zurück 20.9.1891, Sonntag ID: 189109205

Bericht der Steyrer Zeitung Nr. 75 auf S. 3 über Bruckners Orgelspiel am 17.9.1891:
     "In der hiesigen Stadtpfarrkirche hat, unserer Voranzeige gemäß, am Donnerstag um 4 Uhr Nachmittags unser gefeierter Landsmann Herr Professor Anton Bruckner die Orgel gespielt. Er improvisirte über zwei Stellen aus seiner siebenten und der noch nicht vollendeten neunten Symphonie. Ueber das Spiel des bekannten Meisters etwas Weiteres zu sagen ist wohl nicht nöthig. Ein zahlreiches, sehr distinguirtes Publicum hatte sich eingefunden und lauschte durch eine halbe Stunde den herrlichen Tönen.
     Der Hochwürdigste Herr Bischof Franz Maria fuhr, von Gleink kommend, am Donnerstag (nach dem Orgel-Concert in der hiesigen Stadtpfarrkirche) gegen halb 6 Uhr Abends mit seinem hohen Gaste, dem P. T. Herrn Prälaten und Wiener Hofburgpfarrer Dr. Mayer nach Garsten, woselbst die herrliche Kirche besichtigt wurde, deren großartige Bauformen sichtlich die Bewunderun des Herrn Prälaten erregten." (*a).

Ähnlicher Artikel im Alpen-Boten Nr. 75 auf S. 3:
      "Oertliches.
(Professor Bruckner), welcher, wie wir avisiert haben, am Donnerstag nachmittags Kunstliebhabern in gewohnter mustergiltiger Weise einzelne Compositionen vorzuspielen die Güte hatte, fieng mit Themen (sanfteste Register) aus seiner VII. Symphonie an. Er gieng darauf über auf das Thema des Grabmotives [recte "Gralmotives"] aus "Parcifal" (volle Orgel) und endete mit einem Choral aus seiner noch unvollendeten IX. Symphonie. Zu diesem Genusse, welcher uns leider so selten geboten wird, hat sich ein zahlreiches Publicum eingefunden, welches in andächtigster Stimmung dem Spiele folgte." (*b).

Kalendernotiz Bruckners: Zusatz »Br« bei dieser Woche [Dienst an der Hofkapelle], durch graphische Markierung der Dienstbeginn auf den 19.9.1891 vorverlegt (**).

Die Musikalische Rundschau Nr. 26 teilt auf S. 224 mit:
"          Unterrichtswesen.
     - An der Wiener Universität lesen im Wintersemester 1891-1892 Herr Prof. Hofrath Dr. Eduard Hanslick "Geschichte der Oper in Italien und Frankreich". Privatdocent Dr. Max Dietz "Ueber den Einfluss des antiken Ideals auf die Entwicklung der Tonkunst" und Prof. Dr. Anton Bruckner "Harmonielehre" (Unentgeltlich.)" (***).

Die Ostdeutsche Rundschau Nr. 37 bespricht auf S. 6 Wolzogens Schrift »Erinnerungen an Richard Wagner« und erwähnt die Widmungsannahme der 3. Symphonie [vgl. »Ende Februar 1891«]:
           "Musik.
     "Erinnerungen an Richard Wagner",
von Hans v. Wolzogen, erschienen bei Philipp Reclam in der Universal-Bibliothek.
     Wohl mancher Anhänger des Meisters, der mit Begeisterung seinen Offenbarungen in der Kunst gelauscht, hat es in innerster Seele gewünscht, auch ein Bild des Menschen Wagner zu erhalten. Keine Biographie hat bis jetzt diesen Wusnch erfüllt. [...] "Bruckner: Die Trompete!" Dies war auch der Abschiedsruf, nachdem er auf die Bitte seines Verehrers die Widmung der von ihm mit freudigem Erstaunen durchgesehenen D-moll-Symphonie (Nr. 3) gern angenommen und dabei dem bescheidenen Künstler zu dessen nie vergessener Beglückung gesagt hatte: "Lieber Freund, mit der Dedication hat es seine Richtigkeit: Sie machen mir mit Ihrem Werke ein ungemein großes Vergnügen!" So berichtet uns Wolzogen, wie Wagner sich über Bruckner's Genie so innig freute.
      Lernet Wagner zuerst aus diesem Büchlein kennen! so möchten wir allen irrenden Brüdern zurufen.    J. St." [Josef Stolzing] (°). [siehe Archiv]

Die Neue Freie Presse Nr. 9722 kündigt auf S. 8 den Erstdruck der Orchesterstimmen der 4. Symphonie an:
     "Neue Musikalien. (Bericht der k. u. k. Hof=Musikalienhandlung Albert J. Gutmann, Wien, Hofopernhaus.) [...] Bruckner, Romantische Symphonie, Orchesterstimmen. [...]" (°°).

Das Amtsblatt der Wiener Zeitung Nr. 215 veröffentlicht auf S. 419 - 422 das Vorlesungsverzeichnis der Wiener Universität und meldet auf S. 422 unter "VII. Fertigkeiten":
     "[... Stenographie, Gesangscurs unter Rudolf Weinwurm ...] - Harmonielehre: Kenntniß der Drei=, Vier= und Fünfklänge, ihre Vorbereitungen, Auflösungen und Verbindungen in Dur nach den möglichen Fundamentschritten, Uebungen im bezifferten Baß, zwei Stunden wöchentlich, vom Lector Prof. Dr. Anton Bruckner; [... Turnen, Fechtkunst ...]"
[erstmals mit Nennung des Doktortitels!] (°°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189109205, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189109205
letzte Änderung: Jul 20, 2024, 10:10