zurück 10.4.1886, Samstag ID: 188604105

Kritik des »Te deum« in den Münchener Neuesten Nachrichten [recte: 9.4.1886?] (*a)
und in der Allgemeinen Zeitung München Nr. 100, 2. Beilage, auf S. 1f: (*b)
      »Bayerische Chronik.
München, 9. April. [...] [signiert mit dem griechischen Buchstaben »my«] (Die musikalische Akademie) gab am Mittwoch den 7.d. unter Mitwirkung der kgl. sächsischen Kammersängerin Frau Schuch=Proska ihr drittes Abonnement=Concert. [... über Mendelssohn, die Sängerin und den Harfenisten Skerle ...] Der Schluß des minder gut besuchten Concertes brachte das Bedeutendste, eine Novität, die am Orte ihrer Entstehung, in Wien, zur Zeit die musikalischen Gemüther pro und contra nicht wenig erhitzt hat - das "Te Deum" für Chor, Soli, Orchester und Orgel von Anton Bruckner, zu dessen ziemlich später Anerkennung beigetragen zu haben auch München sich rühmen darf, [... über das Werk dieses »trotz seines Alters so feurigen Componisten«: genial, großartig angelegt, von elementarer Gewalt ... würdige Aufführung, Erwähnung der Solisten ... Text buchstabengetreu bei 1101/252f (ohne die typographische Hervorhebung der lateinischen Wörter, Tedeum später immer Fraktur) ...] immer stürmischer gerufene Componist dankend erschien.« [keine namentliche Signatur] (*b).

Kalendernotiz Bruckners (bei den Gebetsaufzeichnungen): »Montag Dr [Behn] 1/2 10 Uhr.« (**).

Die Linzer Zeitung (***) und die Linzer Tagespost Nr. 82 auf S. 4 (°) kündigen das Konzert vom 15.4.1886 (mit »Germanenzug«, »Um Mitternacht« [WAB 90], 3. Symphonie und »Te deum«) an:
(***)   » * (Liedertafel "Frohsinn".) Das Programm [...] enthält folgende Compositionen [... die Werke, Mitwirkende (noch G. Meder als Tenorsolist angegeben, Frau Kerschbaum kehre nur auf Bruckners brieflichen Wunsch hin auf das Konzertpodium zurück ...]« (***),
(°)   » § Liedertafel Frohsinn. Das Programm [...] enthält folgende Compositionen [... mit (***) identischer Inhalt]« (°).

Ankündigung der morgigen Aufführung von »Trösterin Musik« in der Musikalischen Rundschau Nr. 21 auf S. 240 [Text wie am 7.4.1886] (°°).

(°°°) Robert Hirschfeld bespricht in der Allgemeinen Kunst-Chronik Nr. 15 auf S. 318-322 die Aufführung der 7. Symphonie [am 21.3.1886]:
                »Musik.
     Dass in Wien ein kräftiges, reges Musikleben herrscht, wird kein eifriger Kaffeehausbesucher leugnen wollen. [... in den Konzertsälen herrsche öde Einsamkeit, den Pulsschlag des Musiklebens vernehme man im Rauschen der Tagesblätter ...] So eine Bruckner'sche Symphonie, und sei es selbst die siebente, fängt erst zu leben an, wenn sie nicht mehr dem aufmerksamen Hörer, sondern schon dem geneigten Leser im Zerrbild einer Laien-Analyse gegenübergestellt wird. Dann findet erst das Publicum den bequemen Standpunkt für kritische Beurtheilung. [... und könne über Begriffe wie »Verwesungs-Contrapunkt«, »krankhaft« und »aufgeblasen« [Dömpke und Hanslick am 30.3.1886] nachdenken ... Leute, die winters Kritiken schreiben und sich im Sommer dafür stärken, seien nicht berechtigt,] einem Künstlergreise mit unflätigen Worten zu begegnen, der in schwerem Ringen und Kämpfen den höchsten Aufgaben der Tonkunst, der Symphonie und Messe, sein ganzes ernstes und heiliges Streben zugewendet hat. [... diese Zeitschrift habe schon viel für Bruckner getan, eine gründliche Analyse werde aber auf später verschoben ...] Kleinliche Parteikämpfe, hässliche Polemik und übertriebene Lobeshymnen haben die Freude an dem bedeutenden, in vieler Hinsicht hoch interessanten Werke sehr getrübt.
     Mit der Aufführung der Bruckner'schen E-dur-Symphonie leisteten die Philharmoniker unter Richter's Leitung Vortreffliches. [... über die anderen Programmnummern, Klavierabende und das letzte Gesellschaftkonzert, Lob für die »Alt-Rhapsodie« von Brahms ... über den letzten internen Abend des Wagnervereins ...] Vor Allem weiss ich nicht, ob der Verein dazu berufen ist, auch die glattesten Nachahmungen Wagner'scher Musik in seinen Schutz zu nehmen. Herr Adalbert Ritter v. Goldschmidt ist ein so opferfreudiger Kunstmäcen, dass sich der Componist Goldschmidt lediglich dessen häuslicher Pflege getrost anvertrauen kann.
           Dr. Robert Hirschfeld.« (°°°).

Bruckner trifft in St. Florian ein. Im Gästebuch ist verzeichnet "Bruckner" und die Anzahl der Gedecke (Mahlzeiten) mit "3" angegeben. Im Fremdenbuch ist notiert "Bruckner". Er fährt (laut Gäste- und Fremdenbuch) am 12.4.1886 wieder ab (#).

Brief der Liedertafel Frohsinn (unterzeichnet von Milbeck und C. Kerschbaum) an Propst Ferdinand Moser in St. Florian:
     Einladung zum Bruckner-Konzert im Volksgarten-Salon am 15.4.1886 (##).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188604105, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188604105
letzte Änderung: Dez 15, 2024, 9:09