zurück 30.1.1897, Samstag ID: 189701305

Brief von Ignaz Bruckner an August Stradal:
   "Euer Hochwolgeboren!
   In Beantwortung Ihres geehrten Schreibens, erlaube ich mir Ihnen mitzuthelen [sic], das der Brief meines seligen Bruders mit der Aufschrift Hochw. Herrn Consistorialrath an den verstorbenen H: Stadtpfarer Johann Eichinger [recte: Aichinger] in Steyr. bey welchem sich mein Bruder in den letzteren Jahren im Sommer einige Zeit sehr gerne aufhielt gerichtet ist. Damals machte obgenannte H: Stadtpfarrer seine Einladung, der erstmaligen Aufführung der D dur. Messe meines Bruders unter der Leitung des Chordirigenten Bayer [d-Moll-Messe am 2.4.1893] beizuwohnen. Mein Bruder leistete auch der Einladung Folge [Brief vom 31.3.1893] und spielte bey der Aufführung die Orgel. - Sehr überrascht war ich über die Einsendung von zehn Gulden für die zwey Briefe meines Bruders, das ist doch zu viel. Ich hätte ja dafür nichts verlangt sondern Ihnen dieselben als Andenken entgegen gebracht. Nun kann ich nichts anderes thun, als Ihnen für den übersendeten Geldbetrag meinen herzlichsten Dank auszusprechen[.] Es zeichnet sich in Hochachtung Euer Hochwolgeboren
ergebener
Ignaz Bruckner.
St Florian den 30. Jänner. [/] 1897."
   Der Umschlag zu diesem Brief trägt recto folgende Adresse (von fremder Hand kalligraphisch und lateinisch geschrieben): 
"Sr. Hochwohlgeb. Herrn
August Stradal,
Tonkünstler
in
Wien.
III. Heumarkt 7."
   und den Poststempel "ST. FLORIAN [/] IN OBEROESTERR.".
   Auf der Verso-Seite befindet sich ein weiterer Poststempel: "WIEN [...] [/] BESTELLT [/] 1.2.97 [/] 8-10V" (*).

Das Fremdenblatt Nr. 30 (Morgenblatt) auf S. 9 (**)
und die Reichswehr Nr. 1070 auf S. 3 (Abendblatt) (***)
machen auf die morgige Kirchenmusik (mit dem "Os justi") aufmerksam.

Die Ostdeutsche Rundschau Nr. 30 widmet einen Feuilleton-Artikel (Autor: Hagen) auf S. 1f Franz Schubert und erwähnt darin auch Bruckner (°).

Die Linzer Tagespost teilt mit, daß im Schaufenster der Hofbuchhandlung Fink ein Bildchen von Bruckner ausgestellt ist (°°).

The Chicago Tribune Nr. 30 berichtet auf S. 13 über das gestrige Konzert, in dem Dvoraks Cellokonzert ohne den 1. Satz gespielt wurde. Offensichtlich wollte man nach den Erfahrungen mit der 4. Symphonie Bruckners eine Woche zuvor (22./23.1.1897) nicht mehrere Werke von 45 Minuten oder längerer Dauer aufs Programm setzen.
"TWO NOTABLE NUMBERS GIVEN UNDER THOMAS' DIRECTION.
Dvorak's New 'Cello Concerto Has Its First Performance in America by Leo Stern
[...].
     [... deutliche Vorbehalte gegen Dvoraks Komposition ...].
     Two movements alone were heard yesterday, the second and third, the work in its entirety requiring three-quarters of an hour, being deemed too lengthy. This course, however, may be ascribed to the close succession of the work to the Bruckner symphony.
     [... über den Solisten ... am Konzertbeginn Schuberts Große C-Dur-Symphonie ... am Ende 3 Stücke aus Berlioz' "Damnation of Faust" ...]." [keine Signatur] (°°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189701305, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189701305
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11