zurück 6.4.1890, Ostersonntag ID: 189004065

Die Ostdeutsche Rundschau Nr. 1 veröffentlicht auf S. 14 ein Feuilleton August Göllerichs »Musikalische Wiener Ostern«, worin er [als aufgeführt?] Liszt, Goldmark, Berlioz und J. S. Bach erwähnt und das Fehlen der Brucknerschen Messen und der Lisztschen Chorwerke bemängelt.
          "Musikalische Wiener Ostern.
     Mit auffallender Eilfertigkeit suchten die Philharmoniker in ihren beiden Schlußconcerten nachzuholen, was sie in vorhergehenden Programmen unterlassen hatten. Die Eile erstreckte sich hiebei sogar auf die Zeitmaße der in wenig ergötzlichem Kunterbunt durchgepeitschten Werke [... über Liszts Dante-Symphonie, Goldmarks "Prometheus", über Gesellschaftskonzerte mit Berlioz-Requiem und Bachs Matthäus-Passion ...] Den größten österreichischen Meister, der seinen Leidenskelch bis zur Neige leeren zu müssen scheint, Anton Bruckner, haben auch heuer wieder die ersten Concert=Gesellschaften Oesterreichs nur dadurch beachtet, daß sie sich einige Privat=Späßchen in unerreichter Fopperei mit versprochenen Aufführungen seiner Werke gestatteten.
     Liszt's große Chor=werke, so namentlich sein Lebenswerk "Christus", existiren für die Gesellschaft der Musikfreunde ebensowenig, wie Bruckner's erhabene "Messen". Und doch wären bei der heute wieder mannigfach neu erwachenden gesunden Urtheilskraft des wahrhaft musikalischen Wien Liszt und Bruckner - um mit Ibsen zu reden - recht eigentlich die "Stützen dieser Gesellschaft"!
          Aug. Göllerich."
[unmittelbar folgend die Besprechung eines Abends des kürzlich gegründeten Neuen Richard Wagner-Vereins, bei dem Göllerich, Reiter und Horn "3 symphonische Dichtungen von Lißt" vorführten. Aufruf zum Vereinsbeitritt]


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189004065, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189004065
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11