zurück 15.11.1896, Sonntag ID: 189611155

In der Österreichischen Musik- und Theaterzeitung Nr. 6 bespricht B. Lvovsky auf S. 5 die Aufführung der 7. Symphonie am 8.11.1896
"                         Wiener Concerte.

     Eines der ersten Concerte der Saison wurde am 3. d. M. im Bösendorfer-Saale von dem tastengewaltigen Clavierheros August Stradal gegeben. [... indisponiert, musste abbrechen ... andere Konzerte ...]
[...]

     Das erste philharmonische Concert dieser Saison, welches am 8. d. M. stattfand, brachte eine Gedächtnissfeier für den vor Kurzem verschiedenen grossen Meister Anton Bruckner, eine Gedächtnissfeier, wie sie grossartiger und ergreifender selten für einen Componisten abgehalten werden kann: Es wurde die Siebente Symphonie gespielt, und war die Wahl schon darum eine gerechtfertigte, weil insbesondere der zweite Satz dieses Riesenwerkes, die hehre Trauermusik, so recht für diese Gelegenheit geeignet erscheinen mochte. Es ist wohl an dieser Stelle nicht nöthig, auf das Werk selbst näher einzugehen; ist dies doch in diesen Blättern schon des Oefteren geschehen. Gerade aber diese Symphonie kann, was Erfindung, thematischen Aufbau und contrapunktische Combinationen anbelangt, so recht die Angriffe der Gegner ad absurdum führen; unwillkürlich drängt sich mir die Ueberzeugung auf, dass die gestrengen Kritiker, die gar so sehr gegen Bruckner donnern, sich nie die Mühe gegeben haben, auch nur eines der Werke ernstlich aus der Partitur zu studieren. Unser verehrter Mitarbeiter, Hr. Dr. Th. Helm, beleuchtet dies übrigens treffend an anderer Stelle dieser und der vorhergehenden Nummer. Die bewussten Herren sprechen auch davon, dass Bruckner stets neue Motive bringt und ihm angeblich die Fähigkeit abgeht, derart thematisch und contrapunktisch zu arbeiten wie - - doch: nomina sunt odiosa! Auf diese Kritiker passt wirklich das Bibelwort: Sie haben Ohren und hören nicht u. s. w. Sind doch die meisten Themen, welche fälschlich als ganz neue Gedanken angesehen werden, aus den Hauptmotiven durch die sinnreichsten rhythmischen Veränderungen, contrapunktischen Combinationen und thematisches Weiterspinnen gebildet worden. Die vielfachen neuartigen Gebilde bedingen auch eine grössere Ausdehnung der einzelnen Sätze; Durchführungssätze und Episoden (letztere aber stets organisch aus dem Ganzen herausgewachsen) von solch' colossalen Dimensionen lassen sich nicht in den Rahmen der bisherigen Formen zusammendrängen. Bei der diesmaligen Aufführung fand die Symphonie, von unseren Philharmonikern ganz unvergleichlich gespielt, eine enthusiastische Aufnahme; insbesondere das Adagio mit dem hinreissend schönen Seitensatze und das echt Bruckner'sche Scherzo zündeten förmlich. Hof-Capellmeister Hans Richter musste einer ganzen Reihe von Hervorrufen Folge leisten. Trotz der geradezu idealen Ausführung der Symphonie drängte sich mir die Frage auf, ob nicht der schon erwähnte Seitensatz des Adagio, um eine Kleinigkeit langsamer gespielt, noch an eindringlicher Kraft gewinnen würde? [... kurz über die anderen Werke ...] Der Besuch des Concertes war derart massenhaft, dass die Cassen vor Beginn desselben geschlossen werden mussten.
     [... über das Konzert des Duesberg-Quartetts ...]
                                                    B. Lvovský."  (*a). 

