Kritik, signiert »Hagen«, in der Ostdeutschen Rundschau Nr. 332 auf S. 5 über das Konzert [vom 28.11.1895] mit der 5. Symphonie:
" Erster interner Abend des Akademischen Wagnervereins. Das Kunstereigniß dieses Abends war die Aufführung der jüngst erschienenen und von uns bereits [am 13.11.1895] kurz besprochenen fünften Symphonie Bruckner's, überhaupt die erste in Wien vor einem größeren Zuhörerkreis. Ferdinand Löwe hatte sich selbst das gewaltige Werk für das Klavier zurecht gelegt und spielte die ersten drei Sätze – der mächtige Schlußsatz mußte leider in Rücksicht auf die gemessene Zeit unterbleiben – mit vollendeter Meisterschaft, und zwar wie immer auswendig, eine Leistung, welche ihm wohl kein Zweiter wird nachmachen können. Es war wohl ein kühnes Unterfangen, mitten in einem reichhaltigen Programme die Zuhörer eine Stunde lang an das schwierige Werk zu fesseln, welches ein völliges Versenken fordert. Daß dies Löwe's Spiel gelang, bezeugte der stürmische und allgemeiner Beifall, welcher jedem Satze folgte, am stärksten nach dem erquickenden Scherzo. – Löwe wird die Symphonie in wenigen Wochen in einem philharmonischen Konzert in – Pest dirigiren. Sollte es wirklich wahr sein, was uns die Judenblätter so gerne weiß machen wollen, daß die Schwesterhauptstadt unser Wien überflügelt? Wenigstens in diesem Falle sollte Wien sich schämen! – Ein starker Anziehungspunkt des Abends war die Mitwirkung des Herrn Winkelmann, [... mit Weber und Wagner, Sofie Chotek mit Hugo Wolf und Wagner (mit Josef Schalk) ... Cornelius ...]. Hagen."
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189512035, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189512035letzte Änderung: Sep 01, 2023, 11:11