Aufführung der 3. Symphonie durch die Meininger Hofkapelle unter Max Reger im 6. Abonnementskonzert in Meiningen. Auf dem Programm stehen zuvor Werke von Reger (Symphonischer Prolog zu einer Tragödie) und Mozart (A-Dur-Violinkonzert mit Carl Wendling) (*).
Besprechung der Konzerte in Eisenach (8.3.1913) und Hildburghausen (9.3.1913) in der Dorfzeitung Hildburghausen Nr. 59 auf S. 3 bzw. 4:
[Seite 3:]
" Hildburghausen, 10. März. Der dauernd starke Besuch der Abonnements=Konzerte der herzoglichen Hofkapelle ist ein erfreulicher Beweis für die Wertschätzung, die man hier wie in der näheren und weiteren Umgegend der gediegenen Musik angedeihen läßt. Reger macht es in der Tat dem Publikum nicht gerade leicht, er setzt manchmal schwere Kost vor, die dem und jenem wohl [kaum lesbar: viel zu] schwer erscheinen mag, aber er versteht es wiederum, eine Wahl zu treffen, die auch dem weniger Eingeweihten das Gebotene schmackhaft [und] gefällig werden läßt. Um so mehr darf man anerkennen, daß die Zuhörer gern und willig einer meisterlich dargebotenen Musik folgen, die nichts weniger ist als Alltagsmusik. Die bei Regers Übersiedlung nach Meiningen hier ausgesprochene Befürchtung einer gewissen Einseitigkeit in der Wahl der Programme ist nunmehr glänzend widerlegt: Reger hat bisher eine umfassende Vielseitigkeit bewiesen, für die man nur Bewunderung haben kann. Nur drei Namen brachte das Programm: Reger, Mozart, Bruckner; aber welch eine Fülle in den Werken dieser drei so grundverschiedenen Meister! [... über Reger, Mozart und Carl Wendling ...]. Endlich scheint der Bann gebrochen zu sein, der nicht nur zu Lebzeiten Anton Bruckners, sondern auch noch längere Zeit nach dem Tod des großen Wiener Meisters seine Werke der gebührenden Würdigung entzog. Es scheint, als ob der so lange Verkannte endlich Anerkennung finden soll. [... über die Symphonie ...]. Man muß es Reger dank wissen, daß er den verhüllenden Schleier lichtet. [... bedeutende Gedanken, einzelne fremde Einflüsse, aber "ureigene Empfindung" ...]. Der Dirigent sowohl wie die Kapelle hatten sich des schönen Werkes mit voller Hingabe angenommen. Zieht man das Fazit aus den bisherigen Konzerten unter Regers Leitung, so muß konstatiert werden, daß die Kapelle unter seiner Führung rüstig fortgeschritten ist, daß Straffheit und Gediegenheit keinen Wunsch offen lassen und wir rufen beiden zu: Auf Wiedersehen im nächsten Winter!" [keine Signatur]
[Seite 4:]
" § Eisenach, 9. März. Die Meininger Hofkapelle beendete gestern abend unter Hofkapellmeisters Dr. Max Regers Leitung die Reihe ihrer im hiesigen Stadttheater veranstalteten Abonnementskonzerte. Da das Programm das gleiche war, wie das im heutigen Konzert der Meininger in Hildburghausen, erübrigt sich ein Eingehen auf die einzelnen Werke. Summarisch mag festgestellt werden, daß sämtliche Tonschöpfungen in unvergleichlicher Weise zum Vortrag kamen und der Kapelle und ihrem Leiter, vor allem aber auch dem mitwirkenden Prof. Wendling=Stuttgart, lebhaften und wohlverdienten Beifall brachten. [… Lorbeerkranz …]. Am Schluß wurde Reger immer und immer wieder hervorgerufen und mit lauten Bravorufen ausgezeichnet. Wenn wir rückblickend den Stand der Hofkapelle unter Regers Leitung einer Betrachtung unterziehen, so muß festgestellt werden. daß sie, was Disziplin und Ausdrucksfähigkeit anlangt, völlig auf der alten Höhe steht. In ihrem Spiel herrschte stets eine Plastik der Darstellung, wie sie oft selbst unter Steinbach nicht erreicht wurde. Groß und von tiefstem Ernst getragen, strömten in allen zu Gehör gebrachten Tonwerken die Wogen der Töne dahin und ließen alle Unterschiede der Stimmungen zu faszinierendem Ausdruck gelangen. Diese vollendete Kunst kan nur das Produkt von dem Können des Einzelnen und dem Einfluß des Leiters sein. Möge sie auch in Zukunft auf gleicher Höhe bleiben.“ [keine Signatur] (**).
" § Eisenach, 9. März. Die Meininger Hofkapelle beendete gestern abend unter Hofkapellmeisters Dr. Max Regers Leitung die Reihe ihrer im hiesigen Stadttheater veranstalteten Abonnementskonzerte. Da das Programm das gleiche war, wie das im heutigen Konzert der Meininger in Hildburghausen, erübrigt sich ein Eingehen auf die einzelnen Werke. Summarisch mag festgestellt werden, daß sämtliche Tonschöpfungen in unvergleichlicher Weise zum Vortrag kamen und der Kapelle und ihrem Leiter, vor allem aber auch dem mitwirkenden Prof. Wendling=Stuttgart, lebhaften und wohlverdienten Beifall brachten. [… Lorbeerkranz …]. Am Schluß wurde Reger immer und immer wieder hervorgerufen und mit lauten Bravorufen ausgezeichnet. Wenn wir rückblickend den Stand der Hofkapelle unter Regers Leitung einer Betrachtung unterziehen, so muß festgestellt werden. daß sie, was Disziplin und Ausdrucksfähigkeit anlangt, völlig auf der alten Höhe steht. In ihrem Spiel herrschte stets eine Plastik der Darstellung, wie sie oft selbst unter Steinbach nicht erreicht wurde. Groß und von tiefstem Ernst getragen, strömten in allen zu Gehör gebrachten Tonwerken die Wogen der Töne dahin und ließen alle Unterschiede der Stimmungen zu faszinierendem Ausdruck gelangen. Diese vollendete Kunst kan nur das Produkt von dem Können des Einzelnen und dem Einfluß des Leiters sein. Möge sie auch in Zukunft auf gleicher Höhe bleiben.“ [keine Signatur] (**).
Alois Obermüller, Stadtpfarrer in Vöcklabruck, bestätigt, von der Stiftsvorstehung St. Florian aus dem Nachlass Ignaz Bruckners als Legat für eine Meßstiftung 200 Kr erhalten zu haben (***).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 191303115, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-191303115letzte Änderung: Aug 06, 2024, 21:21