Im selben Heft auf Seite 6f der 2. Teil des Aufsatzes von Theodor Helm (»Anton Bruckner als Tondichter«) (Fortsetzung aus Nr. 5 vom 1.11.1896)
"             Anton Bruckner als Tondichter.
                    Von Dr. Theodor Helm.
                                   II.
                            (Schluss.)
    Aber nicht blos die scharf gezeichneten Hauptmotive und diesen häufig nachgeschickten grandiosen zweiten Hauptgedanken heben sich in den ersten Symphoniesätzen Bruckner's mit plastischer Deutlichkeit hervor, sondern auch die Themen, welche die sogenannte Gesangsgruppe bilden, und die Schlusssätze, um hier die wohl am meisten eingebürgerte A. B. Marx'sche Bezeichnung festzuhalten. [... über die Ausweitung der klassischen Symphonieform ... über die Bedeutung der Adagio-Sätze, die Eingängigkeit der Scherzi, die Schwerfasslichkeit der oft improvisiert wirkenden Finale, die Großartigkeit der Finalschlüsse ... über das "Spezifisch-Brucknersche" ...]
     Die individuelle Schönheit einer Bruckner'schen Melodie, ihre ganz eigenartige edle Stimmung, Erhabenheit oder auch naive Innigkeit lässt sich freilich nicht beweisen, ebensowenig wie die Herrlichkeiten Beethoven'scher Melodien. Der Eine fühlt dadurch die tiefsten Regungen seines Herzens geweckt, der Andere bleibt beim Anhören kalt. Da ich selbst so oft den Zauber Bruckner'scher Musik bis in's Innerste empfunden, kann ich nur Jene aufrichtig bedauern, die von diesem beglückendem [sic] Zauber völlig unberührt blieben. Sie bekehren zu wollen, fällt mir nicht ein, nur mögen jene Herren auch uns - ich rede hier wieder im Namen aller Bruckner-Verehrer! - den Glauben an den geliebten Meister lassen und sich nicht hochmüthig auf die „besser Berathenen” hinausspielen." (*b).

Besprechung der 7. Symphonie [am 8.11.1896] durch Schönaich in der Neuen musikalischen Presse Nr. 46 auf S. 6:
"                        Concerte.
                  Wien, 14. November 1896.
     Der grosse Gesammtkünstler, unser philharmonisches Orchester begann am Sonntag den Reigen der in erster Linie ernst zu nehmenden Concerte [.... Beethoven, Volkmann  ("überflüssige Musik") ...]. Es sagt uns nichts, was wir nicht schon wüssten, und Vieles, das wir nicht mehr glauben. Das Hauptinteresse wandte sich der siebenten Symphonie des kürzlich verstorbenen Meisters Bruckner zu. Alle unbedingten und auch solche Verehrer des Meisters, welche der Meinung sind, dass der geniale Inhalt der Bruckner'schen Werke die problematischen Stellen weitaus überwiege, waren gespannt darauf, die Wirkung der Symphonie, die nun für sich allein zu sprechen hat, zu beobachten und an sich zu erfahren. Die E-dur Symphonie gehört zweifellos zu den reifsten Werken des Componisten. Eine mächtige Musiksprache tönt aus ihr, die begeistert, fortreisst und niederzwingt. In der That zeigte sich auch jener werthvolle Theil der Hörerschaft im höchsten Grade ergriffen, der nicht nur der Mode wegen die philharmonischen Concerte besucht oder sich aus principieller Voreingenommenheit dem Tondichter verschliesst. Die wiederholte Aufführung zeigte, dass Bruckner's Werk – vielleicht mit Ausnahme des ersten Satzes – keineswegs zu lang sei, dass der Zuhörer bei näherer Kenntnis seiner complicirten Anlage der Entwivcklung mit ungewöhnlkicher Spannung zu folgen vermöge. Edler uns [sic] grösser empfundene Symphoniesätze wie das Cis moll Adagio, gedrängtere und dabei so überquellendes Lebensgefühl ausströmende, wie das Scherzo, sind wenige geschrieben worden. Der grösste Theil des Publicums gab sich dem grossen Eindrucke des Werkes mit voller Seele hin und bereitete ihm einen enthusiastischen Erfolg. Die Aufführung unter Hans Richter's Leitung war eine durchwegs vortreffliche und trug dem genialen, um die Anerkennung der Werke Bruckner's hochverdiensten Dirigenten den allerwärmsten Dank ein.
     Das musikalische Ereignis der Woche war die erste Vorführung der "Vier ernsten Gesänge" von Johannes Brahms am Liederabende Anton Sistermans im Bösendorfer Saale. [... über weitere Konzerte ...].     G. S." (**a).

