zurück 4.4.1890, Karfreitag ID: 189004045

Konzert des Wiener Akademischen Wagner-Vereins unter Josef Schalks Leitung in der Minoritenkirche mit einem Graduale Bruckners und dem Kyrie der f-Moll-Messe (*) mit den Solisten Anna Bayer und Hans Parger. Als Organist [auch bei der Messe?] wirkt Rudolf Bibl mit (*a).
    Auf dem Programm stehen außerdem Werke von Palestrina (Chor »Tenebrae«), Mozart (Chor »Ave verum«), Hugo Wolf (Geistliche Lieder, gesungen von Ferdinand Jäger), Pergolesi (»Stabat mater«, Soli: Anna Bayer und Anna Budik) und Liszt (»Benedictus« mit Violinsolo (A. Duesberg) und Chor »Pater noster«) (*b).

Bei der Karfreitagsliturgie in St. Florian werden wieder die beiden Responsorien von Aumann mit Bruckners Posaunensatz aufgeführt ["Ecce quomodo" [WAB 265] und "Tenebrae factae sunt" WAB 268] (**).
 
Im Bericht des Deutschen Volksblatts Nr. 450 auf S. 6 (signiert "H. P.") über die außerordentliche Versammlung des Neuen Richard Wagner-Vereins am 25.3.1890 wird Bruckner nicht erwähnt. Göllerich scheint durchgehend anwesend gewesen zu sein (***).
 
Eine Zuschrift an das Linzer Volksblatt Nr. 78 auf S. 1f nimmt Bezug auf den Artikel vom 30.3.1890 und bringt auch Hugo Wolf ins Spiel:
"Ein weiterer Beitrag zur Würdigung der musikalischen Kritik in Wien.
     Wir erhalten folgende Zuschrift: "Es dürfte manche Leser in Oberösterreich interessieren, etwas über gewisse musikalische Zustände in Wien zu erfahren. Da Schreiber dieser Zeilen gut unterrichtet ist, so erlaube ich mir aus Anlass des in Nr. 74 des "L. V." erschienenen Artikels "Ein Opfer der Wiener Musik=Kritiker" einen weiteren Beitrag zu dieser Sache zu liefern. Im Wagner=Verein hat nicht bloß Bruckner, sondern auch noch ein anderer Wiener Componist sehr opferwillige Freunde. Was Bruckner anbelangt, so sind es zwei Professoren, die Herren Löwe und Schalk, die sich durch Vorführen der Bruckner'schen Symphonien auf dem Claviere große Verdienste erworben haben. [...zwei Sängerinnen, die sich für den anderen Komponisten engagieren wollten, drohten gewisse Wiener Kritiker mit ungünstigen Besprechungen ... sogar Inserate der fortschrittlichen Veranstalter würden unterdrückt ... mit Geld könne man die Urteile der "Judenblätter" beeinflussen ... als Beispiel J. E. Habert ...].
     Manche Theater= und Kunstnachrichten in diesen Blättern sind daher sehr vorsichtig aufzunehmen. Um nochmal auf Bruckner zu kommen, so kann ich mittheilen, daß heuer die Schuld nicht auf die Philharmoniker kommt. Das Nähere gehört nicht hieher. Wir möchten nur wünschen, daß unser Freund Bruckner nächstes Jahr ein oder die andere Symphonie den Philharmonikern zur Verfügung stellen möchte." [keine Signatur]
[vgl. den Bruckners Brief an Theodor Helm vom 30.3.1890] (°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189004045, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189004045
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11