zurück 2.8.1890, Samstag ID: 189008025

Bruckner gibt um 1/2 11 Uhr in der Pfarrkirche ein Orgelkonzert (*).
Von seiner erstaunlichen Technik vor allem im Pedalspiel berichtet Josef Schalk, der mit Löwe und Nikisch [bei diesem oder noch einem weiteren Extra-Konzert?] zuhörte (**).

Schreiben der Liechtensteinschen Hofkanzlei an die Hauptcassa:
     Laut Resolution vom 1.8.1890 erhalte Bruckner für das Jahr 1891 300 fl zu der von Fürstenberg veranstalteten Collecte, der Hofrat Zipfl den Betrag zuführen werde. Aktenvermerke von Walcher, Zipfl [?] und Heng... [?] (***).

Das Deutsche Volksblatt Nr. 568 kündigt auf S. 4f die Aufführung des Chores »Sängerbund« [WAB 82] am 16.8.1890 an:
     "[...] Am I. Commers-Abend, Samstag, den 16. August, singen: [...] 1. Oberösterreichisch-Salzburgischer Sängerbund (Vorort Linz): "Sängerbund" von A. Bruckner. 2. [...]" (°).

Auf S. 7 wird ein weiteres Mal der Aufruf vom 16.7.1890 wiederholt:
          "Deutsche Stammesgenossen!
     Die Erkenntnis, daß die überwiegende Mehrheit der Gesangvereine Wiens nur ein sogenanntes Liedertafel=Programm hat und Tendenzen verfolgt, welche mit der deutschen Kunst nichts zu schaffen haben, ferner daß die Leitungen der wenigen guten Chöre einer jeden Aufführung neu=deutscher Musik, wie sie in den größten deutschen Meistern unserer Zeit Wagner, Liszt und Bruckner, eine nie geahnte Höhe erreicht hat, scheu aus dem Wege gehen, hat den Verein schon im Anfange seiner Wirkens veranlaßt, einen eigenen Vereinschor zu gründen, der dieser Aufgabe gerecht werden soll.
     [... ab kommenden Herbst unter Leitung Josef Reiters ...]
     Es gelangen nur Werke größter deutscher Tondichter zum Vortrage: Wagner, Beethoven, Liszt, Bruckner, Bach, Mozart, Weber, Marschner, Schubert, Gluck Haydn, Händel; ferner Werke fremder Meister, die sich durch tiefen, künstlerischen und dem deutschen Geiste verwandten Inhalt auszeichnen Palestrina, Berlioz. [...]" (°a).

Bruckners Mitwirkung bei der Vermählungsfeier vom 31.7.1890 wird im Bericht der Katholischen Blätter Nr. 31 auf S. 1 erwähnt: 
     »Ein Freudenfest im Kaiserhause. [...] Die hehren Klänge der Orgel, die Bruckners Meisterhand dem schönen Instrumente entlockte, mit welchen der Hof bei seinem Eintritt in die Kirche empfangen worden war, verhallten allmählich und tiefe Stille trat ein. [...] Hoforganist Bruckner improvisierte einen ungemein wirkungsvollen Schlußsatz, in den er die Volkshymne einfügte. [...]« (°°),

außerdem in Artikeln der Linzer Zeitung:
"Zur Vermählung der Erzherzogin Marie Valerie.
          Ischl, 31. Juli.
     Nach vollzogener Trauungsceremonie umarmten und küßten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, sichtlich tief bewegt, sowie Erzherzog Karl Salvator und Erzherzogin Maria Immaculata die hohen Neuvermählten wiederholt und in zärtlichster Weise. [... über die Personenreihenfolge beim Auszug aus der Kirche ...]
     Während die Allerhöchsten und höchsten Herrschaften die Kirche verließen, ertönten wieder Orgelklänge. Der Hoforganist Bruckner executirte in ergreifender Weise ein fugirtes Thema mit eingeflochtenen Variationen der Volkshymne. Als die Allerhöchsten und höchsten Herrschaften bei dem Eingange der Kirche sichtbar wurden, ertönten brausende Hochrufe. [... über die Sitzordnung und das Menü der "Allerhöchsten und Höchsten" im Speisesaal des Curhauses ... Geladene und die Suite ins Hotel Elisabeth zur Marschallstafel ... abends Festvorstellung im Theater "Die Alpenrosen von Ischl" ... gestern [30.7.1890] Audienz von Bischof Franz Maria Doppelbauer beim Kaiser ...]" (°°°),

des Neuigkeitsweltblattes auf S. 3 (2. Bogen):
"Zur Vermälung der Erzherzogin Marie Valerie.
[... am Vorabend [30.7.1890] eingetroffen: Herzogin Gisela von Bayern mit Herzog Leopold, die Prinzessinnen Elisabeth und Augusta und die Prinzen Georg und Konrad von Bayern, das Herzogspaar von Cumberland, Herzog Adolf von Nassau, das Erzherzogspaar Karl Ludwig und Maria Theresia, Graf Taaffe ... Schilderung der Stadtausschmückung, der Theatervorstellung ... beim Hochzeitszug außerdem dabei: Erzherzogin Elisabeth Marie, Herzogin Amelie von Bayern, Erzherzog Albrecht Salvator, Erzherzogin Marie Immaculata, Raineria, Erzherzog Ferdinand, Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este und Erzherzogin Karolina, die Bräutigamseltern Erzherzog Karl Salvator und Erzherzogin Marie Immaculata ... in der Kirche zudem anwesend: Kronprinzessin Stephanie mit Erzherzogin Elisabeth, die Erzherzoginnen Maria Josepha und Margaretha Sophia, Erzherzog Ludwig Viktor, Erzherzog Ferdinand IV., Großherzog von Toscana mit Erzherzogin Alice und Erzherzog Leopold Ferdinand, Erzherzog Leopold Salvator mit Donna Blanca, [die folgenden alle mit Erzherzogtitel:] Albrecht, Elisabeth, Friedrich, Eugen, Wilhelm, Josef mit Klotilde, Dorothea mit Prinzen, Leopold, Ernest, Sigismund, Rainer (mit Maria), Heinrich, Herzog Ernst und Herzogin Thyra von Cumberland, Prinzessin Mary von Hannover ...]
          Die Trauung
nahm, wie schon erzählt, Bischof Doppelbaur [sic] von Linz, assistirt vom Hofburgpfarrer Doktor Mayer, Dechant Pfarrer Weinmayer von Ischl und dem Tit.=Hofklapan Cecconi vor. Professor Bruckner, der berühmte Orgelvirtuose und Komponist entzückte die Andächtigen durch sein herrliches Orgelspiel. Nachdem Bischof Doppelbaur die Weihe der Ringe vorgenommen, hielt er folgende Rede, [... vollständiger Text der Ansprache von Bischof Doppelbauer ...]" (#),