Auf derselben Seite ist zuvor das Leipziger Konzert mit dem Adagio der 7. Symphonie [am 22.10.1896] verzeichnet, signiert "Lz." [?]:
"[...] – Da ich verhindert war, dem 2. Gewandhausconcerte beizuwohnen und ich Ihnen daher über dasselbe nicht referiren konnte, so möchte ich doch wenigstens, der Vollständigkeit halber, Ihnen nachträglich das Programm dieses Concertes mittheilen. Zur Aufführung gelangten die Faustsymphonie von Franz Liszt, das Adagio aus der Symphonie Nr 7 in E-dur von Anton Bruckner, die Serenade für Streichorchester Nr. 3 in D-moll von R. Volkmann (Violoncell-Solo: Jul. Klengel) un ddie Ouverture zu "Freischütz" von Weber.          Lz." [Signatur in der Kopie nicht eindeutig zu lesen] (**b).

Auf S. 7 Ankündigung der d-Moll-Messe für den 17.1.1897:
"     *  Die Gesellschaft der Musikfreunde gedenkt zum Gedächtnisse ihres dahingeschiedenen Ehrenmitgliedes Anton Bruckner, dessen Messe in D-moll in das Programm des zweiten Gesellschafts-Concertes am 17. Jänner 1897 aufzunehmen. Es würde dies die erste Concertaufführung des Werkes sein." (**c).

Besprechung der Aufführung der 4. Symphonie am 8.11.1896 in Olmütz auf S. 8:
"     *  Das am 8. d. M. unter Leitung des Musikdirectors Herrn Wladimir Labler abgehaltene 174. Concert des Musikvereines in Olmütz brachte in sorgfältiger Ausführung A. Bruckner's 4. (romantische) Symphonie, sowie [... Grieg, Mendelssohn ...]." (**d).

Auf S. 8 Auflistung von Trauerkundgebungen und »In-memoriam«-Aufführungen (Übernahme von der »Deutschen Wacht«), darunter eine Akademische Trauerfeier in Prag und eine Aufführung des »Te Deum« in Warnsdorf erwähnt:
"     *  Die "Deutsche Wacht" in Dresden bringt eine interessante Zusammenstellung aller stattgefundenen oder in Aussicht stehenden Trauerkundgebungen und Concert-Aufführungen Bruckner'scher Werke in memoriam des verstorbenen Meisters. Diese Aufzählung umfasst folgende Veranstaltungen: Bruckner-Trauercommers des Akademischen Gesangvereines in Wien. Akademische Trauerfeier in Prag. Aufführung der Romantischen Symphonie im Lisztvereine zu Leipzig, in der Museums-Gesellschaft zu Franfurt [sic] a. M. und in der Philharmonischen Gesellschaft zu Laibach. Aufführung der Symphonie in E-dur in der Musikalischen Akademie zu München, Aufführung der Symphonie Nr. 7 in E-dur im Philharmonischen Concerte in Wien. Aufführung des Requiem in A-moll [sic] In der Kirche am Hof in Wien. Aufführung des Quintettes in F-dur im Kammermusik-Vereine in Brünn. Aufführung des Te Deums beim Gründungsfeste des Männergesangs-Vereines in Warnsdorf. Wir ergänzen dieses Verzeichniss durch die Aufführung der romantischen Symphonie im Musikvereine zu Olmütz." (**e).

 Auf S. 10 wird gemeldet, daß in Steyr die Errichtung eines Glasgemäldefensters in der Stadtpfarrkirche geplant sei und daß die Leo-Gesellschaft die Errichtung eines Bruckner-Denkmals beabsichtige [9.11.1896]:
"               Vermischtes.
[...]
     *  In Stadt Steyr wird zur Ehrung des Andenkens Anton Bruckner's die Errichtung eines Bruckners-Glasgemälde-Fensters [sic] an der Südseite des [sic] Stadtpfarrkirche bei der Orgel geplant.
     *  Die Section für Kunst und Literatur der Leo-Gesellschaft hat in der Sitzung vom 9. d. M. beschlossen, das Andenken Bruckner's durch Errichtung eines Denkmals zu ehren." (**f).

