünkt mich der letzte, vierte Theil der "Siebenten Symphonie". [... Dank an die Organisatoren des Konzerts ...] In erschöpfender Tagesmühe lästigen Schulunterrichtes muß heute Anton Bruckner, der in Drangsal und gewaltsamer Unterjochung ergraute Meister, seinen Lebensunterhalt gewinnen. [... regt die Gründung einer Bruckner-Gesellschaft vor ... über "Tannhäuser" und Hanslicks Meinung ...]
    Wie sagt doch Goethe? „Jeder hört doch eben nur, was er versteht.”
    Mit dieser Erwägung wollen auch wir von den genannten kritischen Ergüssen scheiden.
August Göllerich." (°).

Das Konzert vom 14.3.1889 mit dem Quintett wird in der Konstitutionellen Vorstadtzeitung (Österreichische Volkszeitung) Nr. 66 auf S. 3 angekündigt:
     "In dem heute [sic] Donnerstag, abends halb 8 Uhr im kleinen Musikvereinssaale stattfindenden fünften Hellmesberger=Quartett gelangen folgende Werke zur Aufführung: Bruckner: Quintett in F-Dur; [... Reuß ... Beethoven ...]" (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188903075, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188903075
letzte Änderung: Mär 30, 2023, 13:13