zurück 20.5.1869, Donnerstag ID: 186905205

Die Welser Liedertafel ernennt auf Antrag von August Göllerich sen. Bruckner zum Ehrenmitglied (*).

Brief Bruckners an Schiedermayr:
     Über die Erfolge in Nancy. Zeitungslob in Nancy, Lyon und Paris. Konzerte in Paris bei Merklin und in Notre Dame (Improvisationsthema [von Chauvet]). Der Erfolg habe seine Gesundheit geschwächt. Grüße von Pater Schneeweiß und Nanni. Dank für die Hilfe an Ostern. Waldeck schrieb wegen e-moll-Messe. »Frohsinn« und Musikverein sollen gut proben. Aufführung im Freien? (**).

Notiz der Linzer Zeitung Nr. 113, S. 479, datiert 19.5.1869, über Bruckners gestrige Rückkehr aus Nancy:
      »Linz, 19. Mai.
   [...] * (Professor Bruckner.) Heute ist Herr Anton Bruckner von dem Orgelwettkampfe in Nancy zurückgekehrt und hat mit dem Frühzuge Linz passirt. Wie wir vernehmen hat der ausgezeichnete Künstler den ersten Preis davon getragen und in der Notre=Dame=Kirche zu Paris durch die großartige Behandlung der Orgel die staunende Bewunderung der Fachkenner hervorgerufen.« (***).

Über Bruckners Erfolge in Frankreich berichtet auch das Wiener Fremdenblatt  Nr. 138 auf S. 2 des Abendblattes:
     " * Herr Anton Bruckner, Professor am Wiener Konservatorium der Musik, hat nicht nur zu Nancy bei dem Orgelkonzert den ersten Preis errungen, sondern auch in Paris Triumphe seiner Orgelspielkunst gefeiert." [keine Signatur] (°).

Die »Espérance« druckt einen Artikel der »Reforme musicale« ab, der das Konzert vom 7.5.1869 schildert (erwähnt werden Cavaillé-Coll, Chauvet, Sergent, Notre Dame, St. Sulpice, Trinité) [in deutscher Übersetzung]:
»Am Freitag, dem 7. Mai war Anton Bruckner, Hoforganist und Professor für Kontrapunkt am Wiener Konservatorium, in Paris. Er wollte dort die Orgeln kennenlernen, die das angesehene Haus Cavaillé-Coll in Notre-Dame und St. Sulpice erstellte. Wir haben Anton Bruckner in Notre Dame gehört, nachdem die Angestellten der Firma Cavaillé-Coll und zwei Pariser Organisten, Chauvet und Sergent, die Register und Spielhilfen erläutert hatten. Er konnte sich über die reichen Möglichkeiten informieren, die dieses Instrument für den Künstler bereithält. Wir haben in Bruckner einen dieser geistvollen Musiker kennengelernt, wie sie für Deutschland so typisch sind. Er ist in allen Künsten des Kontrapunkts und den kompliziertesten Modulationen mit der Ungezwungenheit des wahren Meisters, bei dem man die spielerische Beherrschung seines Instruments voraussetzen kann, zu Hause. A. Chauvet, der Organist der Trinité, hat ihm das Thema zu einer Fuge in d-Moll vorgelegt, und sogleich wurde daraus eine meisterliche Komposition wie aus einem Stück mit Einleitung, Thema, Gegenthema und Finale. Einfach brillant, gekonnt, voll innerer Glut und prachtvoll durchgeführt! Die Orgel von Notre-Dame schwang in ihrer ganzen Klangfülle mit und schien der hohen Begabung des Organisten die feierliche Weihe zu geben. A. Bruckner ist drei Tage länger in Paris geblieben, um noch einmal nach Notre-Dame zurückzukehren und auch auf der Orgel der Trinité zu spielen. Er ist begeistert von den Instrumenten das Hauses Cavaillé-Coll.« (°°).

Über Bruckners Erfolg in Nancy schreibt auch »Der Wanderer« Nr. 138:
   »- Hr. Anton Bruckner, Professor am Wiener Konservatorium der Musik, ist von seiner Kunstreise wieder zurückgekehrt. Er hat nicht nur zu Nancy den ersten Preis errungen, sondern auch in Paris glänzende Triumfe seiner Orgelspielkunst gefeiert und Pariser Blätter erklären, daß man jetzt erst wisse, welches Meisterwerk die Orgel der Notre=Dame=Kirche sei.« (°°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 186905205, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-186905205
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11