zurück 27.1.1891, Dienstag ID: 189101275

Brief Bruckners an Weingartner:
     Ob eine Mannheimer Zeitung vom Erfolg der 3. Symphonie unter Hans Richter berichten könne? Wie die 8. Symphonie klinge? Das Finale, das für spätere Zeiten gelte, solle gekürzt werden. Was das Kopieren koste? Gebe es einen günstigen Kritiker? Ob Schott aus Mainz komme? Der Kaiser solle nicht auch noch diese Symphonie finanzieren. Gibt inhaltliche Erklärungen zur 8. (Todesverkündigung, Deutscher Michel, Zar in Olmütz [recte: Kremsier, nicht Skierniewice], Tannhäuser). Wegen des Magenleidens müsse er zum Arzt (*).

Brief Bruckners an den Preßburger Kirchenmusik-Verein:
     Dankt für die Ernennung zum Ehrenmitglied des Vereins (**).

Kritik (signiert "h-m." [= Theodor Helm]) zur Aufführung der 3. Symphonie [am 25.1.1891] in der Deutschen Zeitung Nr. 6852 auf S. 5:
               "Theater, Kunst und Literatur.
      (Wagner=Concert.) Das vom Wiener akademischen Wagner=Verein veranstaltete Orchester=Concert, welches gestern (Sonntag) Mittags unter vollzähliger Mitwirkung der von Hans Richter geleiteten Philharmonischen Gesellschaft stattfand, hatte ein massenhaftes Publicum in den großen Musikvereinssaal gelockt und somit dem edlen Zweck [...] ein hübsches Sümmchen zugeführt. Vorgetragen wurden lauter aus den Philharmonischen Concerten bereits bekannte orchestrale Meisterwerke. [... Wagner ...] So herrlich die vernommenen Wagner'schen Tondichtungen, das Hauptinteresse lenkte doch bei der gestrigen Musikaufführung deren gewaltiges Schlußstück: Bruckner's dritte Symphonie in D-moll auf sich, die bei dieser auf vielseitiges Verlangen veranstalteten Wiederholung einen wo möglich noch glänzenderen Erfolg erzielte, als am 21. December 1890 (viertes philharmonisches Concert). [... Beifall damals zu geräuschvoll oder gar manchen Hörer verstimmend, diesmal zwar stürmisch genug, aber "allgemeiner und herzlicher" ... "das ganze Publicum applaudirte wie Ein Mann ... viele Hervorrufe, Lorbeerkranz nach dem Adagio ...  das Scherzo hätten viele gerne ein zweites Mal gehört ... Lob für Richter, der] dem Ganzen eine hinreißende Wirkung zu sichern wußte. Wir persönlich bekennen - eben durch diese nunmehr ganz vortreffliche Aufführung - selbst von dem uns anfangs etwas fremd gegenüber stehenden Finale [...] einen weit überzeugenderen Eindruck gewonnen zu haben, als vor Monatsfrist. [... Kronprinzessin-Witwe Stefanie folgte in einem Nebenraum (wegen der Hoftrauer) der Aufführung ...] In der ersten Reihe des Parquets bemerkte man den Obersthofmeister des Kaisers, Fürsten Constantin Hohenlohe, welchem Bruckner seine vierte (romantische) Symphonie in Es-dur gewidmet hat, die kürzlich ganz München, darunter besonders den Dichter Paul Heyse, so begeisterte.       h-m." (***).

Kritik (signiert »K. St.« [= Königstein]) zum selben Konzert im Illustrierten Wiener Extrablatt Nr. 27 auf S. 7:
"Concerte.
     Die Wiener Wagner=Gemeinde hatte Sonntag einen guten Tag. Der akademische Wagner=Verein veranstaltete im großen Musikvereins=Saale eine "Musikaufführung" unter der Leitung Hanns Richter's [sic] und der Mitwirkung der Philharmoniker. Zu Gehör gebracht wurden in tadelloser Wiedergabe das Vorspiel zu "Parsifal", das "Siegfrie=Idyll" von Richard Wagner und die dritte Symphonie von Anton Bruckner. Der gut besuchte, aber nicht ganz gefüllte Saal widerhallte von dem Beifallstosen der Wagner= und Bruckner=Gläubigen. Solch' eine Beifalls=Emotion am Sonntag wiegt vom Standpunkte der Muskel= und Lungengymnastik eine Roxalp=Besteigung auf. Daß Herr Bruckner auch diesmal wieder seine wahrhaft tragischen, Furcht und Mitleid weckenden Dankes=Capriolen machte, ist selbstverständlich. [... über weiter Konzerte ...] k. st." (°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189101275, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189101275
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11