zurück 14.11.1896, Samstag ID: 189611145

Kritik Schönaichs über die 7. Symphonie [am 8.11.1896] in »Die Reichswehr« Nr. 994 auf S. 1 (*).

Kritik Helms in der Deutschen Zeitung Nr. 8936 auf S. 1f:
"          Musik.
Bruckner's E-dur=Symphonie im ersten philharmonischen Concert. – Nochmals Bruckner und Heuberger. – Hanslick über Brahms' A-dur=Clavierquartett. – Kammermusik und Solo=Concerte.
     Bruckner's siebente Symphonie hat mit ihren herrlichen Melodien, ihrer wundervollen Kunst des Baues, ihrer strahlenden Pracht des Colorits, ihren überwältigenden Steigerungen im letzten philharmonischen Concert bei der entschiedenen Mehrheit des Publicums begeisterten Beifall gefunden, obgleich dadurch dem im Grabe ruhenden Meister keine persönlichen Ehrungen mehr zu erweisen waren. [... Hoffnungen für die Zukunft ...]. Vor zwanzig Jahren, aber eigentlich noch ein paar Jahre später, war mir freilich das bis dahin von Bruckner Geschaffene überwiegend ein mit sieben Siegeln verschlossenes Buch und ich verstand die Größe des (ohnehin noch nicht auf seiner höchsten Höhe angelangten) Meisters im Grunde gerade so wenig, als sie etwa heute – Herr Richard Heuberger versteht. Nun glaubt aber der soeben genannte leidenschaftlichste und pietätloseste Widersacher Bruckner's einen Haupttrumpf auszuspielen, indem er in seinem letzten für das "Wiener Tagblatt" geschriebenen Concert=Feuilleton eine den höheren Kunstwerth einer bestimmten Bruckner'schen Symphonie anzweifelnde Aeußerung des Herausgebers des "Kalenders für die musikalische Welt" citiert, mit welchem Niemand Anderer, als der Schreiber dieser Zeilen gemeint ist. Herr Heuberger verschweigt aber wohlweislich, in welche Zeit jene so gierig aufgegriffene abfällige (das heißt bei rückhaltloser Anerkennung der großen, kühnen Gedanken den "Mangel an Logik" beklagende) Aeußerung fällt: sie wurde 1878 für den (Fromme'schen) Musikkalender von 1879 niedergeschrieben und bezog sich auf die Erstaufführung der Bruckner'schen dritten Symphonie (D-moll) in einem Gesellschaftsconcerte am 16. December 1877. Nun bedenke man recht, wie damals – vor 19 Jahren!! – die Verhältnisse lagen: es gab von Bruckner's D-moll=Symphonie keine gedruckte Partitur, keinen Clavierauszug, die Aufführung selbst war keineswegs musterhaft (da nicht das volle philharmonische, sondern nur das Gesellschaftsorchester spielte) und wurde durch die persönliche Leitung des Componisten (der am Dirigentenpult ebensowenig je ein Hexenmeister war, wie sein künstlerischer Antipode Brahms) um kein Haar besser. Der Gesammteindruck konnte auf einen gänzlich Unvorbereiteten, wie ich es damals war, nur verwirrend sein, und so begegnete es denn auch mir einmal beim erstenmal Anhören eines Bruckner'schen Meiserwerkes, was in der Regel der erste Eindruck der großen Masse diesem musikalischen Titanen gegenüber ist: das Ungewohnte mit dem Unlogischen zu verwechseln. Nein, für mein Nicht= oder Mißverstehen der Bruckner'schen D-moll=Symphonie in den Jahren 1877 und 1878 darf mich heute College Heuberger nicht mehr verantwortlich machen; möge er sich lieber erinnern, was ich über die Erstaufführung des großen Werkes durch unsere Philharmoniker (21. December 1890) in Nr. 6818 der "Deutschen Zeitung" (Morgenblatt vom 23. December 1890) schrieb.
     Von letzterwähnter eingehender Besprechung, welche sich auf gründliche Studien der Partitur und wiederholtes Durchspielen des bei Rättig erschienenen vierhändigen Clavierauszuges stützte, würde ich heute noch jedes Wort unterschreiben. Ein Wissender und darum felsenfest an die Sache Glaubender urtheilt eben anders, als ein dem unbegriffenen Kunstwerk rathlos gegenüberstehender Zweifler. Doch ich bin da unversehens in eine Controverse über Bruckner's dritte Symphonie hineingerathen, während ja diese neulich gar nicht, sondern die noch weit großartigere "Siebente" aufgeführt worden ist. Und noch immer zittert der gewaltige Eindruck eben dieser unsterblichen "Siebenten" derart in mir nach, daß es mir wahrlich etwas schwer wird, heute noch über die verschiedenen anderen "Concertgenüsse", mit denen uns bereits die "Saison" beglückte, pflichtgemäß zu schreiben. Muß es sein? Es muß sein! [... über Kammerkonzerte ... wörtliches Zitat aus Hanslicks schlechter Besprechung des Brahmsschen A-Dur-Klavierquartetts 1870 ...]. Was sagt College Heuberger, der jetzige Intimus des Herrn Hofrathes, zu des Letzteren sogar in einem Buche verewigten abfälligen Beurtheilung eines der heute beliebtesten Werke seines musikalischen Abgottes? Ich glaube, es ließe sich aus dieser vor vielen Jahren gethanen gegnerischen Aeußerung mit demselben Recht (oder eigentlich Unrecht) wider Brahms und Hanslick Capital schlagen, als es durch sein Citat aus dem "Kalender für die musikalische Welt" von 1879 Herr Heuberger wider Bruckner und mich versucht. [... über weitere Konzerte (Stradal musste wegen Unwohlseins sein Konzert abbrechen) ...], insbesondere auch über das große Compositions=Concert Josef Reiter's, das dem hochbegabten, wahrhaft national empfindenden deutschen Tondichter die schmeichelhaftesten Ehrungen einbrachte, sprechen wir ein nächstesmal.
                                         Theodor Helm." (**).

