Kritik (signiert »Dr. J. K.«) zur Aufführung des »Te Deum« am 19.12.1896 in der Brünner Sonntagszeitung Nr. 12 auf S. 4:
" Musikvereins=Concert.
Dr. J. K. Als Schumann (1845) die C-dur=Symphonie skizzierte [... über dieses Werk und Dvoraks "In der Natur" ...] entläßt uns das Stück doch im Ganzen mit rein äußerlichen Wirkungen. Nicht minder äußerlich als dieses bunte Tonspiel wirkt aber der Pomp und die feierliche Pracht von Bruckners "Te Deum". Wehende Kirchenfahnen, Weihrauchduft, Orgelklang – aber wenig Musik. Vergebens suchen wir breit auslegenden Gesang oder polyphonen Chorsatz. Die Singstimmen declamieren den Text, das Orchester malt und schildert, wobei ein beharrlich wiederkehrendes Begleitungsmotiv (Dichterbegleitung [sic] ohne Terz) die Einheit herzustellen sucht. Auffallend sparsam äußert sich der Contrapunktiker Bruckner in diesem Werke. Er reicht uns wiederholt dürre Unisonos, der Ansatz zu einer Fuge versickert in modulatorischer Felsenwirrnis. Angesichts des überwiegend dramatischen Zuges, der offenbar nach Liszt's Muster durch die fünf Sätze des knappen Werkes geht, klammern wir uns an das Bischen Lyrik, das uns in dem gesangvollen Mittelthema des "Te ergo" (F-moll 4/4) erfrischt. Das Werk wurde zum Gedächtnisse für den kurz verstorbenen Meister aufgeführt; es sind nicht immer die gelungensten Denkmäler, die allzurasch nach dem Tode des Gefeierten errichtet werden." (*).
" Musikvereins=Concert.
Dr. J. K. Als Schumann (1845) die C-dur=Symphonie skizzierte [... über dieses Werk und Dvoraks "In der Natur" ...] entläßt uns das Stück doch im Ganzen mit rein äußerlichen Wirkungen. Nicht minder äußerlich als dieses bunte Tonspiel wirkt aber der Pomp und die feierliche Pracht von Bruckners "Te Deum". Wehende Kirchenfahnen, Weihrauchduft, Orgelklang – aber wenig Musik. Vergebens suchen wir breit auslegenden Gesang oder polyphonen Chorsatz. Die Singstimmen declamieren den Text, das Orchester malt und schildert, wobei ein beharrlich wiederkehrendes Begleitungsmotiv (Dichterbegleitung [sic] ohne Terz) die Einheit herzustellen sucht. Auffallend sparsam äußert sich der Contrapunktiker Bruckner in diesem Werke. Er reicht uns wiederholt dürre Unisonos, der Ansatz zu einer Fuge versickert in modulatorischer Felsenwirrnis. Angesichts des überwiegend dramatischen Zuges, der offenbar nach Liszt's Muster durch die fünf Sätze des knappen Werkes geht, klammern wir uns an das Bischen Lyrik, das uns in dem gesangvollen Mittelthema des "Te ergo" (F-moll 4/4) erfrischt. Das Werk wurde zum Gedächtnisse für den kurz verstorbenen Meister aufgeführt; es sind nicht immer die gelungensten Denkmäler, die allzurasch nach dem Tode des Gefeierten errichtet werden." (*).
Der in St. Louis (Missouri) erscheinende Anzeiger des Westens Nr. 52 berichtet auf S. 15 in der 6. Spalte von den Denkmalprojekten in Steyr:
" Oesterreich=Ungarn.
[...]
Steyr. – Ein vom Bürgermeister Herrn Johann Redl und zahlreichen hervorragenden Bürgern der Stadt gezeichneter Aufruf zur Ehrung des Andenkens an Dr. Anton Bruckner ist veröffentlicht worden. Um das Andenken an Dr. Bruckner und an seinen Aufenthalt in Steyr dauernd und würdig zu ehren, besteht die Absicht, dem Meister ein Denkmal in dieser Stadt zu errichten durch Schaffung eines Votivfensters in der dortigen Stadtpfarrkirche in der Nähe des Chores, woselbst er durch sein meisterhaftes Spiel oft die Andächtigen erhob. Spenden zu diesem Zwecke, der eine Summe von etwa 6000 fl. erfordert, nimmt Herr Franz Bayer, Regenschori und Chormeister des Männergesang=Vereins "Kränzchen" in Steyr, entgegen." (**).
" Oesterreich=Ungarn.
[...]
Steyr. – Ein vom Bürgermeister Herrn Johann Redl und zahlreichen hervorragenden Bürgern der Stadt gezeichneter Aufruf zur Ehrung des Andenkens an Dr. Anton Bruckner ist veröffentlicht worden. Um das Andenken an Dr. Bruckner und an seinen Aufenthalt in Steyr dauernd und würdig zu ehren, besteht die Absicht, dem Meister ein Denkmal in dieser Stadt zu errichten durch Schaffung eines Votivfensters in der dortigen Stadtpfarrkirche in der Nähe des Chores, woselbst er durch sein meisterhaftes Spiel oft die Andächtigen erhob. Spenden zu diesem Zwecke, der eine Summe von etwa 6000 fl. erfordert, nimmt Herr Franz Bayer, Regenschori und Chormeister des Männergesang=Vereins "Kränzchen" in Steyr, entgegen." (**).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189612275, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189612275letzte Änderung: Jul 03, 2023, 8:08