der Salzburger Zeitung:
"[...] Beim Eintritt des Brautzuges in die Kirche ertönte ein auf der Orgel meisterhaft gespieltes Präludium über die Volkshymne [...]" (##),

des Welser Anzeigers Nr. 31 auf S. 3:
     "Die Vermählungsfeier in Ischl.
     Schon am Vortage entwickelte sich in den Straßen Ischls ein ungemein reges Leben, welches ganz einen großstädtischen Charakter annahm. [...] Tausendstimmige Hochrufe ertönten, als der Hof bei der Kirche erschien. Um dieselbe Zeit trat der Bischof Dr. Doppelbauer von Linz mit dem Burgpfarrer Mayer aus Wien und Assistenz ein, Schlag 10 Uhr begann das Geläute der Glocken; Orgelklang, entlockt von Bruckners Künstlerhand, ertönte. [...]" (###),

der Welser Zeitung Nr. 31 auf S: 1f:
         "Zum Freudenfeste in Ischl.
     Ischl am Vortage.
     Ischl war schon am Vortage total übervölkert und jeder Eisenbahnzug brachte neue Menschenmassen; viele Häuser standen bereits im Festschmucke. [... S. 2:]
      Der Festtag=Morgen.
[... über den Festtag selbst, den Gottesdienst ...]
     Die hehren Klänge der Orgel, die Bruckners Meisterhand dem schönen Instrumente entlockte und mit welchen der Hof bei seinem Eintritte in die Kirche empfangen worden war, verhallten allmählig und tiefe Stille trat ein. [... über die Trauung ... der Pontificant] blieb dann mit der Geistlichkeit stehen, während der Hof unter den abermaligen Klängen der Orgel die Kirche verließ. Hoforganist Bruckner improvisierte einen ungemein wirkungsvollen Schlußsatz, in den er die Volkshymne einfügte. [... Trauung um 3/4 11 Uhr zu Ende, Dauer des anschließenden Dejeuners 3/4 Stunde, nach 12 Uhr Fahrt in die Kaiservilla ...]" (a),

des Grazer Volksblatts Nr. 176 auf S. 2: "Die Vermählungsfeier. [...] Auf der Orgel erbrauste die Kaiserfuge, von Professor Bruckner gespielt, als der Brautzug sich aufstellte. [... kirchliche Zeremonie ...] Die "Hoch!"=Rufe des draußen versammelten Publicums drangen bis ins Innere der Kirche und übertönten die Klänge der Orgel, auf der Bruckner das Thema der Volkshymne variierte und zuletzt in das 'Hallelujah' Händels überging. [...]" (b),

die Innsbrucker Nachrichten Nr. 176 auf S. 6f:
     "Die Hochzeit in Ischl. [...] Während der Zug in die Kirche trat, spielte der Hoforganist Professor Bruckner, der auf besonderen Wunsch der Erzherzogin=Braut hieherberufen wurde, die von ihm komponirte Kaiserfuge. [... Zeremonie ...] Unter den Klängen der Orgel, auf der Bruckner das Thema der Volkshymne variirte und zuletzt in das Hallelujah Händels überging, und den Hochrufen des draußen versammelten Publikums, verließ der Zug die Kirche. [...]" (c),

die Mühlviertler Nachrichten Nr. 31 auf S. 5:
     "Das Freudenfest im Kaiserhause.
[...] Um 10 Uhr erfolgte unter Glockengeläute und den Klängen der Orgel, welche der Hoforganist Prof. Bruckner spielte, der Empfang der kaiserl. Majestäten und des Brautpaares am Hauptportale. [...] Unter den Klängen der Orgel erfolgte der Auszug aus der Kirche, wobei der hochwst. Bischof den Majestäten das Weihwasser reichte. [...]" (d)

und die Neue Warte am Inn Nr. 31 auf S. 4:
     "[...] Um 10 Uhr erfolgte unter dem Geläute der Glocken und den Klängen der Orgel, welche der Hoforganist Prof. Bruckner spielte, der Empfang der kaiserlichen Majestäten und des Brautpaares am Hauptportale. [...] Unter den Klängen der Orgel erfolgt der Auszug aus der Kirche, wobei der Bischof den Majestäten das Weihwasser reicht. [...]" (e).

Viktor Christ notiert in einer seiner zwei Abschriften der 2. Fassung der 8. Symphonie (ohne das Scherzo) [erhalten am 10.3.1890] beim Adagio »(Dürnberg bei Gerolding im Sommer 1890.)« auf dem Titelblatt und am Ende »Fine. | 2. Aug. 1890« (f).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189008025, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189008025
letzte Änderung: Feb 25, 2024, 14:14