Das Deutsche Volksblatt Nr. 2826 berichtet auf S. 7 von der Sitzung der Leo-Gesellschaft am 9.11.1896:
"      [Bruckner=Denkmal.] Die Section für Kunst und Literatur der Leo=Gesellschaft hat in der Sitzung vom 9. November l. J. beschlossen, das Andenken des großen Tonkünstlers Anton Bruckner durch ein des Meisters und der Stadt Wien würdiges Denkmal zu ehren. Das Comité derselben hat die Vertretung dieser Angelegenheit sowohl beim Directorium der Leo=Gesellschaft als auch nach Außen hin übernommen." (***a).

Ähnliche Meldung im Neuen Wiener Tagblatt Nr. 314 auf S. 6:
"     * Die Leo=Gesellschaft hat in ihrer jüngst abgehaltenen Sitzung beschlossen, Anton Bruckner in Wien ein Denkmal zu errichten." (***b),

in der Österreichischen Volks-Zeitung Nr. 314 auf S. 3:
"           Neuigkeitsbote.
[...]
     * Bruckner=Denkmal. Die Sektion für Kunst und Literatur der Leo=Gesellschaft hat in der Sitzung vom 9. d.M. beschlossen, das Andenken Bruckner's durch ein würdiges Denkmal zu ehren. Das Comité hat die Vertretung dieser Angelegenheit sowohl beim Direktorium der Leo=Gesellschaft als auch nach außen hin übernommen." (***c),

im Wiener Tagblatt Nr. 314 auf S. 4:
„     * (Bruckner=Denkmal.) Die Sektion für Kunst und Literatur der Leo=Gesellschaft hat in der Sitzung vom 9. d. beschlossen, das Andenken des großen Tonkünstlers Anton Bruckner durch ein des Meisters und der Stadt ein würdiges Denkmal zu ehren. Das Komité derselben hat die Vertretung dieser Angelegenheit sowohl beim Direktorium der Leo=Gesellschaft als auch nach außen hin übernommen.“ (***d),

in der Wiener Zeitung Nr. 265 auf S. 5:
"      (Bruckner=Denkmal.) Die Section für Kunst und Literatur der Leo=Gesellschaft hat in der Sitzung vom 9. d. M. beschlossen, das Andenken des großen Tonkünstlers Anton Bruckner durch ein des Meisters und der Stadt Wien würdiges Denkmal zu ehren. Das Comité derselben hat die Vertretung dieser Angelegenheit sowohl beim Directorium der Leo=Gesellschaft als auch nach außen hin übernommen." (***e)

und im "Vaterland" Nr. 314 auf S. 5:
"     * [Bruckner=Denkmal.] Die "Corr. Wilhelm" meldet: Die Section für Kunst und Literatur der Leo=Gesellschaft hat in der Sitzung vom 9. d. M. beschlossen, das Andenken des großen Tonkünstlers Anton Bruckner durch ein des Meisters und der Stadt Wien würdiges Denkmal zu ehren. Das Comité derselben hat die Vertretung dieser Angelegenheit sowohl beim Directorium der Leo=Gesellschaft als auch nach außen hin übernommen." (***f).

