zurück 9.11.1884, Sonntag ID: 188411095

Der Steyrer Alpenbote Nr. 90 berichtet auf S. 3, daß Bruckner von Herzog Max Emanuel für die Widmung des Quintetts ausgezeichnet wurde [vgl. 29.10.1884]:
»Verschiedenes.
(Auszeichnung.) Hof-Organist Anton Bruckner, unser gefeierter Landsmann, wurde von dem Herzoge Max Emanuel in Baiern für die Widmung eines Streichquintettes durch Uebersendung einer Busennadel mit der Herzogskrone in Brillanten ausgezeichnet.« (a).

Das Neuigkeitsweltblatt Nr. 260 auf S. 3 (S. 1 des 2. Bogens) ["O justi"] (b)

und der Localanzeiger der »Presse« Nr. 309 auf S. 7 in seinem Kalendarium ["O justi"] (c)

machen (beide mit Angabe der Uhrzeit »11 Uhr«) auf die heutige Kirchenmusik aufmerksam.

Brief Bruckners (vermutlich an Theodor Helm):
    Heute dirigiere er um 11 Uhr in der Hofkapelle die f-Moll-Messe, über die Hanslick und Speidel einst so schön geschrieben hätten, mit den Einlagen ”Christus factus est” und ”Os justi” (d).

In der Hofkapelle dirigiert Bruckner die f-moll-Messe, das »Os justi« und die Uraufführung des Graduales »Christus factus est« [WAB 11] (*) und wird von Hellmesberger beglückwünscht (**).
    In den Stimmen haben sich die Eintragungen eines Bassisten [?] »AZ« (***) und mehrerer Musiker im Material der f-Moll-Messe erhalten: »Punkt 12 Uhr. 9.11. 84« am Ende des Credos und »9.11. 84« am Ende der Baßstimme Nr. 3 (°a), »10/11 84« und »[Ende] 9/11 [1]884 12 [Uhr] 33« am Ende der Baßstimme Nr. 5 (°b), »9/II 84« am Ende der 1. Violinstimme Nr. 2 (°c), »9/11 [1]884« am Ende der 1. Violinstimme Nr. 3 (°d), »9. November 1884 Käßmeyer gestorben.« am Ende der 2. Violinstimme Nr. 2 (°e), »:Ende 12 Uhr 30 Min.: [/] 18 9/11 84« am Ende der 2. Violinstimme Nr. 3 (°f), »9/II 1884. Aufführung.« am Ende der Violastimme Nr. 1 (°g), »2. mal 18 9/11 84 Simandl - Braun« am Ende der Kontrabaßstimme Nr. 1 (°h), »9/11. 1884« am Ende der Klarinettenstimme Nr. 1 (°i), »9 Novb 1884« in der Klarinettenstimme Nr. 2 (Gloria, T. 65) (°j) und »9/11 84.« am Ende der Fagottstimme Nr. 1 (°k).
    Als Kritiker war Helm anwesend [s. 25.11.1884].

Kalendereintragung Bruckners: »Am 9. Nov. meine FMesse, Christus factus, Os justi in der Hofkapelle dirigirt.« (#).
    Das Datum 9.11. hat Bruckner in der Monatsübersicht seines Kalenders mit »NB« gekennzeichnet (##).

Brief Loidols an Bruckner:
    Bittet ihn, über das Thema, das der Improvisation in Kremsmünster am 21.8.1884 zugrundelag, eine Orgelfuge auszuarbeiten (°°).

Bericht der Wiener Sonntags-Post über das Konzert vom 4.11.1884 (mit Sätzen aus der 4. und 7. Symphonie):
       "Aus der Musikwelt.
"[...]
    "Dienstag wurde der Bösendorfer Saal mit dem ersten, der Saison 1884-85 angehörigen internen Musikabend, des akademischen Wagnervereines eröffnet. [...] Den Schluß des Concertes bildeten zwei von Herrn Josef Schalk für Clavier übertragene und gespielte Sätze aus zwei Symphonien von Bruckner. Der erste, ein Adagio aus der siebenten Symphonie (in E-dur) hat zwar viel Unmotivirtes, Eigensinniges, ist stellenweise gedehnt, doch mit all den Fehlern versöhnt die wunderbare Schönheit der Themen und die merkwürige, ergreifende Stimmung, die sich in dem Ganzen offenbart. Uebrigens gelangt das Adagio auf dem Clavier nicht zu voller Wirkung, da es ganz orchestral gedacht ist, ebenso wie das darauf folgende humoristische Jagdstück aus Bruckner's Es-dur-Symphonie, das durch seine originellen Gedanken und glänzende Mache von packender Wirkung ist. Das Publikum geizte auch nicht mit seiner Anerkennung, die dem hochbegabten Componisten unverdienter Weise sonst ziemlich karg zu Theil wird. Durchaus befriedigt von diesen [sic!] ersten Wagner=Vereinsabende verließ das zahlreiche und distinguirte Auditorium den Saal." [keine Signatur] (°°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188411095, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188411095
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11