zurück 18.1.1886, Montag ID: 188601185

Brief von Linzer Freunden an Bruckner:
    Angesichts der Erfolge in Deutschland sei die Wiener Clique endlich gezwungen, seine geniale Begabung anzuerkennen. Glückwünsche [zum Erfolg des ”Te deum”]. Unterzeichnet von Emmy und Franz Reininger (Kaufmann, 1859/60 Vorstand des »Frohsinn«), Wilhelm Habison (Advokat, seit 1861 Frohsinn-Mitglied), Julius Wimmer (Druckereibesitzer), Joseph Straberger (Postbeamter, Frohsinn-Mitglied),Wilhelm Floderer (Chormeister), Karl Kerschbaum (Beamter, seit 1851 Frohsinn-Mitglied), Julius Schneck (Archivar des »Frohsinn«), Carl Gilhofer (Kaufmann), Albert Foltz (Buchhalter), Adolf Dürrnberger (Advokat und Gemeinderat), Dr. V(?), Kurt Mahner (?), Franz Dimmel (Kaufmann), Julius Titze (Feigenkaffeefabrikant), Dr. S(?), Karl Stupöck (Lehrer, seit 1860 Frohsinn-Mitglied) und Johann Hueber (Lehrer, seit 1862 Frohsinn-Mitglied) (*).

Kalendernotiz Bruckners (bei den Gebetsaufzeichnungen): »Fr Kathi 18. Jänner für Febr. 7 fl gezalt.« (**).

Kritik zum »Te deum« [10.1.1886], signiert »Florestan« [= Woerz], in der Wiener Sonn- und Montags-Zeitung Nr. 3 auf S. 3:
                »Concerte.
    Im dritten Gesellschaftsconcerte hatten die Chor= und Solokräfte des Singvereins vollauf zu thun, denn auf dem Programme standen „Mirjam's Siegesgesang” von Schubert, die „Sieben Worte des Erlösers” von Heinr. Schütz und Anton Bruckner's „Te Deum”, welche zwei letzteren Werke bei dieser Gelegenheit in Wien zur ersten öffentlichen Aufführung gelangten [... über die Unterschiede zwischen Schütz und Bruckner ...] Wie einfach, innig und rührend klingen die religiösen Töne aus dem Jahre 1645 an unser weltliches Ohr, und wie geschraubt, äußerlich und gewaltthätig arbeitet das Te deum vom Jahre 1884 mit allem Aufwande der modernen Instrumentalmusik auf eine Wirkung los, die ihm - falls sie eine religiöse sein sollte - leider gänzlich versagt bleibt, die aber auch vom rein künstlerischen Standpunkte aus unser Bedauern wachruft.
    [... im ersten und letzten Teil "hohe Schönheit ... Majestät", der Geist der Zerfahrenheit schlage aber alles "mit wahrer Oppositionswuth in tausend Trümmer" ... kein religiöses,sondern ein bizarres Tonwerk ... das geistige Band fehle ... das kirchliche Moment fehle ... Kritik an den Ausführenden ... man könne sagen,] daß der Sopran, Alt und Baß nicht richtig, der Tenor hingegen falsch sang. [...] Er [Schütz] war ein Neuerer, ein Anhänger des dramatischen Styles, vielleicht ein Stück Bruckner des 17. Jahrhunderts. Möchte doch der Bruckner des 19. Säculums mit seinem Te Deum die Concertbesucher der künftigen Generationen so erheben, wie der alte Sagittarius mit dem „Lallen” seiner sieben Worte uns erhoben hat. [... kurz über weitere Konzerte ...]
               Florestan
.« (***).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188601185, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188601185
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11