Die Aufführung der d-Moll-Messe am 17.1.1897 wird angekündigt

im Fremdenblatt Nr. 314 auf S. 8:
„     – Die Gesellschaft der Musikfreunde gedenkt zum Gedächtnisse ihres dahingeschiedenen Ehrenmitgliedes, des Tondichters Dr. Anton Bruckner, dessen Messe in D-moll in das Programm des zweiten Gesellschaftskonzertes am 17. Januar 1897 aufzunehmen. Es wird dies die erste Konzertaufführung dieses Werkes sein." (°),

in der Neuen Freien Presse Nr. 11576 auf S. 6:
"    – Die Gesellschaft der Musikfreunde gedenkt zum Gedächtnisse ihres dahingeschiedenen Ehrenmitgliedes, des Tondichters Dr. Anton Bruckner, dessen Messe in D-moll in das Programm des zweiten Gesellschafts=Concertes am 17. Januar 1897 aufzunehmen. Es wird dies die erste Concert=Aufführung dieses Werkes sein." (°a),

in der Wiener Zeitung Nr. 265 (auch auf S. 5, der Meldung zum Bruckner-Denkmal folgend): 
"    (Concerte.)  Die Gesellschaft der Musikfreunde gedenkt zum Gedächtnisse ihres dahingeschiedenen Ehrenmitgliedes Dr. Anton Bruckner dessen Messe in D-moll in das Programm des zweiten Gesellschaftsconcertes am 17. Jänner 1897 aufzunehmen. Es wird dies die erste Concertaufführung dieses Werkes sein." (°b),

im Illustrierten Wiener Extrablatt Nr. 314 auf S. 5:
Theaterzeitung.
[...]
     * Die Gesellschaft der Musikfreunde gedenkt zum Gedächtnisse ihres dahingeschiedenen Ehrenmitgliedes, des Tondichters Dr. Anton Bruckner, dessen Messe in D-moll in das Programm des II. Gesellschaftsconcertes am 17. Jänner 1897 aufzunehmen. Es wird dies die erste Concertaufführung dieses Werkes sein.
(°°),

im Neuen Wiener Journal Nr. 1099 auf S. 6:
"    * Die Gesellschaft der Musikfreunde gedenkt zum Gedächtnisse ihres dahingeschiedenen Ehrenmitgliedes Dr. Anton Bruckner dessen Messe in D-moll in das Programm des II. Gesellschaftsconcertes am 17. Jänner 1897 aufzunehmen. Es wird dies die erste Concertaufführung dieses Werkes sein." (°°°),

im Neuen Wiener Tagblatt (s.o.) auf S. 6:
"    * Die Gesellschaft der Musikfreunde wird zum Gedächtnisse ihres dahingeschiedenen Ehrenmitgliedes des Tondichters Dr. Anton Bruckner dessen Messe in D-moll in das Programm des zweiten Gesellschaftsconcertes am 17. Jänner 1897 aufnehmen. Es wird dies die erste Concertaufführung dieses Werkes sein." (#),

in der Österreichischen Volkszeitung Nr. 314 auf S. 7:
"Theater- und Kunstnachrichten.
[...]
     – Die Gesellschaft der Musikfreunde beabsichtigt, zum Gedächtnisse Bruckner's dessen Messe in D-moll in das Programm des zweiten Gesellschaftskonzertes am 17. Jänner 1897 aufzunehmen. Es wird dies die erste Konzert=Aufführung dieses Werkes sein." (##)

und in der »Reichswehr« Nr. 994 auf S. 6 (###).
 

Die Linzer Tages-Post Nr. 264 meldet auf S. 3, daß in der Steyrer Stadtpfarrkirche ein Bruckner-Votiv-Glasgemäldefenster errichtet werden soll und Bürgermeister Johann Redl die Bildung eines Comités veranlassen wird:
"     Linz, am 13. November. (Zur Erinnerung an Dr. Anton Bruckner.) Man schreibt uns heute aus Steyr: Das von Verehrern des kürzlich dahingeschiedenen Altmeisters Dr. Bruckner in Anregung gebrachte Project der Errichtung eines Bruckner=Votiv=Glasgemäldefensters in unserer herrlichen Stadtpfarrkirche ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Nicht nur dass schon kleine Geldsammlungen zu dem gedachten Zwecke begonnen haben, auch maßgebende und einflussreiche Persönlichkeiten der Stadt haben sich mit dem pietätvollen Projecte befreundet und Bürgermeister Johann Redl wird die Bildung eines eigenen Comités zur Erreichung des gedachten Zweckes veranlassen. Die Verehrung für Meister Bruckner ist in der Steyrer Bevölkerung eine allgemeine, und dieses Umstandes wegen darf man die Ausführung des edlen Projectes, das alle Bruckner=Verehrer mit Freude begrüßen werden, als gesichert betrachten." (a).

Aufführung des Chores »Mitternacht« [WAB 80] durch den »Frohsinn« in Linz geplant [auf den 2.12.1896 verschoben?] (b).

Die in Rochester erscheinende Zeitung Democrat and Chronicle Nr. 319 übernimmt auf S. 6 in der 6. Spalte vom Nachruf in The Sun vom 31.10.1896 nur den ersten Teil:
"                 MEN TALKED ABOUT.
[...]
     – Anton Bruckner, the musical composer, died recently at Ausfelder [sic], in Austria, at the age of seventy-two. His best known work is his eighth symphony in C minor, which takes a whole evening for its performance and which was first given twenty-five years after it had been composed." (c).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189611145, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189611145
letzte Änderung: Dez 04, 2023, 10:10