zurück 17.8.1890, Sonntag ID: 189008175

Umarbeitung des Trios, also des gesamten Scherzos der 1. Symphonie, beendet (*).

Kritik des »Vaterlands« Nr. 226 auf S. 1f (signiert »-n.« = Albert Hermann):
     »Hauptaufführung des deutschen Sängerbundesfestes. [... Vorbehalte gegen Massenchorveranstaltungen ... breitergefächerte Programme wünschenswert ... Volkslied als Grundlage ...so] hätte sich bei fortwährender Berücksichtigung des Volksliedes, namentlich des achtzehnten Jahrhunderts, eine wechselreiche Kette hochinteressanter und fesselnder Programmpuncte ergeben, welche durch eine entsprechende Auswahl der schönsten kunstmäßigen Männerchor=Compositionen, von den ersten Anfängen bis auf Richard Wagner und Bruckner, eine der historischen Wahrheit angemessene Ergänzung erhalten hätte. [... Konzert, Dr. Prix, Kremser ... einige Chöre waren Missgriffe ...] Das non plus ultra der Geschmacklosigkeit war aber die Aufnahme von Mair's "Germanenzug" in das Programm [... Respekt vor der Person, aber das Werk sei ideenarm verkümmert, hohles Phrasenwerk ...] Wir staunen aber darüber umsomehr, als das gleiche Gedicht von Anton Bruckner in geradezu genialer Weise vertont wurde. Bruckner's "Germanenzug" errang beim Linzer Sängerfeste im Jahre 1868 [sic] den ersten Preis! Heute zieht man dem großen Meister den Herrn Mair vor! Und doch ist jeder Tact in Bruckner's "Germanenzug" classisch gegenüber dem gedankenschwachen Erzeugniß der mageren Muse des Herrn Mair! [... 2. Konzertteil ... Fr. Heßler (Prag) ...das "Deutsche Lied" wurde zum Schluss] von den schier unermüdlichen Sängern mit aller Begeisterung abgesungen, deren sie nach den Strapazen eines schon zweitägigen Festes noch fähig waren.     -n." (**).

Diese beiden Werke werden auch von Dr. R. Hirschfeld in seinem Feuilleton in der »Presse« Nr. 226 auf S. 1f verglichen:
     "Die erste Hauptaufführung.
[... u. a. über die Nachteile von Massenchören, einfache Struktur der Werke unabdingbar ... Lachners Chor sei entbehrlich], dagegen gönnen wir mit vollem Herzen dem trefflichen zweiten Festchormeister Franz Mair den Erfolg seines pathetischen "Germanenzugs", wiewol uns die gleichnamige Composition Anton Bruckner's weit bedeutender erscheint.
     [... Volkslieder seien besser geeignet als "Kampf- und Trutzlieder" ...] So drängt die heutige Festaufführung zur Mahnung an die Männergesang=Vereine: Pfleget kräftig das Volkslied!
              Dr. Rob. Hirschfeld." (***).

Auf S. 10 folgt der Bericht über den Verlauf des Sängerfestes:
"Viertes deutsches Sängerbundesfest in Wien.
     [... Festkonzert ... Komzak, Graf Kielmansegg, Olschbaur, Bgm. Dr. Prix (Text der Rede) ... abends mit Verspätung Festkommers, Toast von Bobies ...] Der Oberösterreichisch=salzburgische Sängerbund (Dirigent Herr Wilhelm Floderer) leitete den Commers mit dem Chore "Sängerbund" von Anton Bruckner ein. [WAB 82]
     [... Rede von Dr. Fuß und Dr. Schmidt (Petersburg), WMGV unter Kremser, Telegramme an die beiden Kaiser, Toast von Brandt (Hermannstadt) ...]" (°).

Die Neue Freie Presse Nr. 9333 schreibt auf S. 7:
"Viertes deutsches Sängerbundesfest.
    [... Festkonzert ... Festkommers, Toast von Bobies ...]
     Der Oberösterreichisch=Salzburg'sche Sängerbund brachte nun unter der Leitung des Bundes=Chormeisters Floderer den Bruckner'schen Chor "Sängerbund" zum Vortrage, worauf Reichsrath=Abgeordneter Professor Dr. Fuß das Wort nahm. [... Schwalm (Königsberg) ...]" (°°).

Das Neue Wiener Tagblatt Nr. 226 berichtet auf S. 5f:
          "Vom Sänger=Bundesfest.
     [... Konzert ... Kommers, Begrüßung durch Bobies ...] Dann trat als Vortragender zuerst der Oberösterreichisch=salzburgische Sängerbund unter dem Dirigenten Floderer mit einem Bruckner'schen Chor auf, nach ihm der Königsberger Sängerverein unter der Leitung des königlichen Musikdirectors Robert Schwalm. [...]" (°°°).

Die Wiener Zeitung Nr. 189 schreibt auf S. 5:
          "Viertes deutsches Sängerbundesfest.
     [... Konzert ... Leonhard  Mayer (Fränkischer Sängerbund), Franz Mair ...Kommers ... Ansprache Bobies ...] Vom oberösterreichisch=salzburgischen Sängerbunde wurde sodann unter der Leitung des Bundeschormeisters Wilhelm Floderer der Männerchor "Sängerbund" von Anton Bruckner vorgetragen.
     Hierauf bestieg Abg. Dr. Fuß die Rednerbühne [... Edwin Schulz (Berlin) ... Telegramme an die Kaiser ... bis nach Mitternacht ...]" (#).

Kalendernotiz Bruckners: Zusatz »Br« bei dieser Woche [Dienst an der Hofkapelle (geplant)] (##).

Der Alpen-Bote Nr. 66 berichtet auf S. 3 von Bruckners Orgelspiel am 15.8.1890:
   "Oertliches.
   (Anton Bruckner). Die vergangenen Tage weilte der als Komponist sowohl, wie durch sein meisterhaftes Orgelspiel berühmte k.k. Hoforganist Professor Anton Bruckner als Gast des Herrn Stadtpfarrers Aichinger in unserer Stadt, woselbst er beim Hochamte am Maria Himmelfahrtstage mit seiner bekannten Meisterschaft die Orgel spielte und Andächtige und Kunstverständige, besonders am Schluß der Messe, durch den Vortrag einer großartig gedachten, gewaltigen Fuge über das Thema "Ite missa est" zur vollkommensten Bewunderung hinriß. Anton Bruckner wird, wie wir erfahren, auch das Kaiseramt am Montag durch sein Spiel verherrlichen." (###).

Die Linzer Tages-Post Nr. 189 meldet auf S. 4:
     " § Personalnachrichten.
[... Max v. Pettenkofer in Linz ...] - Aus Steyr wird uns unterm 15. d. M. berichtet: Der bekannte Componist und Hoforganist Herr Professor Anton Bruckner befindet sich dermalen zur Erholung in Steyr." (a).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189008175, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189008175
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11