zurück 21.12.1890, Sonntag ID: 189012215

Ankündigung des heutigen Linzer Konzerts in der Linzer Tages-Post Nr. 293 auf S. 4 (die Rubrik datiert "20.23.1890"):

     " § Musikvereins=Concert. Das dritte statutenmäßige Concert, zu dem die Vereinsmitglieder unentgeltlichen Eintritt haben, findet morgen (Sonntag) den 21. d. M., nachmittags 5 Uhr im landschaftlichen Redoutensaale statt. Zu erwähnen ist noch, daß das Programm um zwei Gesangsnummern, gesungen von Herrn Ludwig Haslinger, vermehrt wurde, und daß Anton Bruckners Symphonie Nr. 3 in D-moll zur Aufführung gelangt.".
 
Auf S. 4f der Tages-Post wird Paul Heyses Schreiben [vom 13.12.1890] über die 4. Symphonie am "vergangenen Mittwoch" [17.12.1890, recte 10.12.1890] wiedergegeben:
     " § Paul Heyse über Anton Bruckner. Der Dichter Paul Heyse, welcher am vergangenen Mittwoch der Aufführung der vierten (romantischen) Symphonie von Anton Bruckner unter Leitung des Hofkapellmeisters Levi [sic] in München beiwohnte, hat an unseren Meister in Wien folgendes "Dankschreiben " gerichtet:
     "Verehrter Herr Bruckner! Als ich gestern unserem Freunde Levi mein Entzücken über Ihre vierte Symphonie aussprach [... kompletter Brieftext ...] Sie haben München neu erobert. Ihre Freunde werden dafür sorgen, daß diesem großen Siege noch viele nachfolgen. Nehmen Sie meinen innigsten Dank entgegen für den Genuß, den ich zu den höchsten und unvergeßlichsten meines ganzen Lebens zähle. In wärmster Verehrung grüßt Sie Ihr          Paul Heyse." " (*).
 

Hinweis auf dieses Konzert auch in der Linzer Zeitung auf S. 1473:
          "Linz, 20. December.
[...]

     * (Musikvereinsconcert.) Das dritte statutenmäßige Concert, zu dem die Vereinsmitglieder unentgeltlichen Eintritt haben, findet morgen Sonntag den 21. d., nachmittags 5 Uhr, im landschaftlichen Redoutensaale statt. Zu erwähnen ist noch, daß das Programm um zwei Gesangsnummern (gesungen von Herrn Ludwig Haslinger) vermehrt wurde, und daß Anton Bruckners Symphonie Nr. 3 in D-moll zur Aufführung gelangt." (*b)

und im Linzer Volksblatt Nr. 293 auf S. 2: " - Musikvereins=Concert. Das III. statutenmäßige Concert, zu dem die Vereinsmitglieder unentgeltlichen Eintritt haben, findet morgen Sonntag den 21. d., nachm. 5 Uhr, im landschaftlichen Redoutensaale statt. Zu erwähnen ist noch, daß das Programm um zwei Gesangsnummern, gesungen von Herrn Ludwig Haslinger, vermehrt wurde und daß Anton Bruckners Symphonie Nr. 3 in D-moll zur Aufführung gelangt." (*c)
Auf S. 4 übernimmt die Zeitung den kompletten Artikel des "Vaterlands" vom 19.12.1890: "Ein Ausländer über Anton Bruckner.
     Paul Heyse, welcher am vergangenen Mittwoch der Aufführung der vierten (romantischen) Symphonie von Anton Bruckner unter Leitung des Hof=Capellmeisters Levi [sic] in München beiwohnte, hat an unseren Meister in Wien folgendes "Dankschreiben " gerichtet: "Verehrter Herr Bruckner! Als ich gestern unserem Freunde Levi mein Entzücken über Ihre vierte Symphonie aussprach [... kompletter Brieftext ...] Sie haben München neu erobert. Ihre Freunde werden dafür sorgen, daß diesem großen Siege noch viele neue nachfolgen. Nehmen Sie meinen innigsten Dank entgegen für den Genuss, den ich zu den höchsten und unvergesslichsten meines ganzen Lebens zähle. In wärmster Verehrung grüßt Sie Ihr Paul Heyse."
     Zu diesem Brief schreibt dem "Vaterland" ein Musikfreund: Wir sind gewiss keine Freunde Paul Heyses, aber wir freuen uns aufrichtig, daß selbst Männer, welche tief in der Clique sitzen, die den Kampf gegen die neuere musikalische Richtung mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln führt, aufrichtig genug sind, vor unserem genialen Bruckner sich zu beugen. Freilich geschieht dies nur im Auslande; hierzuland herrscht der alte Terrorismus lustig weiter. Der oberösterr. Landtag hat allerdings sein Herz entdeckt und Anton Bruckner eine Ehrenpension bewilligt; daß aber dieser Act dadurch veranlasst wurde, daß die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien den Lehrer des Contrapunktes und Orgelspieles am Wiener Conservatorium, Anton Bruckner über seine Bitte auf ein Jahr beurlaubte, jedoch gleichzeitig seine Bezüge für dieses Jahr einstellte, das ist wahrlich ein neuerlicher tieftrauriger Beweis dafür, daß die altersschwache Gesellschaft der Musikfreunde ihre wahre Mission gründlich vergessen hat, denn sonst müsste sie stolz darauf sein, daß es ihr gegönnt war einem Tondichter von Gottes Gnaden den irdischen Weg zu ebnen. - München jubelt über Bruckners vierte Symphonie, Wien kennt sie noch nicht! [sic] So ist der Gang der Dinge, der jeden Oesterreicher tief betrüben muss, zumal die Ursache dieser Erscheinung lediglich auf die unverschämten Wühlereien einer hinterlistigen und lichtscheuen Clique zurückzuführen ist, welche den kritischen Schwindel mit der österreichischen Kunst seit Jahren gewerbsmäßig und frech=terroristisch betreibt.
                    Hans L. J. K. Brahmanns."(d).

