zurück 24.3.1889, Sonntag ID: 188903245

Aufführung von »Tota pulchra es« [WAB 46] durch den Grazer Singverein (*) unter Leopold Wegschaider um halb fünf Uhr im Stephaniensaal.
   Es wirken mit: Olga v. Rohn (Opernsängerin, Sopran) und bei Bruckners Chor Dr. Gustav Grossbauer (Tenor) und Karl Osske (Orgel) (**).

Die Grazer Morgenpost (**a), das Grazer Volksblatt Nr. 69 auf S. 11 [nahezu identisch mit (**c)] (**b) und die Grazer Tagespost Nr. 82 (**c) hatten mit einem Inserat [identisch mit dem vom 21.3.1889 bzw. 19.3.1889] nochmals auf das Konzert aufmerksam gemacht.

(**c) Grazer Tagespost:
"Sonntag den 24. März 1889 / um halb 5 Uhr Nachmittags / im Stephanien-Saale / Concert / des / Grazer Singvereines / unter gefälliger Mitwirkung der Opernsängerin Fräulein / Olga von Rohn / und des Herrn / Dr. Gust. Grossbauer / Dirigent: Herr Leopold Wegschaider, Vereins-Chormeister. / Programm: / [...] / 5. Antiphona B. M. V., für Tenorsolo, Chor und Orgel von ..... A. Bruckner. [... Orgel Carl Osske ...]" (**c).

Klose besucht [vielleicht mit Bruckner?] das 7. Philharmonische Konzert unter Hans Richter mit Mendelssohns Hebriden-Ouvertüre, der 3. Sinfonie von Brahms und Liszts »Les Préludes« (***).

Die Wiener Allgemeine Zeitung Nr. 3248 meldet auf S. 6, daß Bruckner an seiner 9. Symphonie arbeite:
     " - Unser berühmter vaterländischer Componist Bruckner hat in der letzten Zeit seine neunte Symphonie, an welcher er jetzt arbeitet, derart gefördert, daß dieselbe in der nächsten Saison für die Aufführung bereit liegen dürfte. Der erste Satz und das Scherzo sind fast gänzlich fertig; der zweite Satz, eine Serenade, ist bereits skizzirt. Der Meister bezeichnet seine neue Symphonie als diejenige, welche ihm am meisten Freude machen dürfte. Die neue Symphonie dürfte natürlich wieder im Auslande zur ersten Aufführung gelangen. So ergeht es allen unseren einheimischen Componisten, deren man sich bei uns erst dann annimmt, wenn sie im Auslande Anwerth gefunden haben." (°).

Im Wiener Salonblatt Nr. 12 erscheint auf S. 10f eine Kritik zur Aufführung des Quintetts [am 14.3.1889]:
                    "Musik
Das Gala=Concert der Frau Fürstin Metternich wurde in der That zu einer imposanten Festlichkeit, nicht nur durch das elegante Publikum der "upper ten thousand", sondern auch durch das Massen=Aufgebot künstlerischer Kräfte. [... über dieses Konzert, über eine merkwürdige Meistersinger-Aufführung unter Josef Hellmesberger jun., etliche Liederabende (Schadenfreude über das "frenetische Schweigen" bei Brahms' Zigeunerliedern - ein überzeugendes Fiasco) ... Lob für Theodor Reichmann ...]
     Im V. Quartett Hellmesberger wurde zur Freude aller Freunde musikalischen Fortschrittes Bruckner's prächtiges Quintett in F-dur aufgeführt, welches wieder hellen Enthusiasmus hervorrief, für den der ehrwürdige Meister in seiner schlichten Weise dankte. Die Aufführung dieses wundervollen Kammermusik=Werkes welches den Humor Haydn's, die Innigkeit Mozart's, die Frische Schubert's mit Bruckner's Eigenart verschmilzt, war eine ziemlich burschikose und unreine - die Tempi wurden vielfach verfehlt, da man sich der Wohlthat begab, den Schöpfer des Werkes selbst um seine Weisungen zu bitten. [... seit dem Ausscheiden von Hellmesberger sen. werde das Quartett vom Rosé-Quartett weit übertroffen ... über einige Chor-Konzerte und das Konzert von Alfred Grünfeld mit zuviel "graziösen Sächelchen" ...] So wurde denn auch Liszt=Wagner's "Isoldens Liebestod" zur wahren Leidensstation des sonst recht amusanten Abends.
                    de Joux. (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188903245, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188903245
letzte Änderung: Mär 30, 2023, 13:13