zurück 22.2.1876, Dienstag ID: 187602225

(*) Kritik Hanslicks über die 2. Symphonie in der »Neuen Freien Presse« Nr. 4128 auf S. 7, signiert »h.«:
»(Concert.) h. Das dritte Gesellschafts=Concert wurde mit einer Symphonie von Anton Bruckner eröffnet, welche der Componist persönlich dirigirte. [... über den Begriff »neu« ...] Für die "Zweite in D-moll" war ja obendrein durch die Zeitungsnotiz agitirt worden, Richard Wagner habe ... die Widmung der Partitur angenommen [... Wiederholung der alten Vorbehalte gegen das Werk ... über den gewaltsam-demonstrativen Beifall und den Protest dagegen durch Zischen ...] kann man diese ganz ausnahmsweise Opposition nur als einen Act der ästhetischen Nothwehr des Stammpublicums der Gesellschafts=Concerte auffassen. Jedenfalls wurde mit der Wiederholung von Bruckner's C-moll-Symphonie dem Publicum ein sehr zweifelhaftes Vergnügen und dem Componisten ein ebenso zweifelhafter Dienst erwiesen. - Als ein wahres Labsal empfand man hierauf [...] (*).

(**) Kritik Gehrings in der Deutschen Zeitung Nr. 1487, signiert »F. G.«: »(Gesellschafts=Concert.) Die Symphonie in C-moll von Anton Bruckner,mit welcher vor Jahr und Tag unser Publicum schon einmal bekannt gemacht worden war, wurde gestern unter Leitung des Componisten im dritten Gesellschafts=Concerte als "neu" wieder aufgeführt. Dieselbe nahm eine volle Stunde in Anspruch. Der Erfolg war ein zweifelhafter. [... pflichtet den Zischern bei ... Herbeck trage Mitschuld bei »solchen akustischen und ästhetischen Experimenten« ...] Das Concert endete um 3/4 3 Uhr, statt, wie es angekündigt war, um 1/4 3 Uhr. F. G.« (**).

(***) Besprechung der 2. Symphonie in der »Presse« Nr. 52 auf S. 11 [wie am 29.2.1876 Eduard Schelle?]:
      » - Das gestern im großen Musikvereinssaale unter der Leitung Herbeck's veranstaltete dritte Gesellschafts=Concert mochte wol schwerlich eine so reichliche Entschädigung für die langen durch den Carneval auferlegten musikalischen Fasten geboten haben, wie man sie hoffen und wünschen konnte. Mit dem Programm wenigstens dürfte man nicht allseitig ganz einverstanden gewesen sein. Denn die uns bereits bekannte Symphonie in C-moll von Anton Bruckner, welche die erste Nummer bildete, berührte, so sehr sie auch von einem außerordentlichen Talente zeugt, in ihrer Stylweise eher befremdend als anmuthend. Nichtsdestoweniger erntete der Componist, welcher sein Werk selbst dirigirte, mit demselben einen glänzenden Erfolg. [... über die Vokalstücke ... positives Urteil über das Tripelkonzert ... Ankündigung eines weiteren Berichts [über dieses Konzert (29.2.1876 gemeint?) oder einen kommenden Quartettabend Hellmesbergers ...]« [keine Signatur] (***).

(°) Auch das Fremdenblatt Nr. 52 bringt auf S. 6 einen Artikel, signiert »sp.« [Speidel]:
     »(Drittes Gesellschafts=Konzert.) Das dritte Gesellschafts=Konzert hat eine schwere Ladung Musik gebracht, aber es war nicht minder genußreich als lang. Die erste Stelle gehörte Herrn Anton Bruckner, dem Hof=Organisten und Professor am Konservatorium, der nun auch Lektor an de Wiener Universität geworden ist. Herr Bruckner ist eine der ehrenwerthesten musikalischen Persönlichkeiten unserer Stadt. [... über Bruckners Aufstieg ... Verständnis für Bruckners Sonderstellung ... wohlwollende Kritik, einige Vorbehalte ...] Herr Bruckner erlebte übrigens mit seiner Symphonie einen großen Erfolg; nach sämmtlichen Sätzen wurde er wiederholt gerufen, und als sich schließlich einige ablehnende Stimmen wollten geltend machen, brach ein stürmischer Beifall los. Sicher ist das Eine, das [sic] man Herrn Bruckner als Komponisten nicht länger wird ignoriren dürfen [... Singverein, Beethovens Tripelkonzert hervorragend ...] Wie Schade, daß man musikalische Vorträge nicht photographieren kann! Wir wüßten ein Blatt, um das man sich auf dem Kunstmarkte reißen sollte.   sp.« (°).

(°°) Kritik im Neuen Fremdenblatt Nr. 52 auf S. 4 [wie am 29.10.1873 von Theodor Helm?]:
»(Das dritte Gesellschafts=Concert,) vorgestern Sonntag veranstaltet wurde mit unseres Organisten Anton Bruckner C-moll-Symphonie eröffnet, welche der Componist selbst dirigirte. Wir haben diese Symphonie zuletzt am 26. October 1873 [...] gehört [...] und damals (in der Nummer 298, des Jahrganges 1873 des "Neuen Fremden=Blattes") [...] so eingehend besprochen, daß wir uns heute eine Kritik durchaus ersparen können, was Niemand lieber sein wird, als dem Componisten selbst, welcher gewiß nicht gerne die alten, beim wiederholten Hören sich riesig steigernden Bedenken von Neuem aufgetischt sehen dürfte. [... »errang ... kaum einen Achtungserfolg« ... negatives Urteil über Beethovens Tripelkonzert ...]« [keine Signatur] (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187602225, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187602225
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11