Hans Paumgartner bespricht in der Wiener Abendpost auf S. 6 die Feier vom 13.2.1885 und das Konzert mit dem Chor »Mitternacht« [WAB 80] [s. 22.2.1885]:
»Feuilleton.
Concerte.
Eine Specialität der heurigen Concertsaison waren die Ende Jänner [...] veranstalteten Compositions=Abende. [... über diese drei Konzerte ...] Eine ernste schöne Feier veranstaltete der Wiener akademische Wagner=Verein am 13. Februar zum Gedächtnisse an den vor zwei Jahren uns durch seinen jähen Tod entrissenen Meister Richard Wagner. [... über weitere Konzerte und Liederabende ...] Der Wiener akademische Gesangverein brachte in seinem letzten Concerte unter der Leitung seines tüchtigen Leiters Herrn Universitäts=Musikdirectors Professors Rudolph Weinwurm verschiedene Männerchöre und außerdem gemischte Chöre von Johannes Brahms und Heuberger zur Aufführung. [...] Eine hochinteressante, bedeutsame Tondichtung ist Bruckners Männerchor "Um Mitternacht" mit Tenorsolo und Klavierbegleitung. Der Zug einer wahrhaft großen, künstlerischen Empfindung geht durch diese Composition, an deren Ausführung sich Herr Schaumann durch den Vortrag des Tenorsolo mit Glück betheiligte. [...] Wir freuen uns, daß der akademische Gesangverein unter Weinwurms Leitung ein so prosperirendes künstlerisches Dasein führt, wie die letzten Vorträge es wieder auf das wirksamste bezeugten. [... über weitere Konzerte ...] Unstreitig gewährte die zum Schlusse aufgeführte Haydn'schen [sic] Symphonie in C (im Jahre 1788 für Paris componirt) eine wahre Erquickung. An dem seeligen Mittelsatze in F-dur kann man sich wohl niemals genug satt hören.
dr. h. p.« (*).
Hinweis auf das heutige Konzert in der 2. Beilage der Allgemeinen Zeitung (München) (**).
Um 19 Uhr 2. Abonnements-Konzert der Kgl. Hofkapelle im Odeon-Saal in München. Neben Werken von Schumann (5 Lieder, zum Teil nach Justinus Kerner, gesungen von Lili Dreßler - ursprünglich waren von Brahms Romanzen aus Tiecks »Magelone«, gesungen von Eugen Gura, vorgesehen (**a)) und Fr. Sander (Violinstücke »Legende« und »Capriccio«) erklingen, von Levi dirigiert, Werke von Mehul (Ouvertüre »Die Jagd Heinrichs IV.«), Viotti (22. Violinkonzert, Solist Benno Walter) und Bruckners 7. Symphonie (***).
Anwesend sind Rheinberger (°), Prof. Riehl [»Pfui« beim Beckenschlag], Josef Schalk (°°), Fiedler (°°°), die Kritiker Porges, Ostini und Marsop (#), Heyse (##), Richard Strauss (»sehr originelle Sinfonie eines alten Wiener Organisten Anton Bruckner«) (###) und der 15jährige August Schmid-Lindner (a), vermutlich auch Ludwig Thuille (b), Hermann Haböck (b1) und Ferdinand Löwe (c) und sicher wohl auch die Teilnehmer der Nachfeier.
Nach der umjubelten Aufführung der 7. Symphonie erhält Bruckner zwei Lorbeerkränze, einen von der Gesellschaft »Allotria«, in deren Clubräumen anschließend gefeiert wird. Anwesend sind u.a. Kaulbach, Defregger, Uhde, Heyse, Stieler, Fiedler, Ostini, Levi, Franz Fischer und Bruckners Wiener Freunde Josef Schalk, [Löwe, Eckstein und Almeroth] (d), ein junger Mann namens Busch (e), der Schüler Hans Schilling (überliefert seine Lehrer Thoms, Ranftler und Horbelt als Orchestermitglieder) (f), vermutlich Lenbach (g), vielleicht auch Piloty [siehe die Anmerkung] (h).
Das Münchner Fremdenblatt Nr. 69 verzeichnet auf S. 7 (»In München angekommene Fremde«) für das »Hotel Vier Jahreszeiten.« auch »[...] Bruckner, Profess., Wien [...]« (i).
(Vortragsübung am Wiener Konservatorium (j)).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188503105, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188503105letzte Änderung: Dez 20, 2024, 23:23