[Ende Dezember 1892] Die Österreichische Musik- und Theaterzeitung Nr. 5/6 gibt auf S. 4 das Programm des für Februar 1893 geplanten 3. Konzertabends des Wiener Akademischen Wagner-Vereins bekannt, das auch den 1. Satz der 8. Symphonie vorsieht:
"(Der Wiener akademische Wagner-Verein), Zweigverein des Allgemeinen Richard Wagner-Vereines, veranstaltet wie in früheren Jahren unter Mitwirkung erster Kunstkräfte und des Vereins-Chores für seine Mitglieder und für geladene Gäste während des Winterhalbjahres 1892/93 Vier interne Musik-Abende im kleinen Musikvereins-Saale (Abends halb 8 Uhr). Als Programme für Februar und April sind vorläufig in Aussicht genommen: (III. Abend, Februar 1893), Wagner, Chor: „An Weber's Grabe”. Bruckner, I. Satz der 8. Symphonie (C-moll), [... über die weiteren Werke, den IV. Abend im April 1893 ...]" (*).
Auf S. 5 eine Kurzkritik der Aufführung der 8. Symphonie [am 18.12.1892], signiert "J. T." [= Julius Twardowsky?]:
"Grosser Musikvereins-Saal.
[... über das 3. Philharmonische Konzert und das Gesellschaftskonzert vom 11.12.1892 ...]
Das IV. Philharmonische Concert war ganz ausgefüllt durch Bruckner's 8. Symphonie in C-moll. Wieder ein grandioses Werk, das seine erste Aufführung erfuhr. Das einzige mögliche Vorurtheil gegen diese Symphonie konnte durch ihr Programm wachgerufen werden, welches die ganze Rückseite des Concertzettels einnahm. Markante Themen, die sich in einemfort ablösen und einander jagen, kühne Harmonien, farbenprächtige Instrumentation, das ist der erste Eindruck dieser Schöpfung, der sich zur staunenden Bewunderung vertieft, wenn man in den Geist dieser Symphonie, die trotz ihrer 1 ½ stündigen Dauer stets fesselt, einzudringen sucht. Wir werden auf dieses geniale Werk noch zurückkommen, dessen Erfolg ein riesiger genannt werden muss: nicht einmal eine einzige Stimme der Oppostition erhob sich diesmal. Vielleicht wird das Publicum doch noch den greisen Bruckner schätzen lernen, trotz Hanslick, Brahms und Hellmesberger. J. T." (**).
Die zu dieser Zeitschrift gehörenden "Beilagen zu den Heften Dez. 1892 - März 1893" bringen einen mehrteiligen Artikel von Julius Twardowsky "Die katholische Kirchenmusik von heute", in dem Bruckner erwähnt wird. Der erste Teil (ohne Erwähnung Bruckners) findet sich im Dezemberheft auf S. 13f (= S. 1f der Beilage) (***).
In Heft 12 von Kunkel's Musical Review (St. Louis, Missouri, 1.12.1892) wird auf S. 13 George Clifford Vieh als Bruckner-Schüler genannt:
" GEORGE C. VIEH.
George C. Vieh, the young pianist, lately returned from Vienna, was born in St. Louis in August, 1871, and is a son of George Vieh, the well known piano maker and tuner.
He was educated at the public and high schools of this city, and was considered by his teachers a very bright pupil. His piano studies were taken up at the age of eight years, and prosecuted under various teachers, among them, Mrs. Lucy Green, and for almost two years, Mr. Victor Ehling, the prominent pianist.
[... Abbildung ...]
In 1889 he left for Vienna, where he entered the conservatory, taking up piano under Prof. Josef Dachs, harmony under Dr. Anton Bruckner, counterpoint under Robt. Fuchs, and in composition and history of music having John Nep. Fuchs and Alfred Prosniz respectively.
His progress during his course was eminently satisfyctory to his teachers, who spoke of him in terms of very high praise He was graduated in July, 1892, receiving the silver medal of the "gesellschaft der musik freunde."
Mr Vieh will make his debut at Memorial Hall on the 20th inst. and will be assisted by Miss A. Kalkman and Mr. Victor Ehling in the following select programme:
1. Chopin, [... weitere 5 Programmnummern ...]."
[siehe die Anmerkung] (°).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189212005, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189212005letzte Änderung: Dez 20, 2024, 19:19