zurück 9.5.1885, Samstag ID: 188505095

Besprechung des Konzerts vom 2.5.1885 (mit dem »Te Deum« und dem Quintett) (signiert »-ff.« [vermutlich: Otto von Kapff]) in der Deutschen Kunst- und Musikzeitung XII Nr. 17 auf S.214:
           »Concerte.
     Das Concert, welches der "Wiener akademische Wagner=Verein" am 2. d. M. [... Text bei 120/98f, mit geringen Abweichungen: ... dürfte es doch jetzt ...] [Inhalt der Auslassung bei 120/99: über die Interpretation und die Interpreten: Hellmesberger sen. und jun., Maxintsak, Th. Schwendt ... Klavierbearbeitung des »Te deum« stammt von Josef Schalk ...] Der Componist dirigirte in lebendigster Weise sein Werk selbst und wurde, wie nach seinem Quintett, am Schlusse mit den schmeichelhaftesten Beifallsovationen überschüttet. -ff.« (*).

Brief Bruckners an König Ludwig II.:
     Dankt für die Entschließung, die Widmung der 7. Symphonie anzunehmen. Wagner habe ihn stets ausgezeichnet; nun sei ihm in König Ludwig ein weiterer Förderer entstanden. Er habe zu wenig Zeit, um sich auch der dramatischen Komposition zuzuwenden. Bittet, eine Aufführung der 7. Symphonie [in München] zu gestatten (**).

Brief Bruckners an Mottl:
     Dankt für Mottls Brief; weiß nicht, ob Mottl eine Partitur [der 7. Symphonie] hat - er würde seine schicken können. Gutmann habe den Druck übernommen. Soeben habe er sich bei König Ludwig II. bedankt. Alles Levis Werk! Ob nicht nach dem Adagio noch das Scherzo zu empfehlen sei? [PS:] Hans Richter dirigiere in London im Doktormantel! Wetzler wolle das »Te deum« drucken. Dankt für das neue Schreiben Mottls. Adagio-Tempo langsam. Bei Trauermusik (fff!) an Wagner denken! (***).

(°) H. M. Schuster bespricht in der Allgemeinen Kunst-Chronik IX, Nr. 19, auf S. 374 das Konzert vom 2.5.1885 (mit Quintett und »Te deum«). Die 7. Symphonie sei [von den Wiener Philharmonikern] für die nächste Saison einzuplanen.
     Die längst fällige Verleihung der Ehrendoktorwürde an Bruckner durch die Wiener Universität wäre, nachdem Hans Richter in Oxford so ausgezeichnet wurde, zugleich eine eminent patriotische Handlung (°).
                »Musikalisches.
(Die Bruckner-Feier des akademischen Wagnervereines. Das Gastspiel Broch in der Oper.)
     Der 2. Mai dieses Jahres war einer der verdienst- und ehrenvollsten Tage für den akademischen Wagnerverein. So recht trat nämlich wieder die Bedeutung dieser Körperschaft als Bahnbrecherin für das Grosse und Edle in der Tonkunst, und als Führerin zu einem echt künstlerischen Concertwesen hervor. [... zwei Werke Bruckners ...]
     Der Eindruck von beiden war überwältigend, obwol vom Quintett in ebenso bedauerlicher, wie unmotivirter Weise nur die drei ersten Sätze aufgeführt worden. [... über die kühne, aber schlüssige Harmonik Bruckners ... Quintett-Adagio als zweiter Satz geschildert ...]
     Nun aber zum Te-Deum! Sagen wir es nur gleich, dass eine ebenso bedeutende Composition desselben Textes höchstens bei Bach und den alten Italienern, in unserem Jahrhundert aber gewiss nirgends existirt. [...] Und diese ungeheuere Wirkung hat es schon mit der einfachen Begleitung von zwei Clavieren gemacht, welche übrigens von den Herren Schalk und Erben auf's Trefflichste gespielt wurden, ebenso wie der Chor nicht nur mit technischer Exactheit, sondern auch mit schönstem wärmsten Vortrag sang. Wie aber muss es erst mit Orchester wirken! Davon uns einen Begriff zu geben, das heisst, es mit Orchester aufzuführen, muss also geradezu als eine kategorische Pflicht unserer grossen Musikinstitute, namentlich der Gesellschaft der Musikfreunde bezeichnet werden (wogegen es keinen Einwand gibt), und zwar schon für die nächste Saison, geradeso, wie die Philharmoniker die nunmehr von König Ludwig II. von Bayern als Widmung angenommene, in Leipzig und München so gefeierte 7. Symphonie aufführen müssen, um nur den oberflächlichsten Anforderungen zu genügen.
    Da der Berichterstatter selbst ein alter akademischer Bürger der Universität Wien ist, [... Text bei 354/208 originalgetreu ...] [... über die Sängerin Jenny Broch ...]
          Dr. H. M. Schuster.« (°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188505095, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188505095
letzte Änderung: Dez 26, 2023, 13:13