zurück 7.1.1892, Donnerstag ID: 189201075

Brief von Robert Lienau an Max von Oberleithner:
    Josef Schalk, der den vierhändigen Klavierauszug der 8. Symphonie bereits seit mehreren Wochen zur Korrektur habe, möge sich bitte beeilen (*a).
    Da die Korrekturen außerordentlich langsam erfolgten, fürchte er, Lienau, um die rechtzeitige Fertigstellung des Werkes [vgl. Brief vom 9.1.1892]. Eventuelle Änderungen Oberleithners im Revisionsabzug der Partitur würden nachgetragen. Die Streicherstimmen seien fertig, Abzüge stünden zur Verfügung. Die Bläser- und Schlagzeugstimmen seien autographisch hergestellt worden und in Berlin bereits sorgfältig korrigiert (*b).

Das Musikalische Wochenblatt Nr. 2 bringt auf S. 16f (Fortsetzung des "Wiener Musikbriefs" vom 31.12.1891) eine Rezension der 1. Symphonie [13.12.1891]:
"                                                               Wien.
                              (Fortsetzung.)
     Wenn man zu Bruckner's Erstlingssymphonie die rechte Stellung finden will, muss man aber vor Allem ihre Entstehungszeit ins Auge fassen. [... erwähnt auch: d-Moll-Messe bei Gross verlegt, Simon Sechter ... spätere Symphonien künstlerisch wertvoller ... Lob für das Adagio (es gab Beifall bereits vor dem Schlusstakt) ... Scherzo "ein Meisterstück" ... über die Überfülle im 1. Satz, so dass man] vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr zu erkennen vermöge. Und diese Empfindung stellte sich gesteigert in dem kolossalen, von einem wahrhaft welterobernden Hauptgedanken und einem ungemein capricciösen Trillermotiv beherrschten Finale (Bewegt, feurig, 4/4, Cmoll) ein, dessen schier unerschöpflicher Contrapunct Stoff und Raum für drei normal gebildete Symphoniesätze hergegeben hätte.In so grossartig kühnen Steigerungen sich auch dieser Satz zuletzt, gleichsam Felsen auf Felsen thürmend, das helle Cdur erkämpft: dass hier weniger mehr wäre, dass ohne Kürzungen dem natürlichen Aufnahmevermögen auch selbst des opferwilligsten Hörers zu viel zugemuthet werde: dieser Empfindung konnten wir uns bei aller Bewunderung des grossen Ganzen nicht entschlagen.
                       (Fortsetzung folgt.)
[Signatur am 7.7.1892:] Dr. Theodor Helm." (**).

In einem Artikel des Brünner Tagesboten Nr. 4 auf S. 2f wird Bruckner erwähnt:
„      (Ein oberösterreichischer Tonkünstler.) Aus Lukow bei Holleschau wird unter dem 31. December geschrieben: Unter der Leitung des bekannten Orgelvirtuosen und gräfl. Seilern’schen Musikdirectors Hermann Haböck (aus Bad Hall gebürtig), ehemaligen Schülers des Meisters Bruckner, fand am 30. v. M. zur Feier des hundertjährigen Todestages Mozart’s ein Festconcert in Lukow statt, womit die neuerbaute gräfl. Seilern’sche Concerthalle als »Mozart-Saal« eingeweiht wurde. […]“ (***).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189201075, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189201075
letzte Änderung: Okt 02, 2023, 9:09