zurück 11.3.1906, Sonntag ID: 190603115

Das Deutsche Volksblatt Nr. 6173 bespricht auf S. 9 das Konzert vom 4.3.1906 (mit der 9. Symphonie):
     "Konzerte. Geraume Zeit währte es, ehe unsere zaghaften Philharmoniker dem größten modernen Symphoniker, Anton Bruckner, die Ehre erwiesen, seine »Neunte« aufzuführen. Ferdinand Löwe, der Wagemutigere, hatte die Wiener durch mehrfache und stets auf das sorgfältigste vorbereitete Wiedergaben mit den Schönheiten der Partitur längst vertraut gemacht und so erscheint es leicht erklärlich, daß man nun auch die Aufnahme dieses leider unvollendeten Riesenwerkes im Spielplane der ausgezeichneten Künstler mit doppelter Freude begrüßt. Ein Sturm von Beifall, der sich mit besonderer Stärke nach dem genialen und mit berückender Virtuosität gespielten Scherzo über die Häupter der vielleicht darob erstaunten Philharmoniker entlud, bezeugte, daß dieser nur allzu ängstlich erwogene Schritt nicht zu bereuen sei. Und auch Dr. Karl Muck, dem diesmal die Führung zugefallen, durfte sich eines so großen Erfolges vom Herzen freuen. Seine klugen Befehle trugen nicht wenig zur klaren Ausführung und somit zum Verständnisse des Werkes bei. Auch der Umstand, daß er das III. Brandenburgische Konzert von Bach, das nur die Streicher beschäftigt, dieser »Neunten« vorangestellt hatte, kam ihr zugute, während andererseits zu bedauern blieb, daß Bruckners zum Schlußsatze der Symphonie erhobenes »Te Deum« entfiel. [… über ein Konzert mit Busoni ... Signatur auf S. 2] H." (*).
 
In der Nachbesprechung des Konzerts vom 9.3.1906 in The Inter Ocean Nr. 352 (Chicago) auf S. 35 (= S. 7 des Magazins) wird Bruckner kurz erwähnt:
"WHY THE GREATEST WORKS OF MUSIC ARE SECULAR IN THEME
                      BY GLENN DILLARD GUNN.
     At the last concerts of the Thomas orchestra two of the most interesting of modern German composers–Richard Strauss and Hugo Wolf–were represented by works which revealed a new side of their art. [... ausführlich über beide, vor allem Strauss ... über "sacred music" ... Vergleich zur säkularen Musik zu deren Gunsten (auch "Tristan" vs. "Parsifal" ...]. Or if further evidence be desired, then it is again abundantly to be found in this same program, where Bruckner, Strauss, and Wolf alike paled before the mighty light of Wagner, as he sings the power of human love in that grandest of all love songs, the "Liebestod." Search the archives of sacred music as you will. Nowhere will you find a work that in beauty or in power to move the heart can compare to this one song of sorrowing love. Its strength lies not in Wagner's genius alone. It is greatest because it sings the greatest sorrow and the greatest joy the human heart can know." (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 190603115, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-190603115
letzte Änderung: Apr 21, 2023, 12:12