zurück 14.12.1895, Samstag ID: 189512145

Artikel im Linzer Volksblatt Nr. 288 auf S. 4 [sicher von Ernest Lanninger (*)] über Bruckners Hörschinger Zeit und die Wertschätzung, die Joh. Bap. Schiedermayr Joh. Bap. Weiß entgegenbrachte:
"    – Ein Beitrag zu A. Bruckners Biographie. Man schreibt dem "Linzer Volksblatt" aus Hörsching: In den bisher über Bruckner erschienenen Broschüren und Zeitungsberichten war noch nie zu lesen, daß derselbe in Hörsching seinen ersten Unterricht im Orgelspiele erhalten habe, obwohl Bruckner selbst einmal in einer Ansprache bei Gelegenheit einer Festversammlung in Wien es ausdrücklich erwähnte. Auf eine diesbezügliche an Bruckner gerichtete Anfrage theilte derselbe mit, daß er in dern Jahren 1835 bis 1837 bei seinem Vetter und Firmpathen Johann Weiß, Schullehrer in Hörsching, die ersten Anfänge zur Orgel spielte. Johann Weiß hatte als Organist einen so vorzüglichen Ruf, daß, so oft er auf dem Chore der Domkirche in Linz erschien, der damalige Domorganist Schiedermayr jedesmal von der Orgel stieg mit den Worten: "Wenn ein Weiß hier ist, bleibt ein Schiedermayr nicht auf der Orgel sitzen." Möge für eine künftige Biographie Bruckners dieses zur gefälligen Notiz genommen werden."  [siehe die Anmerkung] (**).
 
In einem Feuilleton R. Hirschfelds in der »Presse« Nr. 343 auf S. 1f wird Bruckner erwähnt:
"                            Concerte.
     Die künstlerische Weihnachtsfeier der Gesellschaft der Musikfreunde hat sich mit der vollständigen Aufführung des Weihnachts=Oratoriums von Joh. Seb. Bach über den ganzen Cyclus der Feiertage bin zum Feste der Erscheinung Christi erstreckt. [... ausführlich über dieses Werk ... dreistündige Aufführung ...]. Man vergaß aber, daß als Kraftmesser für solche Dauerleistung doch immer der Aufnehmende zu gelten habe.
     Das Wiener Publicum hat in letzter Zeit, sofern man irgend mit seinem Hörvermögen rechnet, mehr guten Willen als früher bewiesen. Dem letzten Satze der Brahms'schen C-moll-Symphonie, welcher in den philharmonischen Concerten regelmäßig durch den geleerten Saal gebraust war, entzog sich diesmal nur ein kleines Häuflein durch voreilige Flucht. [... präferiert kleinere, populäre Stücke ...]. Eine Schranke wird der Kunstverstand der Leichten sich immer setzen müssen. Diesmal war's die gewaltige C-moll-Symphonie, ein andermal ist's Wagner oder Bruckner. Die Geltung der Brahms'schen "Ersten" ist fürwahr von "Beifall" so unabhängig wie Hans Richter's Auffassung der Werkes. . .  [...].
                                                           Robert Hirschfeld." (***).
 
Von Bruckners Zeit in Hörsching berichtet auch die Welser Zeitung Nr. 50 auf S. 4:
"     Hörsching. (Ein Beitrag zu Anton Bruckners Biographie.) In den bisher über Bruckner erschienenen Broschüren und Zeitungsberichten war noch nie zu lesen, daß derselbe in Hörsching seinen ersten Unterricht im Orgelspiele erhalten habe, obwohl Bruckner selbst einmal in einer Ansprache bei Gelegenheit einer Festversammlung in Wien es ausdrücklich erwähnte. Auf eine diesbezügliche an Bruckner gerichtete Anfrage theilte derselbe mit, daß er in dern Jahren 1835 bis 1837 bei seinem Vetter und Firmpathen Johann Weiß, Schullehrer in Hörsching, die ersten Anfänge zur Orgel spielte. – Johann Weiß hatte als Organist einen so vorzüglichen Ruf, daß, so oft er auf dem Chore der Domkirche in Linz erschien, der damalige Domorganist Schiedermayr jedesmal von der Orgel stieg mit den Worten: "Wenn ein Weiß hier ist, bleibt ein Schiedermayr nicht auf der Orgel sitzen." Möge für eine künftige Biographie Bruckners dieses zur gefälligen Notiz genommen werden." (°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189512145, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189512145
letzte Änderung: Jul 30, 2023, 17:17