zurück 19.1.1896, Sonntag ID: 189601195

Kritiken zum »Te Deum« [am 12.1.1896] erscheinen
 
in der Arbeiterzeitung Nr. 18 auf S. 7, signiert "S." [vermutlich: Josef Scheu]:
"     Konzerte. Das zweite Gesellschaftskonzert bot in einem gemischten Programm eine Ouverture von J. Ph. Rameau [... Brahms, Herbeck ...] und Anton Bruckner's "Tedeum". [... zu den einzelnen Werken ...]. – Den Schluß des Konzerts machte A. Bruckner's mächtiges "Tedeum", das durch den Text schon seine Erklärung und daher leichteres Verständniß findet als des Meisters großangelegte Instrumentalwerke. Bruckner stellt an die Leistungsfähigkeit der Ausführenden keine geringen Ansprüche. Um so erfreulicher ist es, daß sich der Singverein, sein Dirigent, Herr v. Perger, und die Solisten, in erster Linie Herr Dippel, in durchaus rühmenswerther Weise ihrer Aufgabe entledigten und das Werk zu schönster Wirkung brachten.
     Zwei sehr überflüssige Konzerte waren die des Tenoristen Josef Kellerer aus München und der Pianistin Florence May aus London. [...].           S." (*)

und in der Neuen Musikalischen Presse Nr. 3 auf S. 4, signiert "G. S." [Gustav Schönaich]:
"Opern- und Concertberichte.
     Wien.
Das zweite Gesellschaftsconcert wurde mit einer Ouverture zu "Naïs" von J. Ph. Rameau eröffnet. [... die Originalfassung wäre Mottls Bearbeitung vorzuziehen, "Ausgrabung einer Ausgrabung" ... Brahms-Chöre ... Herbecks "Tanzmomente" ...]. Kein Componist lohnt die blosse Nachahmung seiner Allüren schlechter als Franz Schubert. Anton Bruckner's mächtiges Te Deum, welches den Schluss der Concertes bildete, erreichte in Schwung und Präcision einige vorangegangene Aufführungen nicht völlig. Der explosive Gottesenthusiasmus mit dem uns das Stück überfällt, erschien uns zu sehr gezähmt, der Anfang der Quartettstelle "In te Domine speravi" nicht rhythmisch präcis und der Aufbau der Accordfolgen "Non confundar" am Schlusse nicht mächtig genug gesteigert.
     Ueber Frau Lillian Henschel's zweites Concert lässt sich, wie über das Vollkommene überhaupt, nicht viel sagen. [... über ihren Liederabend und einen Klavierabend Emil Sauers ...].       G. S." (**).

(Nicolai-Konzert der Wiener Philharmoniker unter Leitung von Siegfried Wagner mit Werken von Beethoven (8. Sinfonie), Liszt und Richard Wagner (Siegfried-Idyll, Holländer-Ouvertüre) (***)).
"Im Jänner hatten wir die Freude, Herrn Siegfried Wagner, den Sohn des Meisters, als begeisterten und trefflichen Dirigenten der Werke seines Vaters in Wien zu sehen." (°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189601195, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189601195
letzte Änderung: Jan 20, 2024, 23:23