Artikel mit einer Mitteilung aus Hörsching an die Linzer Tages-Post auf S. 11:
"     * Der "Linzer Tagespost" wird aus Hörsching mitgetheilt: "In der Zeit von 1835 bis 1837 hielt sich Anton Bruckner als Knabe von zehn bis zwölf Jahren bei seinem Taufpathen und Vetter, Herrn Joh. Weiss, damaligen Schulleiter und Organisten in Hörsching, auf. Wie sich die ält6esten Leute hier noch ganz gut zu erinnern wissen, war Bruckenr stets der Liebling seines Vetters. Anton Bruckner genoss auch hier von Johann Weiss den ersten Unterricht im Orgelspiel, wie wieder die Aeltesten unserer Gemeinde zu erzählern wissen. Eine maassgebende Persönlichkeit von hier erbat sich zur Vergewisserung dieser Erzählung erst unlängst von Dr. Anton Bruckner schriftliche Auskunft, welche auch sogleich, von Anton Bruckner selbst unterschrieben, zurückkam [10.12.1895 an Ernst Lanninger] und obige Thatsache bestätigte." " (**g).

Die Wiener Aufführung der 7. Symphonie [am 8.11.1896] wird auch besprochen

in der Deutschen Kunst- und Musik-Zeitung Nr. 22 auf S. 279:
"     Herr Hans Richter, allzeit ein eifriger Verehrer und Förderer der Bruckner'schen Musik, halte die schöne Pietät, den Manen des verstorbenen Meisters gleich im ersten philharmonischen Concert, das am 8. d. M. stattfand, eine Huldigung darzubringen, indem er mit seiner künstlerischen Eliteschaar Bruckner's siebente Symphonie in F-dur (dem Könige Ludwig II. von Bayern gewidmet) aufführte, deren herrliches Hauptthema aus dem Adagio gelegentlich der Einsegnung der Leiche des Componisten in der Carlskirche gespielt wurde. Das große Werk, dessen Ausführung fast eine Stunde in Anspruch nahm, ist hier bereits mehrfach gehört worden, zum erstenmal spielten es die Philharmoniker im März 1886 und dann in einem Concert des Wagnervereines im Februar 1889, beidemal unter Hans Richter, und hat diese Symphonie am meisten zur Popularisirung der Muse Bruckner's beigetragen. Der erste Allegrosatz mit seinen kraftvollen drei Hauptthemen und dem grandiosen Schluß auf dem E-Orgelpunkt, das feierliche Adagio in Cis-moll mit dem düsteren Gesangsthema der Streicher, eine Trauermusik von ergreifender Gewalt, das heroisch anstürmende Hauptthema des Scherzo, das von einer Choralmelodie der Streicher beherrschte Finale, das wieder im mächtigen Orgelpunkt auf E sein Ende gewinnt – diese vier Sätze geben ein organisches Ganze, das in seiner gedanklichen Mächtigkeit und seinem instrumentalen Glanze sich dem Würdigsten anschließt, was wir an symphonischer Musik besitzen. Der ausverkaufte Saal nahm das geniale Werk, das die Philharmoniker geradezu hinreißend ausführten, mit Jubel auf, für den Herr Richter nicht genug danken konnte. Leider mußte man vergebens nach der letzten rechtsseitigen Loge blicken, aus der sonst der liebe, alte Meister strahlend vor Glück auf dem Podium erschien. Mögen sein Name und seine Schöpfungen nie von den Programmen der Philharmoniker verschwinden! So lange unser genialer Hans Richter dort leitender Herrscher ist, wird das auch nie geschehen. Den Beginn des Concertes machte Beethoven's Ouvertüre „Zur Weihe des Hauses", der sich noch Volkmann's lieblich=originelle Serenade Nr. 3 in D-moll für Streichorchester anschloß, in der Herr Hummer das slavisch=melancholische Cellosolo mit der ganzen Seele seines Tones spielte.
     [... Signatur am Ende der ganzen Kolumne:]       O. v. Kapff." (***)

