zurück 18.1.1891, Sonntag ID: 189101185

Das Deutsche Volksblatt Nr. 732 kündigt mit einem Inserat auf S. 15 das Konzert vom 25.1.1891 mit der 3. Symphonie an:
"Großer Musikvereinssaal. | Vom Wiener akademischen Vereine [sic] veranstaltete | Musik-Aufführung | Sonntag, den 25. Januar, Mittags halb 1 Uhr | unter Leitung des Herrn k.k. Hof=Capellmeisters Hans Richter und Mitwirkung des k. k. Hof=Opern=Orchesters. | Programm: 1. Richard Wagner: Vorspiel zu "Parsival" - 2. Richard Wagner: Siegfried-Idyll. - 3. Anton Bruckner: III. Symphonie D-moll (Richard Wagner gewidmet). [... Kartenverkauf ...]" (*).

Das Linzer Volksblatt Nr. 14 referiert auf S. 2 über einen Artikel in der Neuen Musik-Zeitung (Stuttgart), demzufolge die 4. Symphonie in München [10.12.1890] und das Quintett [am 19.11.1890] viel Beifall fanden:
     " - Urtheil über Anton Bruckner. Die in Stuttgart erscheinende "Neue Musik=Zeitung", welcher gewiss von niemanden "ultramontaner Fanatismus" vorgeworfen wird, schreibt in ihrer ersten Nummer l. J. folgendes: "Anton Bruckners vierte, die sogenannte "romantische" Symphonie, ein Tonwerk von edelster Melodienfülle, das in einem Münchner Akademie=Concerte kürzlich zum erstenmale aufgeführt wurde, riss das Publicum zu wahren Beifallsstürmen hin. Bruckner ist ein geistvoller Musiker, der seine Zuhörer stets zu packen weiß und der nie Banales sagt, trotzdem er viel zu sagen hat; seine Werke leiden nicht an jener musikalischen Blutarmut, welcher man in so vielen modernen Tonschöpfungen begegnet. Bei Bruckner ist alles Feuer, Leben, Begeisterung und darum begeistert er auch die Zuhörer. Einen ähnlich großen Erfolg errang auch Bruckners Quintett in F-dur, das in ganz meisterhafter Wiedergabe den Glanzpunkt der zweiten Kammermusik=Soiré des Hrn. Concertmeisters Benno Walter und seiner trefflichen Kunstgenossen bildete." (**).

[17.1.1891?? Siehe Anmerkung]
Der Konzertbericht zum Philharmonischen Konzert vom 4.1.1891 in der Ostdeutschen Rundschau Nr. 3 auf S. 7f, signiert "C. H." [vielleicht Camillo Horn?], kommt nicht ohne eine Erwähnung Bruckners aus:
   "Wie man "Kritiken" macht.
     Jeder Besucher des letzten philharmonischen Concertes, in welchem Griegs ungemein fesselnde, eigenartige, sich von Satz zu Satz steigernde und schließlich völlig hinreißende Musik zu "Peer Gynt" zur Aufführung kam, wird sich mit größter Freude des herrlichen und so ausgezeichnet wiedergegebenen Tonwerkes erinnern, vielleicht bedauernd, nicht mit diesem wonnigen Gefühle sofort den Concertsaal verlassen zu haben. [... so diesmal Hanslick nicht, da noch sein Liebling Dvorak kam - sonst fliehe er bei der letzten Nummer aus dem Konzertsaal (und berichte dennoch darüber) ... zu lange über Ibsen, nur kurz zur Komposition Griegs geschrieben ...]
     [... Dvoraks Werk am gefährlichen letzten Platz ... spöttisch über Hanslicks Formulierungen (Rettungsversuche) ... auch in der Kunst bestehe die Tendenz,] die Slaven und Juden zum Nachtheil des eigenen Volkes groß zu ziehen. So, um ein Beispiel anzuführen, hat Dvorak schon Jahre lang vor Bruckner eine stattliche Unterstützung bezogen; was aber ist Dvorak neben einem Bruckner?
     So wird Dvorak und Brahms immer und immer wieder dem Publicum aufgedrängt, das es sich in seiner kaum glaublichen Gutmüthigkeit auch ruhig gefallen läßt, so wird Bruckner einmal um's andere Mal von seinem "guten Freund" (Gott bewahre uns vor einem solchen) niedergemetzelt. Doch genug hievon. Im Kurzen noch unsere Meinung über Dvorak.
     [... "nur dort originell, wo er slavisch ist" (dann aber gemein), langweilig und trocken ... "Höllenqual" für die Philharmoniker ...] Ja wären unsere Künstler national, so wäre das und manches andere besser. Wird dies jemals werden? Wollen wir's hoffen!     C. H."  (***).

(Konzert der Philharmoniker unter Hans Richter mit Haydns »Schöpfung« (°)).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189101185, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189101185
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11