zurück 1.11.1890, Samstag ID: 189011015

Das Fremdenblatt meldet, daß die 3. Symphonie nächstens aufgeführt werde und in der umgearbeiteten Fassung bei Rättig im Druck erschienen ist:
   " - Die demnächst bei den Philharmonikern zur Aufführung gelangende Symphonie Nr. 3 D-moll, Richard Wagner gewidmet, von Anton Bruckner, wurde in der ursprünglichen Fassung Anfang 1769 [sic!] in einem Gesellschafts-Konzert der Musikfreunde unter Direktion des Komponisten erstmalig aufgeführt und war das erste größere Werk dieses Meisters, welches (1879) in Druck erschien. Nachdem der Komponist einige Partien daraus, insbesondere bezüglich der Instrumentation, einer theilweisen Umarbeitung unterzogen, erschien das Werk soeben in neuer Auflage, Partitur, Stimmen und Klavierauszug vierhändig im Verlage von Th. Rättig in Wien und wurde, wie erwähnt, für diese Saison in das Programm der philharmonischen Konzerte aufgenommen." (*).

Eine Programmankündigung bringt auch die "Lyra" XIV, Nr. 3 (376), auf S. 23 [= S. 3]:
   "In den Philharmonischen Concerten gelangen folgende Werke zur Aufführung: [...] Bruckner: Symphonie Nr. 3 D-moll (erste Aufführung in den Phylharmonischen Concerten) [...]" (**).

Im Linzer Volksblatt Nr. 253 heißt es auf S. 2 ergänzend zum Hinweis auf die Aufführung der 3. Symphonie, daß ein Chor von der Wiener Singakademie eingeplant sei [Mai 1891], das Quintett in Hellmesbergers Quartettabenden vorgesehen sei [27.11.1890] und Bruckners Gradualien und Offertorien [prov. WAB 67] von den Wiener Kirchenchören gesungen würden.
"    –  Musikalisches. Die Wiener diesjährige Concertsaison scheint erfreulicherweise der Bruckner'schen Muse volle Aufmerksamkeit zuzuwenden: [...].".
Möglicherweise wurde diese Meldung von Oddo Loidol veranlasst [siehe "Archiv"] (***).

Ein Inserat in der Neuen Freien Presse Nr. 9408 auf S. 15 macht auf den Erstdruck der 3. Symphonie [2. Fassung] aufmerksam:
  "Neue Musikalien.
      Soeben erschienen:
Bruckner, Anton, "Symphonie in D-moll." Neue
      Auflage.
4/ms., arr. von F. Loewe u. J. Schalk fl. 6.-
Schoen, Carl, [...]
               Verlag von
TH. RÄTTIG, Musikalienhandlung

                     und
    Erstes Musikalien-Leihinstitut [...]" (°).

Die Steyrer Zeitung Nr. 88 veröffentlicht auf S. 2f das Protokoll vom 30.10.1890:
     "(10. Sitzung, am 30. Oktober.)  Der Hochwürdigste Herr Bischof Dr. Doppelbauer brachte nachstehenden, von zahlreichen Abgeordneten beider Parteien unterzeichneten Dringlichkeitsantrag ein:
     "Die leuchtendsten Blätter der oberösterreichischen Geschichte sind jene, in welchen die Träger der Wissenschaft und Kunst mit flammenden Lettern eingetragen erscheinen. [... Franz Kurz, Franz Stelzhammer ...] Oberösterreich braucht jedoch nicht allein von der Vergangenheit zu zehren; die Gegenwart hat uns in der Poesie der Töne einen Meister verliehen, gleich groß in souveräner Beherrschung der Orgel, jenes vielsprachigen, in aller Herzen dringenden Instruments, wie in dem höchsten Genre der absoluten Musik, der Symphonie, würdig einem Beethoven an die Seite gestellt zu werden. In seinem engeren Heimatlande schon längst nach Gebür geschätzt und gewürdigt, hat er von der musikalischen Welt zwar späte, aber desto rückhaltslosere Anerkennung gefunden. Sein Name schwebt auf aller Lippen: Hoforganist Anton Bruckner aus Ansfelden. Im Jahre 1824 geboren, hat der Künstler die rüstigsten Jahre des Lebens, welche er der Pflege der edlen Tonkunst geweiht, längst hinter sich. Oberösterreich hält es daher für eine selbstverständliche Pflicht, diesem Mann, welcher seinem Heimatlande zur besonderen Zierde gereicht, als geringen Ausdruck seiner innigen Verehrung und Werthschätzung eine Ehrengabe auf die Zeit seiner Lebens zu bieten. Die Gefertigten stellen demnach den Dringlichkeitsantrag: Der hohe Landtag wolle dem vaterländischen Tonkünstler Anton Bruckner zum Zeichen der Anerkennung seines dem Lande zur hohen Ehre gereichenden Wirkens eine Ehrengabe auf die Zeit seines Lebens im jährlichen Betrage von 400 fl. bewilligen."
     Unter Anerkennung der Dinglichkeit wurde dieser Antrag sofort einstimmig zum Beschlusse erhoben." (°°).

Das Vaterland Nr. 301 fügt auf S. 4 diesem Text noch eine Anmerkung an:
                 "Die Ehrengabe für Bruckner.
     Bekanntlich hat der oberösterreichische Landtag gestern dem Hoforganisten und Componisten Anton Bruckner eine jährliche Ehrengabe von 400 fl. votirt. Der bezügliche Antrag wurde vom Kunstsinnigen hochw. Bischof von Linz eingebracht. Der Wortlaut des Antrages ist folgender:
      "Die leuchtendsten Blätter der oberösterreichischen Geschichte sind jene, in welchen die Träger der Wissenschaft und Kunst mit flammenden Lettern eingetragen erscheinen. [... Text wie oben ...] Der hohe Landtag wolle dem vaterländischen Tonkünstler Anton Bruckner zum Zeichen der Anerkennung seines dem Lande zur hohen Ehre gereichenden Wirkens eine Ehrengabe auf die Zeit seines Lebens im jährlichen Betrage von 400 fl. bewilligen."
      Der Antrag trug bereits bei seiner Einbringung die Unterschriften der meisten Abgeordneten beider Parteien, wurde als dringlich erklärt und sofort ohne Debatte und einstimmig angenommen.
     Der Beschluß ehrt sowohl den gefeierten Künstler wie den oberösterreichischen Landtag und mit besonderer Befriedigung muß constatirt werden, daß in diesem Falle der gesammte Landtag bereitwilligst der Initiative des hochw. Bischofs folgte." (°°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189011015, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189011015
letzte Änderung: Mär 30, 2023, 13:13