und in der »Lyra« XX, Nr. 4 (519) auf S. 6 [= S. 44] (°).
"                      Wiener Concerte.
    Eröffnungs-Concerte. [...] Am 8./11. begannen die Wiener Philharmoniker im großen Musikvereinssaale den Reigen ihrer ausgezeichneten Aufführungen. Das erste diesjährige philharmonische Concert konnte als Trauerfeier für den kürzlich der Welt entrissenen großen Symphoniker Anton Bruckner gelten, dessen E-dur=Symphonie die Vortragsordnung beherrschte. Wir haben wiederholt in diesen Blättern über das bedeutende Werk gesprochen, dessen thematischer Gehalt den Vergleich mit den größten Werken der Musik nicht zu scheuen hat und dessen Klangschönheit eine berauschende ist. Den stärksten Eindruck machte wieder das Cis-moll Adagio, das eine Steigerung aufweist, wie sie bisher in der Symphonie wohl noch nicht dagewesen ist; diesem zunächst der vierte, ein für Bruckner überraschend knapp gehaltener Satz, während der erste Satz seitens des Hörers einer gründlichen Vorbereitung bedürfte, sollte dieser den weit verzweigten Durchführungen bis zu Ende folgen können. Beim bloßen Hören im Concertsaale kann man kaum dem Musiker, geschweige denn dem Laien diese Geistesthätigkeit zumuthen! Hingegen ist das Scherzo klar und durchsichtig und sofort zu fassen. Die Zuhörerschaft merkte mit der dem Werke gebührenden Aufmerksamkeit auf und bereitete demselben einen bedeutenden Erfolg. [... kurz über die restlichen Programmnummern ...]" [keine Signatur] (°).

Auf Seite 8 (46) ein Bericht über einen Gedenkgottesdienst in Troppau am 23.10.1896:
"Die Feier des 50jähr. Bestandes des Troppauer Männergesangvereines.
     Der Troppauer Männergesangverein hatte ursprünglich beschlossen, im Jahre 1896 der vor 50 Jahren erfolgten Gründung des Vereines nur in Form eines bescheidenen Familienfestes zu gedenken [... nun aber in größerem Umfang ...]. Zur Vorfeier wurde Freitag, den 23. October als dem eigentlichen Gründungstage in der Pfarrkirche zum heiligen Geist für die verstorbenen Ehren=Mitglieder und dahingeschiedenen ausübenden Mitglieder ein Trauer=Gottesdienst abgehalten, wobei das "Requiem" von C. Sayler mit der Orgelbegleitung des V. M. Franz Richta zum Vortrage kam. Diese Trauerkundgebung galt auch dem Andenken des leider kurz vor dem Feste verstorbenen hochgeschätzten Ehrenmitgliedes Dr. Anton Bruckner, dessen Ableben die Vereinsmitglieder mit tiefer Trauer erfüllte. [... Verlauf des Festes am 24.10.1896 und 25.10.1896 ( mit den Namen der Anwesenden und der Werke etc.) ...]." [keine Signatur] (°a).

»Die Lyra« berichtet außerdem auf Seite 9 [= S. 47] vom Trauercommers am 28.10.1896:
"                   Wiener Vereins=Chronik.
    Akademischer Gesangverein. Anläßlich des Ablebens Anton Bruckner's veranstaltete der Verein am 28./10. im Ronachersaale einen Trauer=Commers. [... über die Eröffnungskneipe ...]" (°°).

Von der Sitzung der Leo-Gesellschaft am 9.11.1896 und der Planung eines Denkmals berichten auch

das Grazer Volksblatt Nr. 263 auf S. 7:
"     * (Bruckner=Denkmal.) Die 'Corr. Wilhelm' meldet: Die Section für Kunst und Literatur der Leo=Gesellschaft hat in der Sitzung vom 9. d. M. beschlossen, das Andenken des großen Tonkünstlers Anton Bruckner durch ein des Meisters und der Stadt Wien würdiges Denkmal zu ehren. Das Comité derselben hat die Vertretung dieser Angelegenheit sowohl beim Directorium der Leo=Gesellschaft als auch nach außen hin übernommen." (°°°),

die Ostdeutsche Rundschau Nr. 315 auf S. 5:
"     Bruckner-Denkmal. Die Sektion für Kunst und Literatur der Leogesellschaft hat in der Sitzung vom 9. November l. J. beschlossen, das Andenken des großen Tonkünstlers Anton Bruckner durch ein des Meisters und der Stadt Wien würdiges Denkmal zu ehren. Das Komité derselben hat die Vertretung dieser Angelegenheit sowohl beim Direktorium der Leogesellschaft als auch nach Außen hin übernommen." (#)

