zurück 13.12.1890, Samstag ID: 189012135

[Undatierter] Brief Paul Heyses an Bruckner:

     Gestern habe er mit Levi über die 4. Symphonie gesprochen. Dieses herrliche Werk habe in München auch die Masse des Publikums gewonnen. Bruckner erinnere sich sicher an die Begegnung mit Heyse im Hause Fiedler. Der Eindruck des gewaltigen Finales sei vielleicht wegen Konzentrationsschwierigkeiten beim Hörer nicht auf der Höhe der anderen Sätze geblieben (*).
Heyse war über Bruckners Vorgehen, diesen Brief für Reklamezwecke auszuschlachten, sehr verärgert (siehe 9.1.1891).

Brief von Franz Strauss an Richard Strauss:
     »... Vor einigen Tagen ist die Brucknersche Sinfonie gemacht worden und hat Porges, mit Ausnahme des letzten Satzes, sehr gefallen. Bei einem Satze, so schreibt er, ist es zum »Durchbruch« gekommen, nur weiß ich nicht, welchen Satz er meinte. - Die hiesige musikalische Schriftstellerei ist eine greuliche. ...« (**).

Brief Franz Schalks an Josef Schalk:
     Die Stimmen seien noch nicht eingetroffen; er habe soeben deswegen an Franz Fischer telegraphiert. Die Aufführung der 4. Symphonie in Graz [am 21.12.1890 oder 28.12.1890] sollte wegen des gedrängten Probenplanes, der namentlich von den vielen Dilettanten bei den Streichern kaum eingehalten werden könne, verschoben werden. Josef solle nicht vor dem 16.12.1890 nach Graz kommen und zuvor den Bericht von Franz über die Montagsprobe abwarten. Muck habe seinerzeit 14 Tage für die 7. Symphonie geprobt. Hugo Wolfs »Gesang an Veyla« komme nach Rücksprache mit Zwiedinek aus Kostengründen nicht aufs Programm (***).

Die Deutsche Zeitung Nr. 6808 meldet auf S. 6 den glänzenden Erfolg der 4. Symphonie am 10.12.1890 in München:
   " - Bruckner's Musik gewinnt immer mehr Boden - trotz aller Hindernisse, welche ihr Unverstand oder das Uebelwollen gewisser Cliquen in den Weg legen. Wie man uns aus München schreibt, errang daselbst des Meisters vierte Symphonie in Es-dur (die sogenannte "romantische") am 10. d. bei der ersten dortigen Aufführung unter Capellmeister Fischer's Leitung einen geradezu glänzenden Erfolg. Der erste Satz machte buchstäblich Sensation. Demnächst soll dasselbe Werk auch in Graz erstmalig zu Gehör kommen." (°).

Das Fremdenblatt Nr. 340 berichtet auf S. 14, daß Franz Fischer an Bruckner einen Brief über diese Aufführung [am 11.12.1890] geschrieben hat:
   " - Nach der jüngsten Aufführung seiner vierten Symphonie in München hat unser genialer Meister Anton Bruckner den folgenden Brief erhalten:
       "Lieber Herr Bruckner!
    Ihre vierte Symphonie (romantische) hat bei der gestrigen Aufführung der musikalischen Akademie einen sensationellen Erfolg gehabt - ich gratulire Ihnen dazu von ganzem Herzen! [... Text wie bei 936a/93, jedoch mit Verbesserungen von Fehlern im Original und mit orthographischen Abweichungen ...]" (°°).

[recte 15.12.1890] Kompositionsskizze von "Träumen und Wachen" (°°°).

Der "Figaro" Nr. 50 antwortet auf S. 199 auf eine Leserzuschrift:
               "Briefkasten der Redaktion.
     [...] - J. M. Das Streichquintett von Bruckner hat am jüngsten Hellmesberger=Abend einen geradezu phänomenalen Erfolg gehabt." [...] (#).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189012135, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189012135
letzte Änderung: Mär 30, 2023, 12:12