zurück 22.1.1891, Donnerstag ID: 189101225

Besprechung der 3. Symphonie durch Theodor Helm im Musikalischen Wochenblatt Nr. 4 auf S. 46-48 (Bruckner S. 47f):
                  "Musikbrief.
                                            Wien.

     Wie alljährlich benütze ich auch heuer die immer mit Anfang Januar in unseren grossen Orchesterconcerten eintretende kurze Carnevalspause, um mit dem Bericht über die musikalischen Genüsse der Saison zu beginnen. [... über die Philharmonischen Konzerte ...] Was den äusseren  Erfolg, die nicht enden wollenden stürmischen Beifallsbezeugungen und Hervorrufe anbelangt, so errang unter allen bisher in dieser Saison von den Philharmonikern vorgeführten Novitäten ohne Frage die Palme: Anton Bruckner's dritte Symphonie in Dmoll (Richard Wagner gewidmet). Im engeren Sinne als Novität kann das Werk allerdings nur für die Philharmonischen Concerte gelten, da es ja schon im December 1877 - noch von Herbeck vorgeschlagen, der aber die Aufführung nicht mehr erleben sollte - hier in einem Gesellschaftsconcert zum 1. Mal gespielt worden war. Es drängte mich, meinen damals über diese Aufführung dem "Musikal. Wochenblatt" gesandten Bericht im Jahrgang 1878 unseres Blattes [22.2.1878] nachzulesen, aber ich - prallte fast vor Schreck zurück. Das soll ich geschrieben haben? - Es musste [aber] so sein, denn sonst stünde es nicht schwarz auf weiss [da.] Nun das Ergebniss ist: ich habe damals das Werk gründlich missverstanden, und es ist das am Ende auch nicht gar so sehr zum Verwundern, stand ich doch [... Text wie bei 713/424, im Original folgende Abweichungen: Verständniss ... die im Verlage von Th. Rättig hier erschienene Partitur ... Clavierauszügen (von G. Mahler und den Herren Löwe und Schalk) Bruckner's ... ] [... über Bülow und sein Telegramm an J. Gutmann über den bulgarischen Königsthron ...] Noch in derselben Nacht meldete ein weiteres Telegramm (Sie können sich denken, wie angenehm dessen Empfang für den aus seinem ersten süssen Schlummer aufgeschreckten Musikhändler war!): Anton der Einzige, soeben in Sophia eingetroffen, habe auch bereits sein bulgarisches Ministerium zusammengestellt (folgte die Liste der Functionäre, unter diesen mit dem Portefeuille des Krieges der Schreiber Dieses, wahrscheinlich wegen seines "kriegerischen" Namens, betraut) - buchstäblich wahr!

     Nun wie gesagt - ich muss Hrn. v. Bülow's Zorn diesmal wieder über mich ergehen lassen, denn dass mir die drei ersten Sätze von Bruckner's Dmoll-Symphonie jetzt einen hochbedeutenden, ja was mehr: bei aller künstlerischen Freiheit im Einzelnen auch einen symphonisch einheitlichen Eindruck gemacht, kann ich unmöglich ableugnen. [... unterstützt das Urteil des Frankfurter Kollegen in Nr. 2 des Jahrganges 1886 [7.1.1886] ... ] Von dem letzten Satze [... Text wie bei 713/424 ... Uebrigens ... ausserdem ... Schlusscoda ... grossartiger ... Symphonieschluss ... immer ss statt ß ... kolossalen, durch einen echt Bruckner'schen Orgelpunct in Verbindung mit einem Basso ostinato erzielten Schlusssteigerung ... ] zu entschädigen suchen. Es traf sich eigens, dass einige Tage vor der Aufführung der Dmoll-Symphonie bei den Wiener Philharmonikern - welche demnächst auf vielseitiges Verlangen in einem vom hiesigen Wagner-Verein zu veranstaltenden grossen Orchester-Concert zur Wiederholung gelangt - eine andere - die vierte - Symphonie Bruckner's (Esdur, unter dem Namen der "romantischen" bekannt) in München einen beinahe noch glänzenderen Erfolg errang. [... über Paul Heyses, des Anti-Wagnerianers, Lob ...] Hanslick fand sich veranlasst, den von Heyse in diesem Briefe den Musikinstituten Wiens gemachten Vorwurf einer unverantwortlichen Vernachlässigung "ihres grössten einheimischen Tondichters" als gänzlich unbegründet zurückzuweisen. Mit Rücksicht darauf aber, dass von den acht Symphonien Bruckner's, deren erste bereits 1864 [sic] componirt worden war, nur drei im Druck erschienen und in den Philharmonischen Concerten nur zwei davon (die 7. und jetzt die 3.) aufgeführt wurden, während die übrigen Aufführungen Bruckner'scher Symphonien in Wien specieller Veranlassungen ausserhalb des philharmonischen Kreises bedurften*) [Fußnote über die anderen Wiener Aufführungen] , hat Paul Heyse nur zu sehr Recht.     (Fortsetzung folgt.) [Signatur beim letzten Musikbrief am 16.7.1891 (!)] Dr. Theodor Helm." (*).

 

"Het nieuws van den dag" Nr. 6431 (Amsterdam) geben auf S. 6 einen Überblick über den Bericht der "Caecilia" anlässlich des 50jährigen Bestehens und bedauern, dass die Verdienst von De Lange und Verhulst zu wenig gewürdigt werden und lediglich die Aufführung der 7. Symphonie [am 18.11.1886] erwähnt wird:
"            Stadsnieuws.
                 Caecilia.

     Het Bestuur der Maatschappij Caecilia heeft, ter gelegenheid van het 50-jarig bestaan dezer Maatschappij op 31 Januari a. s., een „beknopt verslag" gegeven van hare geschiedenis gedurende dat tijdperk. [...]

 

     Diezelfde feestredenaar zal dan tevens een andere leemte kunnen aanvullen. Terwijl in het verslag terecht hulde gebracht wordt aan de geniale leiding van den voortreffelijken Van Bree en aan de consciencieuse zorgen van zijn waardigen opvolger Bunte — wien het hier als een bijzondere verdienste wordt toegerekend, dat hij Berlioz, Liszt en Wagner op het programma bracht, hetgeen hij echter, gelijk bij de meesten zijner tijdgenooten nog wel bekend zal zijn, niet deed uit eigen voorkeur, maar om ook eens anderen een genoegen te doen — wordt van Verhulst en De Lange niet veel meer gezegd dan dat hun aftreden met weemoed werd vernomen; als voorbeeld van „menige artistiek-geniale uitvoering" wordt alleen gewezen op die van de Sinfonie N°. 7 van Brückner, onder leiding van De Lange. Jammer dat het verslag niet een week langer is in de pen gebleven; [...]." (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189101225, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189101225
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11