Aufführung der 3. Symphonie (2. Fassung, Erstdruck) und des Tristan-Vorspiels unter Adalbert Schreyer im 3. Konzert des Linzer Musikvereins um 5 Uhr im landschaftlichen Redoutensaal; bei 2 Gesangsnummern (Gluck, Wagner "Walküre") wirkt Ludwig Haslinger als Solist (Klavierbegleitung: Herr Gruber) mit (**). 
   Dieses Konzert besuchen u.a. Franz Bayer und der (ständig nörgelnde) Oberst Bancalari (**a) und Leberbauer, der danach wegen des Scheiterns seiner musikalischen Pläne fast wahnsinnig wurde (**b).

4. Philharmonisches Konzert unter Hans Richter mit Beethovens »Leonoren-Ouvertüre Nr. 2«, Grädeners Violinkonzert (Solist: Adolph Brodsky) und Bruckners 3. Symphonie (erfolgreiche Erstaufführung der 3. Fassung) im Großen Musikvereinssaal in Wien (***).
   Dieses Konzert besuchen u.a. Josef Gruber (°), Theodor Hämmerle (°°), Mathilde Helm (°°°), Josef Kluger (#), Sibelius (##), Hugo Wolf, Josef Schalk und Schönaich (###), Labor [?] (a) und die Kritiker Stolzing, M. L., Helm, Hanslick, Heuberger, Königstein, Hirschfeld, Paumgartner, Puchstein, Speidel, Kalbeck (b) und Wartenegg (c).

Brief von Jean Sibelius an Aino Järnefelt:
      Bruckner, von dem wohl Wegelius berichtet habe und der der größte lebende Komponist sei, sei ausgezischt worden, von seinen Verehrern aber umjubelt und zum Wagen getragen worden (d).

Kritik über das Quintett [am 27.11.1890] im Neuigkeitsweltblatt Nr. 292 auf S. 9, signiert "Alpha.":
          "Konzerte.
     Unter [sic] den musikalischen Veranstaltungen von Bedeutung, die wir in den Kreis unserer Besprechung ziehen müssen, gehören auch die Quartett=Produktionen von Hellmesberger und Rosé. [...]
     Einem großen Meister der Kunst, der spät, aber doch noch die verdiente Anerkennung erfährt, zollte das Quartett Hellmesberger ebenfalls seinen künstlerischen Tribut, indem es Bruckner's F-dur-Quintett zur Aufführung brachte, welche Gelegenheit das Publikum zum Anlasse nahm, um dem genialen greisen Komponisten eine Ovation zu bereiten. [... über weitere Konzerte ...]          Alpha." (e).

Artikel über Paul Heyses Brief [13.12.1890, über die 4. Symphonie] im Alpen-Boten Nr. 101 auf S. 2:
   "Verschiedenes.
   [...]
   (Paul Heyse an Anton Bruckner.) Der berühmte Dichter Paul Heyse, welcher am vergangenen Mittwoch der Aufführung der IV. (Romantischen) Symphonie von Anton Bruckner unter Leitung des Hofkapellmeisters Levi [sic] in München beiwohnte, hat an unsern Meister in Wien folgendes "Dankschreiben" gerichtet: 
        "Verehrter Herr Bruckner!
      Als ich gestern unserem Freunde Levi mein Entzücken [... kompletter Brieftext ...]
         In wärmster Verehrung grüßt sie Ihr
                 Paul Heyse." (f).

Josef Schalk hatte für heute die 4. Symphonie in Graz geplant (g).

Kalendernotiz Bruckners: Zusatz »Br« bei dieser Woche [Dienst an der Hofkapelle] (h).

Die Neue Freie Presse Nr. 9455 informiert auf S. 7 über die Erstdrucke der 3., 4. und 7. Symphonie: "Musikalien. (Weihnachts=Nova.) Bericht der k. u. k. Hof=Musikalienhandlung Albert J. Gutmann, Wien, Hofopernhaus. [... Bayer, Barbi ...] Bruckner, Symphonien, E-dur, Es-dur, D-moll (vierhändig). [... Brahms, Reinecke, Wagner (Kinderlieder) ...]" (i).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189012215, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189012215
letzte Änderung: Mai 14, 2024, 8:08