zurück 19.7.1891, Sonntag ID: 189107195

Bericht des Steyrer Alpenboten Nr. 57, S. 4, über das Konzert vom 11.7.1891 mit dem Adagio des Quintetts:
           "Oertliches.
(Concert der "Gesellschaft der Musikfreunde in Steyr".)
Das Programm des letzten Vereins-Concertes der "Gesellschaft der Musikfreunde" in Steyr, welches am 11. d. im "Hotel Schiff" stattfand, was derart glücklich zusammengestellt, daß es ein so zahlreiches Publicum fand, wie schon lange nicht. [...] Der III. Satz (Adagio) aus dem Streich-Quintett von Anton Bruckner enthüllt ein unendlich gemüthvolles Seelenleben des berühmten Oratorien-Compositeurs; das Thema klingt wie ein Gebet und ist doch weit entfernt von jeder Süßlichkeit, indem es mehr dem Chorale zuneigt. Das ungemein schwierige Werk wurde im ganzen verdienstvoll aufgeführt und bewies insbesondere Herr Bubla seine große Virtuosität in der Behandlung des Cello. In der Mitte gab es eine nicht unerhebliche Schwankung, die jedoch bald überwunden wurde. [...]" (*).

Über dasselbe Konzert schreibt auch die Steyrer Zeitung Nr. 57 auf S. 3:
     "Gesellschaft der Musikfreunde in Steyr. Das am 11. ds. Mts. im "Hotel Schiff" von diesem Vereine gegebene Concert hatte, wie schon lange nicht, sich eines ungemein zahlreichen Besuches zu erfreuen. [... erwähnt werden Mendelssohn, Amalie Buberl (mit Chopin und Raff), Mascagni, Vincenz Lavogler (Harfe), Franz Bayer (Orgel) ...] Der vom Orchester bestens vorgetragenen Ouverture zur Oper "Don Juan" von Mozart folgte der 3. Satz aus Bruckner's Streichquintett, ein Meisterwerk, dessen Aufführung den dabei betheiligten ausübenden Vereinsmitgliederrn viel Studium gekostet haben mag. In der sechsten Nummer [... Moriz Großauer (Violine), Gounod ... dem Verein sei zu wünschen], daß insbesondere auf die Erfolge des letzten Concertes die Zahl seiner unterstützenden Mitglieder sich mehren möge." [keine Signatur] (**).

Kalendernotiz Bruckners: Zusatz »Br« bei dieser Woche [Dienst an der Hofkapelle (geplant)], der Dienstbeginn nachträglich auf den 18.7.1891 vorverlegt (***).

Parsifal-Aufführung in Bayreuth (°).
Humperdinck notiert in seinem Tagebuch: "19. 7. Erste 'Parsifal'-Aufführung (van Dyck, Materna, Scheidemantel, Grengg und Liepe). In der Wagnerschen Loge zugegen Nikisch, Lamoureux, Mihalowic, Bürklin, Thoma etc. Chöre gut. Im 3. Akt (Verwandlungsmusik) Chor der Ritter einen Takt zu früh." (°°).

Brief von Hugo Wolf an Melanie Köchert:
     Ist in Bayreuth angekommen, unbrauchbare Wohnung. Kontakte mit Humperdinck und Franz Schalk. Josef Schalk und Alois Höfler hätten in Marienbad den Zug verpasst, Boller fast auch. Die Wohnung Franz Schalks und Ferdinand Löwes sei visavis. Gestern bei Sammet (mit dabei u.a. Theodor Köchert, Wolzogen und Winkelmann) (°°°).

Die Neue Illustrirte Zeitung Nr. 42 berichtet auf S. 847 von der Aufführung der 3. Symphonie am 29.6.1891, auf den Text vom 15.7.1891 (oder dieselbe Quelle) zurückgreifend:
                      "Theater und Musik.
[...]
     (In der St. James Hall in London) fand am 29. Juni Abends vor ungemein zahlreicher Zuhörerschaft das sechste Richer=Concert dieser Saison statt. Es bildete gleichzeitig das jährliche Concert des Londoner Wagner=Vereines. Zur Aufführung gelangte zunächst [... Haydn und Wagner (aus Tannhäuser, Tristan und Holländer mit Lillian Nordica ...]. Ferner wurde zum erstenmale in England Anton Bruckner's Symphonie Nr. 3 in D-moll zu Gehör gebracht, fand aber nur eine kühle Aufnahme. Dr. Richter war im Laufe des Abends häufig Gegenstand begeisterter Ovationen." (#).

Bruckner findet Erwähnung in einer Buchbesprechung (signiert "-n.") im "Vaterland" Nr. 196 auf S. 10 (= S. 2 des Beiblatts):
                       "Musik=Literatur.
Die Kunst zu moduliren und zu präludiren. Ein praktischer Beitrag zur Harmonielehre von S. Jadassohn. Leipzig. Breitkopf und Härtel.
     Ein treffliches Buch ist es [... auch zum Selbstunterricht sehr geeignet ... gründlich ...] Die in der neueren Zeit so interessant ausgestaltete Modulationslehre findet eine außerordentlich gediegene Behandlung. Wenn der Verfasser mitunter der freieren modernen Harmonik vielleicht zu große Aufmerksamkeit zuwendet, so ist dies kein Nachtheil des Buches; zeigen doch Lißt's und Bruckner's herrliche Kirchencompositionen deutlich, wie der strenge Styl in unserem modernen Musikleben aufathmet und sich zu neuem Leben entwickelt. Die besten Dienste thäte das Buch wohl beim Orgelunterrichte; deshalb möchten wir auch die Musiklehrer an den Lehrerbildungsanstalten auf dieses vorzügliche Lehrmittel aufmerksam machen.        -n." (##).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189107195, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189107195
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11