zurück 29.1.1893, Sonntag ID: 189301295

Bericht im »Ménestrel« über die 8. Symphonie (*).
 
Die Neue Freie Presse Nr. 10214 wiederholt auf S. 15 das Inserat (mit dem "Vexilla regis") [hier ohne den Zeilenumbruch des Originals]:
"Das billigste, werthvollste und prächtigste Album moderner Musik ist das Wiener Meister-Album, Preis 90 kr. netto, enthaltend durchwegs auserlesene Compositionen für Clavier, sowie Gesang mit Clavierbegleitung von: Brahms, Bruckner, Brüll, [...] Zellner, Ziehrer. 71 Seiten stark. Pracht-Ausgabe. Künstlerische Ausstattung. Mit den Porträts sämmtlicher Meister! Provinz-Aufträge werden gegen Zusendung von fl. 1.– franco expedirt. Verlag Jos. Weinberger, Wien, I., Kohlmarkt Nr. 8, Mezz." (**).
 
Das Neuigkeits-Weltblatt Nr. 24 veröffentlicht auf S. 11 (S. 1 des 3. Bogens) den Artikel des Linzer Volksblatts vom 28.1.1893 (oder der Linzer Zeitung [27.1.1893?]), der wiederum in der Vorlage mit "Steyr, 24.1.1893" datiert ist:
"    Aus Dr. Bruckner's Leben. Man schreibt aus Steyr: Seit dem Jahre 1875 verbringt unser so vielseits geschätzter Landsmann, der berühmte Komponist Bruckner, den Sommer in der Stadt Steyr. Hier hat er eine kleine Gesellschaft, in welcher er in seiner originellen Art und Weise Geschichtchen aus seinem Leben zum Besten gibt, die im Stande sind, die Gesellschaft oft stundenlang zu fesseln. Ich will nicht zurückgreifen auf Erlebnisse aus der Zeit, da er als wohlbestallter Schulgehilfe in Windhaag bei Freistadt um 24 fl. pro Jahr wirkte und nebstbei bei eventuellen Hochzeiten um einen "Zwanziger" aufspielte, sondern einige aus letzter Zeit wiedergeben: R. Wagner hatte einen Friseur Namens Schnappauf. Einst besuchte Bruckner es war nach den Triumphen, welche er mit seiner siebenten Symphonie geerntet Bayreuth und traf den Haarkünstler. Nach beiderseitiger Begrüßung platzte dieser heraus: "Ist also doch wahr geworden, was der todte Meister sagte!" "Nun, was sagte er?" entgegnete Bruckner. Hierauf Ersterer: "Der Meister meinte immer, daß Sie noch der Welt was erzählen werden." "So, das hat der Wagner gesagt? Sehen Sie, wann ich Sie jetzt nicht treffe, erfahre ich dies mein Lebtag nicht." Als Bruckner beim Organistenwettspiel in England weilte, war Alles über ihn, beziehungsweise seine Art, die Orgel zu behandeln, entzückt. Eine Lady ließ ihm sagen, er möge englisch lernen, damit sie mit ihm, falls er wiederkommt, reden kann. Doch Bruckner sagte darauf zum Dolmetsch: "Sagen Sie der Lady, sie möge deutsch lernen, wann sie mit mir reden will." Ueber den Effekt der siebenten Symphonie brachte das Berliner Tageblatt einen mit Geist geschriebenen Aufsatz, in welchem unter Anderem die Bemerkung stand, daß, während andere Tonkünstler Lorbeeren ernteten, Bruckner G'selchts und Knödel aß und weiterkomponirte. Bruckner las den Artikel und sprach: "Schön geschrieben, aber von dem G'selchten und den Knödeln die G'schicht könnte wegbleiben. Was braucht jeder Mensch zu wissen, was ich gern esse!" Solche Schnurren folgen eine der anderen, wenn Meister Bruckner gut aufgelegt ist. Es sei bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam gemacht, daß Bruckner mütterlicherseits aus Steyr stammt, da die Wiege seiner Mutter in dem Hause Nr. 24 am Stadtplatz (das jetzige Café Landsiedl) stand." (***).
 
Bruckner wird in einem mit "a." signierten Konzertbericht im "Vaterland" Nr. 29 auf S. 9f erwähnt:
"                    Concerte.
     Die übergroße Fülle musikalischer Darbietungen nöthigt zu summarischer Behandlung; [... über Klavierabende (u. a. mit Ella Kerndl), weitere Konzerte (mit Wilhelmine Bibl, der Tochter Rudolf Bibls), Böhmisches Streichquartett (Hofmann, Suk, Nedbal, Berger) ...]
     [... schlechtes Urteil über "Tod und Verklärung" von Richard Strauss (Kritik an der "derben Realistik", die Instrumentierung sei "Theaterflitter") ...]; unfaßlich bleibt es nur für den ernst denkenden, auch für Wagner, Berlioz, Lißt und Bruckner eintretenden Musiker, wie man die von Richard Strauß eingeschlagene Richtung anders, als unter dem Namen einer Verirrung mit der modernen Tonkunst in Zusammenhang bringen kann.          a." (°).

(6. Philharmonisches Konzert unter Hans Richter mit Werken von Smetana, Saint-Saens, Bruch und Schumann (2. Sinfonie) (°°)).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189301295, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189301295
letzte Änderung: Dez 11, 2024, 7:07