zurück 7.10.1891, Mittwoch ID: 189110075

Brief von Robert Lienau an Max von Oberleithner:
    Die Partitur der 8. Symphonie sei fertig gestochen (*a). Die ersten Sätze befänden sich bereits in der zweiten Korrektur (zwei Seiten als Stichprobe anbei). Die Stimmen seien in Arbeit (*b).

»Das Vaterland« Nr. 275 bringt auf S. 6 einen Artikel (signiert »Austriacus«), der sich gegen die Kritik an der österreichischen Kirchenmusik richtet, die Franz Xaver Haberl in der »Musica sacra« formuliert hat:
"Angriffe gegen die österreichische Kirchenmusik.
     Der bekannte Director der Kirchenmusikschule in Regensburg, Dr. Franz Xaver Haberl bringt in der letzten Nummer der von ihm redigirten "Musica Sacra" einen Bericht über die jüngst abgehaltene Generalversammlung des Deutschen Cäcilienvereines in Graz, welcher auch mit ziemlicher Ungenirtheit die subjectiven Eindrücke schildert, die sein Verfasser - dies ist eben Dr. Haberl - von den kirchenmusikalischen Zuständen in Oesterreich, speziell in Wien, erhalten hatte. [... über Haberls abfällige Äußerungen, auch über die Hofkapelle  ... im Volksgarten sei ein höheres Niveau ... Reformwille sei vorhanden ...] Wenn aber Herr Haberl [... über Mozart, Haydn und Preyer ...] Anton Bruckner's herrliches "Ave Maria" [WAB 6] einen kirchenmusikalischen Klecks" nennt, dann müssen wir uns wohl heute schon mit der Idee vertraut machen, daß Herr Haberl, wenn er das nächste Mal die Damencapelle im k. k. Volksgarten anzuhören kommt, von unseren Reformen noch immer nicht entzückt sein wird. [... Verzicht auf Klassiker sei undenkbar ...]; wir werden nie auf einen Reformator hören, der Werke eines Lißt, Bruckner, Preyer und Anderer als unkirchlich ausmerzen will. [... Musikentwicklung sei nicht gleich "Entkirchlichung der Kunst" ...]
     Der Umstand aber, daß die "Musica Sacra" den jahrelang geführten Kampf gegen die Kirchenmusik Haydn's, Mozart's und Beethoven's noch immer nicht aufgibt, vielmehr auch die bedeutendsten österreichischen Kirchencomponisten der neueren Zeit - Lißt, Bruckner, Preyer, Habert - beständig verunglimpft, daß also sozusagen Alles Oesterreichische in der Kirchenmusik bekämpft wird, scheint nun doch schon des Momentes der Zufälligkeit zu entbehren. Sapienti sat.          Austriacus." (**).

Die Neue Zeitschrift für Musik Nr. 40 kündigt auf S. 427 eine Wiederholung des "Te deum" in Berlin an:
     "*-* Der Programmentwurf des philharmonischen Chors in Berlin (Dirigent: Siegfr. Ochs) für die kommende Saison enthält neben mehreren Werken von Mozart und Mendelssohn ("Die Walpurgisnacht") eine Reihe bedeutender moderner Tonschöpfungen. [... Liszt, Richard Wagner "Parsifal", Berlioz ...] sowie eine Wiederholung der auf der diesjährigen Tonkünstler-Versammlung zum Vortrag gelangten Chorwerke von Max Bruch und A. Bruckner." (***).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189110075, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189110075
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11