und das Neuigkeits-Weltblatt Nr. 264 auf S. 5:
"     Denkmale für Dr. Anton Bruckner. Die verdienstvolle "Leo=Gesellschaft" plant die Ausführung eines Denkmals  für den dahingegangenen großen Tonmeister Bruckner. Auch wird aus Steyr gemeldet: Verehrer Bruckner's haben beschlossen, die Errichtung eines großen Glasgemäldefensters in der Steyrer Stadtpfarrkirche mit einer Widmung für den verblichenen Meister anzustreben und es werden zu den auf einige Tausend Gulden angeschlagenen Kosten derzeit schon Sammlungen eingeleitet. Stadtpfarrer Strobl hat sich bereit erklärt, die Sache zu unterstützen und Bürgermeister Johann Redl von Steyr bildet ein eigenes Komité zur Förderung der Errichtung dieses Bruckner=Denkmales." (##).

Das Österreichische Litteraturblatt Nr. 22 bringt auf S. 702 in einer Zeitschriftenschau einen Hinweis auf die Illustrierte Zeitung (Leipzig) Nr. 2782 [vom 24.10.1896, vermutlich Bernhard Vogel], in deren Inhaltsangabe Bruckner erwähnt wird:
"Illustrierte Zeitg. (Lpz., Weber.) Nr. 2781, 2782.     (2781.) [... elf Titel ...]. – (2782.) [... sieben Titel ...]. – A. Bruckner. – Aus d. Mus. f. Völkerkunde in Lpz." (###).

Das Deutsche Volksblatt Nr. 2827 erwähnt auf S. 8 Tilgners Bruckner-Büste [IKO 55]:
"                        Ausstellung im Künstlerhause.
                                                I.
Tilgner-Ausstellung. Endlich wieder einmal ein Historiengemälde. Brozik.
    
Wenige Monde erst sind verflosssen, als sie ihn zur ewigen Ruhe betteten, den das unerbittliche Schicksal knapp an der Schwelle neuen Ruhmes zwang, dies Erdenthal zu verlassen. Noch ist die Wunde nicht verharscht, die uns Victor Tilgner's Tod geschlagen hat und jetzt droht sie neu aufzubrechen, da wir vor einer so reichen Zahl seiner herrlichen Werke stehen, welche uns erst voll und ganz ermessen lassen, was wir an ihm für immer verloren haben. [...] Da stehen wir vor seinen Porträtbüsten und bestaunen die hohe Meisterschaft, welche dem todten Materiale solches Leben zu geben vermochte. Unbestritten ist es, daß Tilgner in dieser Art das Höchste erreichte, was bisher überhaupt in der Plastik erreicht wurde. Zwei Büsten zeigen uns am deutlichsten den Werdegang des Meisters. [... Büste einer Dame, Nr. 61, Tilgners erstes Marmorwerk, kalte Arbeit, streng klassisch ...], daß man sich dafür kaum erwärmen kann.
     Wendet man nun den Blick zur nebenstehenden Büste (62), so prallt man förmlich zurück vor dieser verblüffenden Lebenstreue und kühnen Behandlung des Ganzen. Es ist die Büste unseres kürzlich heimgegangenen großen Symphonikers Anton Bruckner. Eine der besten Schöpfungen Tilgner's. So kann man dann von Büste zu Büste schreiten, überall offenbart sich die bewundernswerthe Wiedergabe der Natur und die dem Künstler so eigene malerische Bearbeitung der verschiedenen Materiale. [... zu den anderen Tilgner-Büsten ...]
     [... über V. Broziks Historiengemälde "Tu felix Austria nube" ...].
                                                 Carl Schreder." (a).

The Inter Ocean Nr. 236 (Chicago) meldet auf S. 41 in der 6. Spalte über die Leichenfeier am 14.10.1896:
"                 MUSICAL MELANGE.
     Lily Post is singing at the Tivoli in San Francisco.
     The middle C is the note most frequently used in music.
[...]
     Anton Bruckner had a most imposing funeral at the expense of the City of Vienna.
     In Italy there are more theaters in proportion to population than in any other country.
     Frau Amalie Materna has bought an estate at Gratz, in Australia [sic], where she intends to live.
     [...]." (b).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189611155, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189611155
letzte Änderung: Dez 21, 2023, 15:15